1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Seumeclub: Seumeclub: Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein

Seumeclub Seumeclub: Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein

11.09.2002, 17:44

Weißenfels/MZ/jur. - An der Wand die blassgrüne Tafel, davor ein Holzpult und zwei Stühle. Den Blick zur Tafel richten etwa 30 Sekundarschüler aus Langendorf. Das Besondere: Das Klassenzimmer ist eigentlich die Küche des Weißenfelser Seumeclubs, die Pädagogen hinter dem Pult sind Schauspieler des Theaters der Jungen Welt aus Leipzig und unterrichtet wird heute ein Lehrer. "Alles auf Anfang" heißt das mobile Schulstück, das sich die 15- bis 16-Jährigen ansehen, um anschließend mit den Schauspielern und der Theaterpädagogin Regina Vitzthum über die dargestellte Lehrer-Schüler-Problematik und persönliche Erfahrungen mit Gewalt in der Schule zu diskutieren.

Die Tür fliegt auf und herein rauscht Sabine Tropfen, gespielt von Martina Krompholz. Mit scharfem Blick und bohrenden Fragen wird sie prüfen, ob der Lehrer Andreas Stein (Reinhart Reimann) weiter unterrichten darf. Bei einer Schlägerei unter Schülern, bei der ein Junge verletzt wurde, hat er nicht eingegriffen. Das junge Publikum ist von der ersten Szene an vom engagierten Spiel der beiden Schauspieler gefesselt.

Mucksmäuschenstill verfolgen sie den Schlagabtausch, bei dem allerhand ans Licht kommt. Es gibt einen Wendepunkt, als Stein die Gründe für sein Verhalten nennt, Probleme mit Schülern zugibt, aber auch seine Ängste und Sorgen im Beruf deutlich macht. Plötzlich ist da kein eindeutiges Richtig oder Falsch mehr.

"Was interessiert mich der Lehrer", sagt nur ein Junge bei der anschließenden Diskussion. Ein Mädchen dagegen findet es in jedem Fall "daneben, wie der Lehrer bei dem Test vorgeführt wird". Auch darin zeige sich eine Form von Gewalt. "Es gibt bei uns auch Lehrer, die sich nicht durchgesetzt haben und jetzt Angst haben und nicht gerne bei uns sind", zeigt eine Schülerin Verständnis für die andere Seite. In den kontroversen Meinungen wird deutlich, dass das Stück zumindest in seiner Wirkung, zum Nachdenken anzuregen, mehr war als ein Tropfen auf den heißen Stein.