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Seit mehr als 30 Jahren Bürgermeister Seit mehr als 30 Jahren Bürgermeister: Ein Gleicher unter Gleichen

Von Peter Zielinski 04.02.2021, 07:30
Roland Meuche ist seit mehr als 30 Jahren Bürgermeister und Ortsbürgermeister in Pirkau.
Roland Meuche ist seit mehr als 30 Jahren Bürgermeister und Ortsbürgermeister in Pirkau. Peter Zielinski

Pirkau - Wenn man Roland Meuche fragt, wann er in das Amt des Bürgermeisters eingeführt wurde, dann sieht er einen etwas verwundert an, denkt nach und antwortet: „Da muss ich meine Frau fragen.“ Für den Ortsbürgermeister von Pirkau sind diese Daten Nebensächlichkeiten. Für ihn ist die Arbeit wichtiger. Bei der Kommunalwahl am 6. April 1990 wurde er zum Bürgermeister von Döbris gewählt.

Döbris bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus den Orten Neu-Pirkau und Schwerzau. Der ursprüngliche Ort Pirkau existierte schon seit 1967 nicht mehr. Die Bewohner wurden im neu geschaffenen Stadtteil Zeitz-Ost angesiedelt. Für die Landwirte errichtete man den Ort Neu-Pirkau. „Als ich angefangen habe, war das für mich alles neu. Damals gab es zwar noch eine Sekretärin, die mich viel unterstützt hat. Sonst lief es nach dem Prinzip: Da habt ihr euer Zeug. Nun macht mal“, erinnert sich Meuche. Gestört hat ihn das nie. „Man muss halt lernen wollen.“

Kurz vor der Wende selbstständig gemacht

Das einschneidendste Ereignis in Meuches Amtszeit war das Herannahen der riesigen Bagger des Tagebaus Profen. 1994 wurden die Schwerzauer Bürger umgesiedelt. Der Ort selbst fiel ein Jahr später den Baggerschaufeln zum Opfer. „Die Leute waren darauf eingestellt. Schon seit Mitte der Siebziger wussten sie, was auf sie zukommt. Die meisten sind nach Draschwitz gezogen. Dorthin hatten sie persönliche Beziehungen. Nur zwei Familien sind nach Pirkau gekommen“, erzählt Meuche.

Der gelernte Tischlermeister lebt ebenfalls seit den sechziger Jahren in Pirkau. Kurz vor der Wende hat er sich selbstständig gemacht und ist es heute noch. Bei einem Ort mit 65 Einwohnern ist die Arbeit eines ehrenamtlichen Ortsbürgermeisters überschaubar. Dennoch „das Amt ist kein Selbstläufer. Wir haben zwar keinen Kindergarten und keine Schule, aber immerhin vier Gewerbebetriebe. Letztes Jahr wurden zwei Wohnhäuser neu gebaut. Da muss man schon schauen, dass die Leute zufrieden sind.

Posten des Oberbürgermeisters in Zeitz?

Dass es denen, die neu hinzugezogen sind, auch gut gefällt und sie ihre Entscheidung nicht bereuen“, sagt Roland Meuche. Die Gefahr, dass er amtsblind werden würde, sieht er nicht. „Hier kennt jeder jeden. Da muss ich mit gutem Beispiel vorangehen.“ Parteipolitik spiele im Ort keine Rolle. „Wäre das anders, könnten wir gleich aufhören.“ Vor einiger Zeit fragte ein Ortsrat Meuche, ob es sein könne, dass er in der CDU ist. Wohlgemerkt beide sitzen seit vielen Jahren gemeinsam im Ortschaftsrat. Als Meuche das mit ja beantwortete, war die Frage für den Kollegen damit auch erledigt. Es wurde kein weiteres Wort darüber verloren.

Kummer macht sich Roland Meuche um die Kernstadt Zeitz. „Wir sind ein Teil von Zeitz. Da macht man sich schon Gedanken, was da so los ist. Zum Beispiel beim Kohlethema und den Fördermitteln fehlt mir beim Oberbürgermeister der Biss. Gesagt habe ich ihm das auch persönlich. Wenn es mit Zeitz abwärts geht, dann ziehen die uns automatisch mit“, sorgt er sich. Ob er sich denn vorstellen könne, einmal für den Posten des Oberbürgermeisters in Zeitz zu kandidieren? Statt sofort zu antworten, schmunzelt er erst einmal vielsagend. Nach einer längeren Pause dann: „Das haben mich schon mehrere Leute gefragt.“ Seine Antwort war jedenfalls nicht „Nein“. (mz)