Tragödie bei Zeitz Tragödie bei Zeitz: Drama in der Elsteraue schockt Dorf

Nissma - Nißma ist wirklich ein kleiner Ort. Nicht einmal 300 Menschen leben in dem Ortsteil von Spora, das wiederum ein Teil der Gemeinde Elsteraue ist. Zeitz als nächste größere Stadt ist 13 Kilometer entfernt. Doch genau jener Ort direkt an der Landesgrenze zu Thüringen, dessen wichtigstes Ereignis der jüngeren Geschichte die erneute Weihung der mehr als 850 Jahre alten Kirche durch Landesbischof Axel Noack im Jahr 2008 war, erlangte über die Weihnachtsfeiertage deutschlandweit traurige Bekanntheit: wegen einer Familientragödie.
Ein 65?Jahre alter Mann hat am zweiten Weihnachtsfeiertag seine Frau gegen 14.15 Uhr getötet und seine Tochter schwer verletzt. Sie konnte noch zu den Nachbarn flüchten. Der vermeintliche Täter beging Selbstmord.
Am Morgen danach sind nur ganz wenige Menschen in der Straße, an der auch das Grundstück der Familie liegt, unterwegs. Irgendwie haben sie alle von dem gehört, was passiert ist. Erklären können sie es sich nicht. Auf dem Grundstück stehen die Autos noch im Carport. In einem Gebäude vor dem eigentlichen Wohnhaus hängt im Fenster noch das Schild eines Vereins, für den der vermeintliche Täter gearbeitet hat. „Ich kann das nicht begreifen“, sagt ein Mann: „Das passiert doch nur im Fernsehen.“
Ein Dorf steht unter Schock: Hier versteht niemand, was da geschehen ist. „Diese Familie, das waren so nette, unauffällige Leute, kein Klatsch, kein Tratsch, sie hatten keine Probleme, man hat nie Streit gehört“, erzählt eine Nachbarin. „Wir sind völlig geschockt und können uns nicht einmal jetzt vorstellen, dass es bei diesen Leuten einen Streit gegeben haben könnte, der solche Folgen hat.“ Eine andere Nißmaerin meint: „Sie haben sich eher aus dem Dorfleben zurückgezogen, genau genommen kannte man sie kaum näher.“
Ehepaar in Rente
Obwohl das in Spora und Nißma allein durch den Sportverein und die vielen aktiven Mitglieder ansonsten ganz anders aussieht. Hier ist schnell das ganze Dorf auf den Beinen, wenn eine Veranstaltung ansteht. Man kennt sich. „Damit hatten sie es nicht so“, meint einer der Sportler aus Spora, „wir haben sie nie hier bei uns bei Veranstaltungen gesehen. Ich kenne sie kaum. Dann eher noch die Tochter, allerdings auch nur vom Sehen.“
Einen Grund für die Tragödie kann sich in Nißma niemand vorstellen. Das Ehepaar war in Rente, die Tochter arbeitet in Thüringen. Sie sollte ins Haus der Familie ziehen, weiß eine Anwohnerin. Dafür hatten die Eltern das Gebäude extra so ausgebaut, dass die Senioren das untere Stockwerk für sich haben. Die Tochter sollte ihren eigenen Wohnbereich in der oberen Etage haben. „Der Ausbau war noch nicht ganz fertig. Aber alles lief gut, schien so harmonisch“, sagt die Nachbarin: „Man hat von der Familie kaum etwas gemerkt, sie waren zurückhaltend, immer freundlich. Wir können es einfach nicht begreifen.“
Wie es dennoch zu der Tat kommen konnte, müssen jetzt Polizei und Staatsanwaltschaft klären. Die Leichen des Ehepaares sollen in den kommenden Tagen obduziert, die Tochter weiter befragt werden. Ausgeschlossen wird bisher nur, dass weitere Personen an dem Drama beteiligt waren. „Es liegen derzeit keine Hinweise auf die Beteiligung Dritter vor“, erklärte Ralf Karlstedt von der Polizeidirektion Halle, „da die Ermittlungen noch am Anfang stehen, können derzeit keine weiteren Details zum Sachstand gegeben werden.“ Er sichert zu: „Sobald es möglich ist, wird die Öffentlichkeit entsprechend informiert.“


