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Spende bereichert Altbestand

Von Iris Richter 09.05.2007, 15:46

Weickelsdorf/MZ. - Der kleine Neo Hädrich strahlt, als sein großer Bruder ein Buch aus dem Regal zieht, hofft er doch, dass ihm daraus vorgelesen wird. Schließlich kann der Dreijährige noch nicht selber lesen. Bruder Michel aber ist schon in der zweite Klasse. "Ich lese gerne was spannendes", meint der Siebenjährige, der in der Lesestube in Weickelsdorf fündig wurde. "Wir sind zum ersten Mal hier, wollen uns einfach mal umschauen", sagt Mutter Nicole Hädrich. Abends lese man immer mit den Kindern Märchen, doch so langsam gingen die Büchervorräte aus.

Anja Rydz freut sich über den Besuch in "ihrer" Einrichtung. Die 30-Jährige betreut die Lesestuben in Weickelsdorf und Kleinhelmsdorf seit sieben Monaten. Dienstags Nachmittag ist die Ein-Euro-Jobberin für die Bücherwürmer in Weickelsdorf da. Donnerstags hält sie die Stube in Kleinhelmsdorf offen. "In Weickelsdorf ist es trotz der kurzen Zeit schon unser zweiter Standort", berichtet die junge Frau aus Roda. Im März musste die Lesestube nämlich innerhalb des Gemeindeobjektes in der Bahnhofstraße in einen anderen Raum umziehen, weil die Gemeinde einen Mieter für die ersten Räumlichkeiten fand.

So kümmerte sich Anja Rydz vor kurzem nicht nur um die Lektüre, sondern schwang selbst den Malerpinsel mit und machte sich beim Verpacken und Neueinsortieren der Bücher nützlich. Das sind mittlerweile immerhin 1035 Stück, da

von 363 für Kinder. Größtenteils sind es Altbestände der Gemeinde, so dass vorwiegend Romane und Kinderbücher, die in der ehemaligen DDR herausgegeben wurden, in den Regalen stehen. Doch jüngst sind auch 92 aktuellere Bände durch Spenden hinzugekommen.

"Über die Buchspenden freuen wir uns natürlich sehr", will sie danke sagen und hofft, dass "der ein oder andere bei sich zu Hause noch Bücher, die er schon kennt oder die er doppelt hat, und die er bei uns abgeben möchte", meint Anja Rydz, die ursprünglich Wirtschaftsassistentin gelernt hat, aufgrund einer Behinderung aber bisher wenig Chancen auf einen Arbeitsplatz hatte. "Die Tätigkeit in der Lesestube macht mir Spaß", gesteht die junge Frau, die sich im Rahmen ihres Ein-Euro-Jobs, der jüngst bis Herbst verlängert wurde, auch um die beiden Jugendklubs in den Dörfern der Gemeinde Heidegrund kümmert.

Unterschiede hat die junge Frau in der Resonanz auf die Lesestuben in den beiden Ortsteilen auch schon festgestellt. Während in Weickelsdorf eher ältere Bücherfreunde vorbeischauen, kommen in Kleinhelmsdorf nicht nur mehr Leseratten, sondern auch jüngere. "Manchmal kommen in Kleinhelmsdorf Kinder nicht nur um in den Bücherregalen zu stöbern, sondern auch um zu basteln", berichtet Anja Rydz, die am liebsten in Sachbüchern vom Garten- bis zum Kochbuch schmökert oder Dinge über Luther liest. Das Kinderbuch von Hans Bentzien "Bruder Martinus" über die jungen Jahre des Reformators gehört dabei zu ihrer Lieblingslektüre, die auch in Weickelsdorf im Regal steht.