Zeitz als Julius Pflug-Stadt Reformationsjubiläum in Zeitz: Das erwartet die Besucher

Zeitz - Wenn Sachsen-Anhalt in diesem Jahr 500 Jahre Reformation feiert, wird Martin Luther vielerorts im Fokus stehen. Die Vereinigten Domstifter wollen zum Reformator in Zeitz allerdings einen Gegenpol setzen. Julius Pflug, dem letzten katholischen Bischof und Begründer der Ökumene, wird ab Pfingstmontag die Ausstellung „Dialog der Konfessionen“ gewidmet.
Zeitz soll zur Julius Pflug-Stadt werden
Geht es nach Kerstin Wille, soll Zeitz zur Pflug-Stadt werden. „Wir wünschen uns, dass Julius Pflug und sein Wirken den Zeitzern wieder stärker im Gedächtnis sind“, so die Sprecherin der Vereinigten Domstifter, die die Ausstellung organisieren. Der MZ haben sie berichtet, was die Besucher erwartet.
Was tut sich derzeit im Schloss?
Momentan sind die Umbauarbeiten für die Ausstellung in vollem Gange. Am meisten gewerkelt wird dabei in der Stiftsbibliothek im Torhaus des Schlosses Moritzburg, wo das Gelehrtenzimmer des berühmten Zeitzers entsteht. Ende April soll Pflug dann in seine Räumlichkeiten einziehen. Eine originalgetreue Nachbildung des letzten katholischen Bischofs des Bistums Naumburg entsteht derzeit im Berliner Atelier der Figurenbauerin Lisa Büscher. Die Inneneinrichtung entstammt dem eigenen Fundus. Hinzu kommen Leihgaben aus aller Welt.
Welche Rolle spielen der Dom und die Michaeliskirche?
Zentrale Orte der Ausstellung sind das Schloss und die Stiftsbibliothek. Doch auch im Dom, wo eine Grabplatte an Julius Pflug erinnert, und in der Michaeliskirche soll das Reformationsjubiläum in Zeitz eine Rolle spielen. Im Gegensatz zu Museum und Stiftsbibliothek werden die Sakralbauten aber ohne Ticket zugänglich sein.
Die Michaeliskirche, die am Pfingstmontag frisch saniert wieder geöffnet wird, beherbergt außerdem ein besonderes Highlight: Einer von weltweit nur noch sechs erhaltenen Thesendrucken Martin Luthers aus dem Jahr 1517 lagert hier in Zeitz.
In der Stiftsbibliothek lagern über 1.600 Drucke, Handschriften und Inkunabeln von Julius Pflug. Kritzeleien in Mitschriften aus Leipziger Studientagen zeigen, dass der Kleriker auch mit so weltlichen Dingen wie Langeweile zu kämpfen hatte. Im Museum wird das Leben des nahe Leipzig geborenen Geistlichen in mehreren Räume abgebildet.
Wer führt durch die Ausstellungsorte in Zeitz?
Geplant sind geführte Rundgänge durch Museum und Stiftsbibliothek, so Kerstin Wille. Ideen für eventuelle Führungen durch den Dom und die Michaeliskirche werden in Absprache mit den Gemeinden diskutiert.
Wer das Museum und die Stiftsbibliothek nicht hintereinander durchlaufen möchte, der kann den Rest der Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal besuchen. Denn die Eintrittskarte wird an beiden Eingängen getrennt entwertet.
Wer lieber selbst erkundet, auf Zusatzinformationen aber nicht verzichten möchte, der kann sich begleitende Erläuterungen auch per portablem Abspielgerät mit Kopfhörer anhören. Die sogenannten Audioguides werden auch in englischer Sprache zur Verfügung stehen, so Kerstin Wille.
Nutzt die Ausstellung Audio, Video, Multimedia und andere modernen Inhalte?
Der „Dialograum“, der den Abschluss des Rundganges durch die Museumsräume bildet, wird der interaktive und multimediale Teil der Ausstellung sein. Vier Gänge führen auf einen begehbaren Kristall zu, der die Ökumene repräsentieren soll – so das Konzept.
Der Dialog zwischen den verfeindeten Seiten der Katholiken und Protestanten ist der zentrale Verdienst, wegen dem bis heute an Julius Pflug erinnert wird.
Ein nicht ganz ernst gemeintes Angebot ist der geplante „Konfessiomat“, so Kerstin Wille. Über einen interaktiven Fragebogen wird das Gerät den Gästen verraten, welche Religion die richtige für sie ist.
Was erwarten die Ausstellungsmacher für Zeitz?
„Es ist ein schwieriges Thema“, ist sich Kerstin Wille bewusst. Julius Pflug genießt nicht den Bekanntheitsgrad eines Martin Luther. Die Ökumene ist weit weniger greifbar als die 95 Thesen des Reformators.
Dennoch: Die Domstifter haben bislang durchaus erfolgreich die Werbetrommel gerührt, findet Wille. Reiseveranstalter haben das Zeitzer Angebot bereits in ihren Katalog aufgenommen. 50 Gruppen hätten bereits gebucht. Kerstin Wille und ihr Team setzen aber vor allem auf Gäste aus Zeitz und Umgebung. „Und die zu bekommen, ist immer wieder schwierig“, berichtet sie.
Dafür hoffen die Macher auf die Festwoche anlässlich der 1.050-Jahr-Feier in Zeitz, in der die Ausstellung eröffnet wird.
Wer ein Ticket für das Stadtfest kauft, wird deshalb auch im Schloss Rabatt erhalten. Unterm Strich hofft Kerstin Wille auf rund 20.000 Besucher.
Damit die auch kommen, wollen die Domstifter Pflug in Zeitz noch mehr zum Thema machen. So haben Kerstin Wille und ihr Team bei den Zeitzer Einzelhändler für Aktionen geworben. „Vom Pflug-Brötchen bis zum Pflug-Cocktail ist da vieles möglich“, glaubt Wille. An den Autobahnen 9 und 4 sollen rechtzeitig Werbetafeln auf das Zeitzer Reformationsprogramm hinweisen.
Mehr Informationen zur geplanten Ausstellung „Dialog der Konfessionen“ finden Sie unter www.reformation-zeitz2017.de (mz)