Von Zeitz nach Aachen Von Zeitz nach Aachen: Happy End für Hund Bruno

Zeitz/Aachen - Sorgenkind Bruno ist jetzt vermutlich einer der glücklichsten Hunde der Welt. Und seine Geschichte klingt ein bisschen wie ein modernes Märchen, das davon handelt, wie ein kaukasischer Schäferhund-Mischling - ein ganz wunderbarer, lieber Hund, würde sein neues Herrchen sagen - von Zeitz nach Aachen zieht, um dort ein Zuhause zu finden. Sein Zuhause.
Dabei war seine Vermittlung gar nicht so einfach. Obwohl ein menschenbezogener Kuschelbär, lieb und sozial, der Zweibeiner auch mal mit seinen erdrückenden Liebesbekunden erschreckte, war Bruno eben bärenstark und ungestüm, ein richtiges Fluchttier: Kein Zaun war ihm zu hoch. „Aber das ist wahrscheinlich nur daraus entstanden, weil dieser arme, junge und verspielte Rüde nicht genug beschäftigt wurde“, meinte Karsten Dittmann vom Zeitzer Tierheim, wo Bruno fast ein Jahr lebte.
Mit einem Beitrag in der MZ fing alles an
„Er wusste gar nicht, wohin mit seiner Kraft und Energie.“ Dittmann sah sehr gute Chancen, wenn er in erfahrene Hände käme, weiter erzogen würde und wenn es am Grundstück einen zwei Meter hohen Zaun gäbe. Das war nicht einfach. Bewegung kam in die Sache, als Gerd Heyden im Internet einen MZ-Artikel über Bruno fand. „Tierheim Zeitz - Wunsch fürs neue Jahr: Ein gutes Zuhause für Bruno.“ Heyden besprach sich mit seinen Freunden vom Tierschutz Aachen und schon am nächsten Tag rief er in Zeitz an. Mehrere Telefonate und ein paar Tage später fuhr er mit seinem Hund Moritz nach Zeitz. Schließlich musste die Chemie auch zwischen den Vierbeinern stimmen. Der 17. Januar 2015 wurde ein denkwürdiger Tag, denn am Abend war ein Zeitzer Hund im neuen Zuhause in Stolberg im Aachener Land angekommen, und Gerd Heyden hatte ein Problem: „Im Dezember hatte ich noch ein längeres Auto gekauft, da mit der Transportbox für Moritz kaum Platz für Einkäufe war. Vier Wochen später ist das Auto schon wieder zu klein...“
Trotz Bisswunden die besten Freunde
Dringendste Aufgabe für Heyden war es jetzt, einen neuen Zaun zu bauen. Und dann war da immer noch die Frage, ob es mit Bruno und Moritz klappen würde. „Es gab viele Momente, in denen ich verzweifelt war, wenn mal Bruno, dann Moritz eine kleine Beißwunde hatten“, erzählt Heyden, „aber Ute und Josef Aretz vom Tierschutz kamen öfter zu Besuch und gaben mir wertvolle Tipps und Hinweise.“
Moritz und Bruno verstehen sich inzwischen blendend. Und haben, wie Gerd Heyden schildert, einen geregelten Tagesablauf: „Am Morgen gehen wir erst Gassi, dabei springen beide Hunde bis an meine Ohren vor Freude. Danach bekommen sie getrennt Futter, Bruno macht schön vorher ein ,Sitz’ und dann frühstücke ich, und es gibt ein Stückchen Leberwurstbrot, mal zuerst für Bruno, mal für Moritz. Dann trollen sie ab in den Garten.
Am Abend gehen beide nach dem Fressen noch mal das Grundstück kontrollieren und machen Pipi. Moritz geht in sein Körbchen oder auf den Sessel, und Bruno macht es sich auf dem Sofa bequem nach so anstrengenden und aufregenden Hundeleben-Tagen...“
Ständig auf der Flucht
Für Aufregung sorgte auch Brunos alte Leidenschaft, einfach mal abzuhauen. Als im März vergangenen Jahres der neue, hohe und für sprunggewaltige kaukasische Schäferhundmischlinge unüberwindbare Zaun gesetzt wurde, stellte Heyden auf einmal fest: Bruno ist weg. Er war gesehen worden, eine Frau hatte ihn sogar mitgenommen, weil er ja so ein lieber gutmütiger Schmuser war, doch auch ihr war er ausgebüxt. Schließlich konnte Heyden ihn im Tierheim Aachen abholen. Bruno war glücklich. Er durfte aber vorerst nur angeleint aufs Grundstück. Und zur Hundeschule ging es auch. Dann kam der 12. April 2015.
„Am Sonntag führte ich ein Telefongespräch, sah aus dem Fenster und sah einen Hund wie Bruno mit einer Dame auf dem Waldweg spazieren gehen.“ Es war Bruno. Seine Leine war zerbissen... Nur gut, dass Heyden als Chef vom Aachener Kasperle, einem Verein aktiver Handpuppen-Spieler, so bekannt ist und man inzwischen wusste, dass Bruno zu ihm gehört. Es folgten kurz nacheinander drei weitere Bruno-typische Ausflüge.
Plötzlich im Wohnzimmer
Dann bekam er ein neues Halsband mit Namen und Telefonnummer. Das war gut. Einige Tage später rief nämlich Heydens Nachbarin an: „Also da habe ich mich aber sehr erschrocken! Ich komme aus der Küche und Ihr Bruno sitzt bei mir mitten im Wohnzimmer.“ Dann stand endlich der Zaun. Am wichtigsten ist Gerd Heyden aber: Bruno ist wirklich angekommen. Er hat seinen Stammplatz unter dem Dach vor dem Haus, windgeschützt und trocken. Sollte es Hundedinge zu regeln geben, dann alarmieren sich die Vierbeiner, auf dass sie es gemeinsam tun. „Wenn Spaziergänger vorbeikommen, besonders Reiter, dann alarmiert Bruno Moritz und umgekehrt und los geht es zum Zaun ... und es kommen viele Menschen vorbei, da der Jakobsweg von Köln nach Aachen am Grundstück entlanggeht.“
Wenn Heyden im Garten oder auf dem großen Grundstück zu tun hat, dann sind beide Hunde bei ihm, einer links, einer rechts. „Sie passen auf mich auf und auf das Grundstück“, meint Heyden, „Bruno ist ein treuer Schatz, ein echter Schmusebär, ein ganz lieber Hund aus Zeitz, der nun aber auch einen treuen Untergebenen hat, der Moritz heißt.“ Und schaut man sich die Fotos an, dann möchte man meinen, dass Bruno irgendwie zufrieden und glücklich lächelt... (mz)

