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Seniorin schreibt alles im Buch auf

Von Klaus-Dieter Kunick 10.08.2006, 15:52

Zeitz/MZ. - Drei lange Jahre hat es gedauert bis Marianne und Klaus Höntsch aus Zeitz ihren Garten in Besitz nehmen konnten. Und das war 1970. Die Elsterstädter bauten aber nicht nur Gemüse und Blumen an, die Familie brachte sich von Anfang an in das Vereinsleben ein. So war sie anfangs bei Festen für die Kinderbetreuung zuständig und ab 1982 war Marianne Höntsch Schriftführerin.

So richtig auf die Idee, eine Chronik anzufertigen, habe sie Siegfried Hering gebracht. Er stellte selbige für den Kreisverband her. "Das hat mir gefallen und da dachte ich mir, dass ich für unseren Verein ebenfalls so etwas anlegen könnte", erinnerte sich Frau Höntsch.

Hinzu kam, dass die Zeitzerin bei Ogis (Obst und Gemüseindustrie im Saalegebiet) neben der Poststelle auch für das Archiv zuständig war. Vielleicht sei es ihr deshalb ein bisschen leichter gefallen, die Chronik anzulegen. Auf losen Blättern klebten alsbald die ersten Zeitungsausschnitte, hielt sie alles fest, was sich in "ihrer" Anlage so alles tat: Vom Fest über Arbeitseinsätze bis zu Weihnachtsfeiern.

Von jedem Garten wurde ein Bild aufgenommen und auch heute noch werden Veränderungen festgehalten. Satte fünf dicke Hefter sind mittlerweile zusammengekommen. Das älteste Foto, das Frau Höntsch vorweisen kann, stammt aus dem Jahre 1926. Es zeigt zahlreiche Mitglieder, die sich vor dem Spartenheim versammeln. Die Aufnahme habe sie von Dorita Arnold erhalten, die sie wiederum von ihrer Großmutter bekam.

Aber nicht nur dieses historische Bild ist verewigt, auch die ersten Protokollbücher geben Auskunft über das frühere Gartenleben. So hielten sich Gartenfreunde Hühner, Enten und Gänse im Garten. Selbstversorgung hatte damals einen hohen Stellenwert. Ein Kleingärtner hielt in seiner Laube in der oberen Etage gar ein Schwein. Ein anderer bastelte seine Laube aus Holzkisten zusammen und überzog diese mit Dachpappe.

Nach dem II. Weltkrieg wurde teilweise ein Garten in zwei aufgeteilt. Selbst vor dem eigenen Garten sei Gemüse angebaut worden, ist in einem Protokollbuch nachzulesen. Viele Umsiedler seien hinzugekommen, die gleichfalls einen Garten wollten. "Es war eine schwere Zeit damals", sagte die 66-Jährige. Sogar Nachtwache habe man in der Nachkriegszeit gehalten, um Gemüsediebstahl zu verhindern.

Wird die Chronik bei bestimmten Anlässen wie bei Festen oder Jahreshauptversammlungen gezeigt, komme diese bei den Hobbygärtnern gut an. "Die freuen sich darüber", ergänzte Frau Höntsch. "Wenn schlechtes Wetter ist oder wenn mein Mann am Donnerstagabend zum Kegeln geht, befasse ich mich mit der Chronik", plauderte die Seniorin. Hat die Zeitzerin dennoch freie Zeit, widmet sie sich drei Sammelleidenschaften: Mittlerweile fanden sich bei ihr 420 Kugelschreiben ein, 380 Mini-Trucks und eine stattliche Anzahl von Zollstöcken. Langweilig werde ihr jedenfalls zu Hause auf keinen Fall.