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Schlosshotel Nebra Schlosshotel Nebra: Der Pächter räumt das Haus

Von Gerd Stöckel 16.01.2002, 16:10

Nebra. - Das Unternehmen hatte das Anfang der 90er Jahre für über sieben Millionen Mark aus öffentlichen Kassen sanierte Schloss für einen Schnäppchenpreis erworben, was dem Fall einen Platz im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler (wir berichteten) und dem Hotel bundesweite Publizität beschert hatte.

Der Pachtvertrag war von diesem Verkauf unberührt geblieben und läuft eigentlich erst 2003 aus. Kretschmer, der 1999 als vierter Pächter das Schlosshotel übernommen hatte, äußerte gegenüber unserer Zeitung, der Vertrag sei im gegenseitigen Einvernehmen gelöst worden. Dem Eigentümer sei wohl an einer Weiterführung des Pachtverhältnisses nicht gelegen gewesen. Jedenfalls, so Kretzschmer, seien dessen Vorstellungen über die Höhe der Pacht unrealistisch gewesen. Er mutmaßt, der Eigentümer sei generell nicht an einer Weiterführung des Hotelbetriebes interessiert. Glaubt man Johann Christian Haas, dem nunmehrigen Besitzer des Schlosshotels, trifft das aber nicht zu: "Der Hotelbetrieb wird in Kürze wieder aufgenommen", versicherte er auf eine Nachfrage unserer Zeitung. Darüber, wer der neue Betreiber sein wird, hüllt sich Haas allerdings noch in Schweigen.

In Sachen Schlosshotel ist im Übrigen derzeit ein Rechtsstreit anhängig. Der frühere Besitzer, das Umweltbildungszentrum Saale-Unstrut (UBZ), hat gegen Pächter Kretzschmer eine Klage angestrengt. Laut Sabine Reich, Vorsitzende des UBZ-Vereins, geht es um rund 25 000 Euro - ausstehende Pacht sowie verauslagte Grundsteuer und Versicherungsprämien. Kretzschmer gibt sich optimistisch, dass das UBZ mit diesen Forderungen nicht durchkommen werde. Er verweist auf Kosten, die ihm entstanden seien, weil das UBZ Verpflichtungen aus dem Pachtvertrag nicht eingehalten habe. Kretzschmer scheidet aus Nebra mit Zorn auf Nebras frühere Bürgermeisterin Sabine Reich. Den möchte er kund tun und fährt große Geschütze auf: Die ehemalige Bürgermeisterin habe dem Tourismus im Städtchen geschadet, lautet sein Vorwurf. Die einstige Bürgermeisterin hat indessen ebenfalls nie einen Hehl aus ihrer Meinung über Pächter Kretzschmer gemacht: Der habe Besucher aus Nebra vergrault. Es gebe Briefe an sie, in denen abweisendes Verhalten gegenüber Unterkunftsuchenden beklagt werde. Zu Gerhard Hildebrandt, Sabine Reichs Nachfolger, ist Kretzschmers Verhältnis offenbar entspannter. Dennoch bleibt er bei seinem Resümee, ein Hotel auf dem von ihm angestrebten Niveau könne in Nebra nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Über seine berufliche Zukunft äußert sich der scheidende Schloss-Hotelier zurückhaltend: Von einem familieneigenen Vier-Sterne-Hotel in Erfurt ist die Rede und von Zeitpachtverträgen für andere Häuser, die ihm angeboten worden seien.