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Wasserratten haben neues altes Ziel

Von Iris Richter 02.07.2008, 17:34

Osterfeld/MZ. - "Früher war das Bad ja immer ein bisschen komisch, aber jetzt gefällt's mir richtig gut", sagt Jessica Papenfuß aus der 4. Klasse der Osterfelder Grundschule begeistert. Josephine Sachtler und Selina Schatz stimmen ihrer Mitschülerin da ganz schnell zu. "Wir kommen jetzt bestimmt öfter", sind sich die Viertklässler einig.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde am Mittwoch das zum Naturbad umgebaute Sommerbad in Osterfeld wieder eröffnet. Rund eine Million Euro ließ sich die Stadt die Kompletterneuerung der Freizeiteinrichtung kosten, wobei mehr als die Hälfte über Fördermittel aus dem Leader-Programm sowie der Städtesanierung finanziert wurde, erklärte Bürgermeister Gerd Seidel (SPD) während der Eröffnung des Bades.

Für das Geld entstand nicht nur ein naturbelassenes Becken mit natürlicher Klärung ohne Chemie, sondern es wurden moderne Umkleide- und Sanitäreinrichtungen geschaffen, der Zugang zum Bad samt Kassenhäuschen und Drehkreuz erneuert und die Außenanlagen neu hergerichtet. Bei aller Skepsis, die es im Stadtrat gab und gibt, dankte Seidel den Räten dafür, dass sie sich entschlossen haben, das über achtzig Jahre alte Bad zu erhalten. Er dankte aber auch Partnern und Sponsoren, die geholfen haben, die Kosten zu reduzieren. "Wir hoffen, dass unser neues Bad noch mehr Kinder und Erwachsene aus der Stadt und dem Umland anziehen wird als früher", so Seidel.

Auch Wirtschaftsamtsleiter Thomas Böhm, der die Grüße des Landrates überbrachte, würdigte die Leistung und den Mut der Stadt, in eine solche Einrichtung zu investieren. Er lobte vor allem das Engagement vieler Ehrenamtler, die sich um das Bad verdient gemacht haben und noch machen. Denn die Restarbeiten an Spiel- und Rasenflächen werden in den nächsten Tagen vor allem von Mitgliedern des Bad-Fördervereins fertig gestellt. Die Vereinsmitglieder hatten schon in den vergangenen Wochen mehrfach zu Arbeitseinsätzen aufgerufen.

Zu den staunenden Gästen der Bad-Eröffnung gehörte am Mittwoch auch der Zeitzer Eberhard Goethel, der bis 1992 dreißig Jahre lang als Schwimmmeister im Osterfelder Bad arbeitete. "Das Bad ist wirklich in Ordnung, schade, dass es nicht schon früher gemacht wurde", bedauert der 79-Jährige fast. Auch Johanna Klemp, mit 95 Jahren älteste Osterfelderin, zeigte sich begeistert. Schon 1943 hatte sie einen Umbau des 1925 errichteten Sommerbades erlebt. "Ich bin ja früher oft hier schwimmen gegangen. Mein Enkel war mit als Bademeister tätig. Hoffentlich gehen die Osterfelder nun auch hierher", meint die Seniorin, die 700 Euro für das Bad gespendet hatte.

Dass die Wasserratten das neue Naturbad auch annehmen, darauf hoffen natürlich Bürgermeister und Rat gleichermaßen. "Natürlich wird es ein Zuschussgeschäft für die Stadt bleiben, zumal wir die Preise so gestaltet haben, dass der Bad-Besuch ein Freizeitvergnügen sein soll, das sich jeder leisten kann. Aber manches sparen wir durch die Modernisierung auch ein", sagt Bürgermeister Seidel.

Früher hätte man jedes Jahr fast 6 000 Euro allein in Spezialfarbe für den Beckenanstrich investiert, nennt er nur einen Posten, der nun wegfällt. Auch auf die Einstellung eines Schwimmmeisters kann man verzichten. Denn Thomas Teuscher, der seit 2002 als Stadtarbeiter tätig ist und eine Rettungsschwimmerausbildung hat, absolvierte einen speziellen Lehrgang und kann nun in der Sommersaison in dieser Funktion im Bad eingesetzt werden. Und der 37-Jährige hatte am Mittwoch auch gleich zu tun, musste er doch den Sprung in die Fluten von Bürgermeister und Räten absichern.