Sensation im Zeitzer ForstSensation im Zeitzer Forst: Biologielehrer gelingt der Nachweis von Wildkatzen
Kossweda - Es ist eine Sensation. Den beiden Biologielehrern Claudia Meyer und Rainer Patzer gelang der Nachweis von Wildkatzen im Zeitzer Frost. Nach 130 Jahren ist es jetzt gewiss, zwischen Koßweda und Nickelsdorf leben ...
Es ist eine Sensation. Den beiden Biologielehrern Claudia Meyer und Rainer Patzer gelang der Nachweis von Wildkatzen im Zeitzer Frost. Nach 130 Jahren ist es jetzt gewiss, zwischen Koßweda und Nickelsdorf leben Wildkatzen.
Diesem Nachweis ist ein aufwendiges Monitoring im vergangenen Jahr vorausgegangen. „Wir sind ganz unbedarft und mit viel wissenschaftlichem Ehrgeiz an das Vorhaben herangegangen und wurden von dem enormen Aufwand überrollt“, erzählt der Zeitzer Patzer. Mit sogenannten Lockstöcken wurden zwei genau festgelegte Habitate von jeweils einem Quadratkilometer Größe markiert. Diese Lockstöcke bestehen aus Fichtenholz, werden aufgeraut und mit Baldrian bestrichen. Reibt sich die Wildkatze daran, so bleiben Fellhaare kleben.
Eine Handvoll freiwilliger Helfer streifte regelmäßig durch das Gebiet, mindestens einmal pro Woche wurden die zwei Quadratkilometer großen Versuchsflächen abgelaufen. Insgesamt wurden 32 Proben mit Haaren registriert, 14 davon wiesen sehr viele Haare aus. Sechs Proben wiederum wurden zu einer DNA-Analyse eingereicht. Zwei Proben brachten den wissenschaftlichen Nachweis: die Wildkatzen sind da. „Ohne Beteiligung von Land, Kreis, Kommunen oder Politikern ist uns der große Wurf gelungen. Wir konnten mit Bestimmtheit die Existenz von mindestens zwei Wildkatzen beweisen“, sagt Patzer.
Wildkatze am Lockstock
Für mehr DNA-Analysen fehlt den Enthusiasten bislang das Geld. Zufällig gelang den Amateuren zahlreiche Fotoserien, die aktuellste erst vor wenigen Tagen. Es zeigt eine Wildkatze am Lockstock.
„Der wissenschaftliche Nachweis ist äußerst schwierig. Die Kernfrage ist dabei, handelt es sich um eine streunende Hauskatze oder eine Wildkatze“, sagt Martin Görner, Leiter des Artenschutzzentrums Thüringen in seinem Vortrag am Montagabend im Lebekzentrum Zeitz. Sicherheit bringen entweder aufwändige DNA-Analysen oder die Untersuchung von Todfunden. Die Wildkatzen wirken dick und dadurch ein wenig plump. Ein wichtiges Merkmal ist ihr breiter buschiger Schwanz mit zwei, drei schwarzen Ringen und einem stumpfen Schwanzende. Wildkatzen erreichen mit drei bis acht Kilogramm in der Regel ein etwas höheres Gewicht als Hauskatzen.
600 Wildkatzen im Südharz
Malte Götz ist seit 2004 der ausgewiesene Experte für Wildkatzen in Sachsen-Anhalt. Er hat über drei Jahre das Leben von 35 Wildkatzen mit ihren 16 Welpen dokumentiert. Im zweiten Gebiet Goldene Aue waren es weitere elf Katzen mit zwei Welpen. In seiner Power-Point-Präsentation gewährt Götz am Montag Einblicke in seine Forschung über das Leben der Wildkatzen. Er macht sich dafür stark, Grünstreifen entlang von Straßen und Feldwegen zu erhalten. Früher waren Feldwege bis zu zwölf Meter breit, heute nimmt der Landwirt jeden Meter unter den Pflug.
Die Grünstreifen dienen auch den Wildkatzen als Korridor zur weiteren Verbreitung. Im Südharz leben laut Götz schätzungsweise 600 Wildkatzen. „Ich bitte jeden, mögliche Totfunde einer vermutlichen Wildkatze - vor allem nach Verkehrsunfällen - bei uns zu melden. Denn wir können sogar an einem einzigen Zahn erkennen, ob es sich um eine Wildkatze handelt und ihr Alter bestimmen“, sagt Götz. (mz)