Neue Energielieferanten gesucht Strukturwandel: Braunkohle-Ausstieg macht Zucker aus Zeitz teurer

Zeitz - Zeitz bleibt. Zwar gibt es innerhalb der Südzucker AG aktuell Pläne zu Neustrukturierungen, bei denen aufgrund der schwierigen Zuckermarktlage auch Zuckerfabriken geschlossen werden können. „Das Zeitzer Werk ist von diesen Plänen aber nicht betroffen.“ Das sagte jetzt Markus Lorenz, Südzucker-Werkleiter in Zeitz.
Pfund des Standortes am Rande der Elsterstadt sei seine Einzigartigkeit. Denn immerhin arbeiten hier mit Zuckerfabrik, Bioethanol- und Stärkefabrik sowie Kohlensäureproduktion vier Fabriken auf engem Raum zusammen. Sie sind miteinander vernetzt und verwoben, tauschen Personal aus, nutzen Zwischenprodukte wie Rübendicksaft, Abprodukte wie Kohlendioxid und sie erhalten Strom, Wärme und Dampf aus eigenem Haus. Aber: Genau das führt in den kommenden Jahren zu Investitionen, die sich laut Lorenz im zweistelligen Millionenbereich bewegen.
Südzucker AG ist bisher stark von der Braunkohle abhängig
Zwar war nach den Worten des Werkleiters die nahe Braunkohle 1990 ein wichtiger Grund dafür, dass Südzucker in den Standort Zeitz bis heute mehr als eine Milliarde Euro investiert hat, doch nun ist Schluss mit der Kohle. Deutschland plant den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung spätestens im Jahr 2038. Natürlich habe Südzucker bei seinen Investitionen gewusst, dass die Braunkohle endlich sei. Jetzt spricht Lorenz aber von einem „beschleunigten Ausstieg“.
Zwar sind 20 Jahre eine lange Zeit. Lang relativiert sich aber, wenn Lorenz auf die Größe der Aufgaben schaut, die nun anstehen. Zwei Drittel der Energie und Wärme, die am Südzuckerstandort Zeitz benötigt und genutzt werden, stammen aus der Braunkohle. Für das übrige Drittel wird Erdgas verbrannt.
Südzucker AG muss sich nach neuen Energieleferanten umsehen
Lorenz und sein Südzuckerteam müssen nun nach Kohlealternativen suchen. Sehr intensiv werde man sich mit dem Brennstoff Erdgas auseinandersetzen, so Lorenz. Aber auch sogenannte Biomasse - dazu gehören zum Beispiel Holzpressschnitzel oder Biogas - scheint als möglicher neuer Energielieferant nicht komplett abwegig.
Betrachten muss Südzucker dabei aber nicht nur die technische Umsetzung vor Ort. Einbezogen werden müssen auch die Wege, über die Energieträger an den Standort kommen. Für Erdgas Beispielsweise müsste eine neue Transportleitung verlegt werden.
Braunkohleausstieg könnte den Zucker aus Zeitz teurer machen
Lorenz glaubt, dass sich die Beschaffung von Brennmaterial in der Zukunft um „bis zu Faktor vier“ verteuern wird. Das alles, so der Werkleiter, werde Auswirkungen auf die Preise der Produkte haben, die am Standort hergestellt werden, sie werden teurer. Damit nicht genug: „All das belastet unsere Wertschöpfung, verschlechtert unsere Situation im Wettbewerb und bedeutet auch eine Gefahr in der Beurteilung der Standortsicherheit“, so Lorenz.
Der Werkleiter hofft auch auf Hilfe der Politik. Schließlich habe sie den beschleunigten Ausstieg herbeigerufen, deshalb müsse sie die Wirtschaft auch beim Umstieg auf einen anderen Energieträger unterstützen. „Wir hoffen, dass wir bei Fördermitteln, die es im Zusammenhang mit dem Kohleausstieg gibt, auch berücksichtigt werden“, sagt Werkleiter Lorenz.
Er gehört mit zu den Unterzeichnern der Zeitzer Erklärung, in der gegenüber der Landes- und Bundespolitik eine ähnlich formulierte Forderung aufgemacht wird. Die Erklärung wurde jüngst beim Festakt zur Verleihung des Existenzgründerpreises Zeitzer Michael im Festsaal von Schloss Moritzburg an Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) übergeben.
Am Südzucker-Standort Zeitz arbeiten rund 450 Menschen. (mz)
