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Recyceltes Öl Puraglobe in Zeitz: Wie das US-Unternehmen Puraglobe den Weltmarkt erobern will

Von Sebastian Münster 15.04.2017, 10:00
Das Puraglobe-Basisöl.
Das Puraglobe-Basisöl. Torsten Gerbank

Zeitz - Wenn die Stadt Zeitz im Juni ihr 1050-jähriges Bestehen in einer großen Festwoche feiert, wird es wenige Kilometer entfernt eine Weltpremiere geben. Das US-Unternehmen Puraglobe wird im Industrie- und Chemiepark Zeitz die weltweit erste Anlage in Betrieb nehmen, in der Altöl zu Basisöl der höchstmöglichen Güteklasse wieder aufbereitet werden kann. Rund 15 Millionen Euro hat die Firma dafür investiert.

30 neue Jobs sind entstanden. Die meisten der Stellen sind mittlerweile besetzt, so Andreas Schüppel. Mit der MZ blickt der Puraglobe-Geschäftsführer in die Zukunft.

Wie konkurrenzfähig ist das wiederaubereitete Öl?

Über 1.000 verschiedene Produkte lassen sich aus dem Basisöl der höchsten Güteklasse herstellen, das ab Juni bei Puraglobe aus Altöl recycelt wird – beispielsweise modernste vollsynthetische Motorenöle.

Seit 2004 recycelt das US-Unternehmen im Industrie- und Chemiepark Zeitz Altöl, damals noch unter dem Namen Puralube. Seit 2009 gibt es eine zweite Anlage. Auch bislang schon wird im Chemiepark bei Puraglobe Altöl veredelt. 100.000 Tonnen Basisöl werden so jährlich gewonnen.

Die Hälfte davon wird künftig die Kriterien für die höchste Güteklasse erfüllen. Die Technologie, die dafür nötig ist, nutzt Puraglobe weltweit exklusiv.Entwickelt wurde sie vom US-Unternehmen Universal Oil Products mit Sitz nahe Chicago.

Das bisher bei Puraglobe hergestellte Basisöl der zweithöchsten Güteklasse wird in Zukunft nur noch ein Zwischenprodukt sein. Dank des neuen Verfahrens, bei dem das Öl in mehreren Schritten von Verunreinigungen befreit wird, soll die Qualität in Zukunft noch höher sein. Nicht alles, was vom Umweltbundesamt als Recycling anerkannt ist, bedeutet auch eine Wiederverwendung des Öls. Andreas Schüppel will erreichen, dass die Verwertung von Altöl durch Verbrennung künftig verboten wird.

Die US-Firma glaubt fest daran, dass die Altölverwertung in Zukunft ein immer wichtigerer Markt werden wird und will sich schon jetzt die Spitzenposition in dieser Nische sichern. (smu)

Das neue Öl muss zunächst einen Freigabeprozess durchlaufen. Testlabore überprüfen, ob die Qualität des Recycling-Öls den Ansprüchen für die Produktion bester Schmierstoffe genügt. Geschäftsführer Schüppel zweifelt nicht daran.

Doch mehr als ein Jahr könne es dauern, bis das neue Basisöl unter normalen Marktbedingungen produziert wird und sich in den Produkten großer Konzerne wiederfindet. Auch preislich könne Puraglobe mit seinem Recycling-Öl mithalten, glaubt Schüppel.

Wie umweltfreundlich ist das Öl-Recycling?

Die Wiederaufbereitung von Altöl allein erzeuge bereits weniger klimaschädliches CO2 als die sonst übliche Veredlung von Rohöl, erklärt Schüppel. Jede Tonne Recycling-Öl spare so 1,3 Tonnen CO2 . Deshalb hat Puraglobe mittlerweile auch die Unterstützung des Bundesumweltministeriums.

Die vollsynthetischen Leichtlauföle auf Recycling-Basis müssen obendrein seltener gewechselt werden und schmieren besser als konventionelleres Öl. Verbrennungsmotoren laufen so effektiver und produzieren weniger Abgas, erklärt der Ingenieur.

Was, wenn bald alle elektrisch fahren?

Um die Elektromobilität macht sich Andreas Schüppel keine Sorgen. „Selbst wenn ab heute kein Verbrennungsauto mehr gebaut wird, bleibt der Bedarf noch 15 Jahre oder länger hoch.“ Noch ist die Öko-Bilanz der E-Autos außerdem nicht positiv genug, findet der Geschäftsführer. Der Grund: Seltene Erden in den Akkus und CO2 -intensiver Kohlestrom. „Das wird sich in Zukunft aber verbessern.“

Ist der neue US-Präsident eine Gefahr für Puraglobe?

„Solange Donald Trump keine Strafzölle einführt, wird sich für uns nichts ändern“, so Schüppel. Sein Altöl bezieht das Unternehmen größtenteils aus EU-Staaten. Exportiert wird auch in die USA. Dass der neue US-Präsident ein amerikanisches Unternehmen daran hindern würde, bezweifelt der Geschäftsführer.

Wie geht es weiter am Standort bei Zeitz?

Andreas Schüppel will in Alttröglitz weiter investieren und mit Puraglobe wachsen. „Unsere Technologie wurde hier entwickelt. Wir werden den Standort weiter ausbauen. Wir werden neue Mitarbeiter einstellen“, prognostiziert der Geschäftsführer. Rund 150 Angestellte arbeiten vor Ort. Die meisten aus der Umgebung.

Für Andreas Schüppel gehört die Förderung des ländlichen Raumes zur Unternehmensstrategie. Puraglobe ist Hauptsponsor des Mitteldeutschen Basketballclubs, fördert Studenten der Region mit Stipendien und sucht neue Arbeitnehmer zuerst vor Ort.

Auch die zweite Anlage zur Wiederaufbereitung im Chemiepark soll umgerüstet werden, um Öl der höchsten Güteklasse zu produzieren. Das Unternehmen sieht den Standort bei Zeitz als Epizentrum für Innovationen und Wachstum. Die Ingenieure hier sollen künftig auch eine geplante Anlage in den USA führen. In Tampa, im US-Bundesstaat Florida, soll ein Standort in ähnlicher Größe entstehen. (mz)

Jährlich verarbeitet Puraglobe rund 150.000 Tonnen Altöl.
Jährlich verarbeitet Puraglobe rund 150.000 Tonnen Altöl.
dpa