Streit um den Bau der Kläranlage Streit um den Bau der Kläranlage: Stadt lehnt Widerspruch der Kaynaer Bürger ab

Kayna - Der Streit um den Bau der Kläranlage Kayna geht in die nächste Runde. Nachdem die Bürgerinitiative um Einwohner Lothar Hirsch bereits vor dem Verwaltungs- und in zweiter Instanz auch vor dem Oberverwaltungsgericht gewonnen hatte, lenkt die Stadt Zeitz in der Standortfrage nicht ein. Im Rathaus hält man weiter am Bauplatz am Markt fest.
So hat das Sachgebiet Bauordnung der Zeitzer Stadtverwaltung an Lothar Hirsch und weitere Mitstreiter der Bürgerinitiative am 5. Mai 2020 geschrieben und damit den Widerspruch der Bürger gegen die Baugenehmigung abgelehnt. Denn die Bürger hatten sich mit Schreiben vom 22. Oktober 2019 gegen den Standort am Markt gewehrt.
„Unsere Wohnhäuser sind gerade mal 20 Meter davon entfernt“
„Man baut doch keine Kläranlage mitten im Dorf, unsere Wohnhäuser sind gerade mal 20 Meter davon entfernt“, ärgert sich Lothar Hirsch. Auch die Apotheke, Bäcker, Fleischer, Arztpraxis und der einzige Neubaublock im Dorf befinden sich nur einen Steinwurf weit vom geplanten Bauplatz Markt 10 entfernt.
Doch im Zeitzer Rathaus sieht man das trotz der Proteste noch immer anders. Aus dem Bauordnungsamt heißt es jetzt, man habe die Baugenehmigung für eben diesen Standort „vollumfänglich auf ihre formelle und materielle Rechtmäßigkeit überprüft. Wir sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass das Bauvorhaben allen gesetzlichen Vorschriften entspricht und die Baugenehmigung zu erteilen war“, so heißt es in dem Schreiben vom Mai 2020. Daher könne man dem Widerspruch der Bürger vom Oktober 2019 nicht abhelfen und habe den Vorgang mit Datum vom 16. März 2020 an die Obere Bauaufsichtsbehörde beim Landesverwaltungsamt abgegeben.
„Ich verstehe die Welt nicht mehr“
„Ich verstehe die Welt nicht mehr. Zweimal waren wir vor Gericht, zweimal hatten wir mit unserer Beschwerde Erfolg und nun geht es immer noch weiter“, sagt Lothar Hirsch. Der 71-Jährige und seine Mitstreiter haben sich bereits wieder rechtlichen Beistand in der Sache geholt.
Das Oberverwaltungsgericht Halle hatte erst im April dem Bürger auch in zweiter Instanz recht gegeben (die MZ berichtete). Genauer gesagt hatte das Oberverwaltungsgericht dem Widerspruch von Hirsch gegen die Baugenehmigung stattgegeben. Die Stadt Zeitz folgt dieser Ansicht offenbar nicht und entschied jetzt anders.
Baugenehmigung hatte die Stadt Zeitz erteilt
Die Baugenehmigung hatte die Stadt Zeitz erteilt und bleibt jetzt wohl auch bei dieser Auffassung. Dabei ist die Kommune selbst Mitglied in besagtem Abwasserzweckverband (AZV) Haselbach/Thierbach - Weiße Elster. Doch das große Dorf Kayna ist bis heute nicht an das zentrale Entsorgungssystem angeschlossen. Das soll mit dem Neubau geändert werden.
Doch einen direkten Anschluss an das Klärwerk in Göbitz hätte es auch dann nicht gegeben. Stattdessen sollte auf dem Gelände einer ehemaligen Baufirma, genau am Markt, eine neue Abwasseranlage für rund 1.100 Einwohner gebaut werden. Der Überlauf des gereinigten Abwassers sollte in die Große Schnauder fließen. Der Fäkalschlamm müsste dann mehrmals im Jahr abgefahren werden.
Wie geht es nun weiter? Wann wird eine Lösung für das Abwasserproblem in Kayna gefunden? Und was passiert mit den Fördermitteln in Höhe 2,2 Millionen Euro, die Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) im Januar 2019 überbrachte? Die MZ fragte am Freitag im Zeitzer Rathaus nach. „Das Widerspruchsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Aufgrund dessen kann keine Auskunft erteilt werden, um das Verfahren nicht zu gefährden“, teilt Stadtsprecherin Sophie Schlehahn mit. (mz)