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Verkehrsgefahren Verkehrsgefahren in Zeitz: Tückische Gewohnheit am Kalktor-Kreisel

Von Angelika Andräs 18.05.2016, 08:21
Viele Fahrer, die aus der Weberstraße kommen (im Foto von rechts), brausen nach wie vor einfach durch. So war früher die Vorfahrtsregel. Jetzt aber gibt es den Kreisverkehr, und sie gefährden die Fahrer aus der Altenburger Straße (Blickrichtung) und die aus der Kalkstraße.
Viele Fahrer, die aus der Weberstraße kommen (im Foto von rechts), brausen nach wie vor einfach durch. So war früher die Vorfahrtsregel. Jetzt aber gibt es den Kreisverkehr, und sie gefährden die Fahrer aus der Altenburger Straße (Blickrichtung) und die aus der Kalkstraße. Hartmut Krimmer

Zeitz - „Kann man nicht ein überdimensional großes Schild in der Weberstraße aufstellen und darauf schreiben: Ihr habt keine Vorfahrt mehr!“ Steffen Roeder ist immer noch aufgeregt. Der Berufskraftfahrer mit 30 Jahren unfallfreiem Fahren hat gerade mit Geistesgegenwart einen Zusammenstoß am Kreisverkehr am Kalktor in Zeitz vermieden. „Wenn alle Beinahe-Crashs Unfälle wären, dann wäre das hier ein Unfallschwerpunkt“, meint der Merseburger.

Unfälle lassen sich am Kreisverkehr an einer Hand abzählen. Vor dem Bau des Kreisels waren es mehr. Der Knoten am Kalktor, wo sich Kalkstraße, Steinsgraben. Lindenplatz, Altenburger und Weberstraße treffen, ist auch kein Schwerpunkt für Kontrollen. Die Beschilderung entspricht den Vorgaben für Kreisverkehre.

Neue Regelung

Alles bestens also. Würden nicht immer wieder Fahrer, die die Weberstraße hochkommen, so fahren, als gelte hier noch die alte Kreuzungsregelung: Bis zur Einweihung des Kreisverkehrs hatte man, wenn man aus der Weberstraße kam, Vorfahrt. Jetzt muss der Blick auch nach links gehen, denn befindet sich ein Fahrer schon im Kreisel, hat er Vorfahrt. Man muss also, Berg hin oder her, auch in der Weberstraße anhalten.

Müsste, wie Roeder schimpft und erzählt: „Ich komme von der Altenburger Straße, niemand im Kreisel, ich fahre rein, nächste Ausfahrt und Einfahrt ist die Weberstraße und da kommt auf einmal dieser Audi hereingeschossen, ich konnte gerade noch das Steuer herumreißen.“ Am meisten ärgert ihn, dass die Fahrerin auch noch abgebremst und ihn durch das offene Autofenster beschimpft hat. „Sie war sich nicht einmal bewusst, dass sie etwas falsch gemacht hat!“

Fast geknallt

Ein anderer Fahrer schildert eine ähnliche Situation. „Es ist ja mittlerweile schon wieder soweit, dass viele Autofahrer an der Kalkstraße tatsächlich warten und die Autos aus der Weberstraße durchlassen, statt in den Kreisverkehr einzufahren.“ Einen Tag zuvor hätte es auch fast geknallt. „Der Fahrer in der Kalkstraße wartete, aber der aus der Weberstraße auch, weil schon einer im Kreisel fuhr. Dann stand alles und schließlich fuhren beide auf einmal los.“

Ein guter Weg, Wissen im Straßenverkehr aufzufrischen, sind die Schulungen, die die Verkehrswacht Zeitz anbietet. Der Zeitzer Helfried Adam schreibt dazu: „Als besonderer Schwerpunkt wurde dabei der Kreisel am Kalktor behandelt, denn hier scheinen noch viele Verkehrsteilnehmer anzunehmen, in der Kalkstraße stehe noch ein Stoppschild, obwohl alle einmündenden Straßen das auf dem Kopf stehende rot geränderte Achtungsschild aufweisen, was alle fünf Straßen gleichrangig ausweist. Und bevor noch die aus der Weberstraße anbrausenden Verkehrsteilnehmer die Sichtlinie am Ring erreicht haben, sind aufmerksame Verkehrsteilnehmer aus der Kalkstraße schon dreimal in den Kreisel gefahren. Man kann immer nur über den Mut staunen, den manche Auto- und auch Busfahrer aufbringen, indem sie den Verkehrsteilnehmern aus der Kalkstraße die Vorfahrt nehmen. Wenn man das oftmals gesehen hat, kann man anderen Verkehrsteilnehmern auch empfehlen, den nächsten Kurs der Verkehrswacht im Herbst zu nutzen, um das Wissen aufzufrischen.“ (and)

Die Verkehrswacht in Zeitz ist zu finden in der Gustav-Mahler-Straße 14, Telefon 03441/619750

Auch hier war es Glück, dass nichts passierte. Dass es am Kalktor bis jetzt noch keine Verletzten gegeben hat, ist aus Sicht der Polizei darauf zurückzuführen, dass Fußgänger und Kraftfahrer dennoch immer noch gut aufpassen und schnell reagieren. In den zwei Jahren seit der Eröffnung des Kreisverkehrs am 13. September 2013 gab es lediglich vier Verkehrsunfälle mit Blechschaden.

„Wer zuerst im Kreisverkehr ist, hat Vorrang.“

Auch Verkehrswacht-Chef Rainer Görg kann das Geschehen am Kreisel am Kalktor nicht nachvollziehen. Richtig sei, dass die Weberstraße jahrelang Hauptstraße war und die Fahrer, die aus der Kalkstraße kamen, immer warten mussten. „Trotz des Kreisverkehrs glauben manche immer noch, auf die Autos aus der Weberstraße warten zu müssen. Andererseits sind viele Kraftfahrer, die aus der Weberstraße kommen, der Meinung, dass sie noch immer Vorrecht gegenüber dem Kreisverkehr haben.“

Doch das ist falsch. „Richtig ist, wer zuerst im Kreisverkehr ist, hat Vorrang.“ Und im Kreisverkehr ist, wer bereits an dem Verkehrszeichen „Kreisverkehr“ vorbei ist. Sind zwei Fahrzeuge zur selben Zeit am Kreisverkehr angelangt, heben sich die Verkehrszeichen auf, dann gilt die Rechts-vor-Links-Regel. Ganz gleich also, wie Görg nicht müde wird zu erläutern, woher man komme und in den Kreisel einfahren will, man müsse schauen, ob sich schon jemand im Kreisverkehr befindet. (mz)