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Stoiber bei Rotkäppchen Stoiber bei Rotkäppchen: Dem Erfolg nachspüren wollen

Von Gerd Stöckel 03.04.2002, 16:30
Wolfgang Böhmer, Edmund Stoiber und
Wolfgang Böhmer, Edmund Stoiber und dpa

Freyburg. - Ein bisschen kann der Besuch des Unions-Kanzlerkandidaten bei Rotkäppchen wohl als Reverenz an den Osten aufgefasst werden. Wolfgang Böhmer, Spitzenkandidat der CDU für den Landtag Sachsen-Anhalts, der Stoiber begleitet, hebt indes hervor: Man besuche bewusst ein Unternehmen, in dem es läuft; wo es nicht läuft, lerne man nichts. "Wo gejammert wird, siedeln sich Unternehmen nicht gerne an", gibt Stoiber dem Unionsfreund, der mit dem Ruf nach einem besseren Image für Sachsen-Anhalt in den Wahlkampf zieht, Schützenhilfe.

In einem Pulk von Medienvertretern mit geschulterten Kameras und hochgereckten Mikrofonen erläutert der Rotkäppchen-Chef dem Besucher aus dem Land des Bieres Produktionsabläufe und geleitet ihn zum Band, über das die Sektflaschen klappern, in günstige Schussposition für Fotografen und Kamerateams. Im Verkostungsraum dann werden eben die sehr bestimmt von Bodyguards vor die Tür gedrängt. Beim Gespräch mit den Mitarbeitern, das sich Stoiber gewünscht hatte, sollen Kameras nicht stören. So kommt es denn nach einem Statement des Kanzlerkandidaten mit Aussagen zur Nowendigkeit der stärkeren Förderung von Mittelstand und Existenzgründung und den Abbau bürokratischer Hürden zum durchaus intensiven Gespräch mit Vertretern des Betriebsrates und der Geschäftsleitung. Das dreht sich um fehlende Arbeitsplätze und fehlende Perspektiven für die Jugend. In manchen Schulabgänger-Klassen bekämen nur drei oder vier einen Ausbildungsplatz hierzulande, schildert Ramona Hetzschold, und Roswitha Edel macht aufmerksam, dass auch Lohnunterschiede die Jugend in die alten Länder locken. Stoiber lobt die Flexibilität hiesiger Arbeitnehmer und hält Mobilität für normal. Wohl auch deshalb wird ihm die Situation von Familien geschildert, in denen der Mann Sonntagabend zum Montage-Job in die alten Ländern aufbreche und die Frau Schnitten für die Woche schmiere, damit nicht das Geld für Verpflegung draufgehe. "Man muss sehen, was für Taten folgen", meint Roswitha Edel nach dem Gespräch mit dem Kanzleranwärter, und nicht alles, was es zu sagen gäbe, habe man anbringen können. Stoiber tritt derweil vor die Medien, um ein paar Kernsätze in die Mikros zu sprechen. Die interessieren Journalisten an dem Tag aber weniger als etwa, was er dazu sage, dass seine Aussage, Zuwanderung in Sachsen-Anhalt zum Wahlkampfthema zu machen, auf Widerspruch im eigenen Lager stieß. Der Bürger sei mündig, das Thema einzuordnen, findet Stoiber, während Böhmer taktvoll schweigt.