Weltpremiere bei Puraglobe Weltpremiere bei Puraglobe: Zeitzer Firma veredelt Altöl

Zeitz - Das US-Unternehmen Puraglobe will ab Mai 2017 an seinem Standort bei Zeitz (Burgenlandkreis) weltweit erstmals Basisöle der höchsten Güteklasse auf Grundlage von Altöl herstellen. In die Umrüstung werden nach Worten von Geschäftsführer Andreas Schüppel 15 Millionen Euro investiert. Basisöle werden für die Produktion von Motorölen verwendet und bisher meist aus Rohöl hergestellt. Mit dem neuen Verfahren könnten große Mengen CO2 eingespart werden.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks unterstützt Vorhaben
Die Zukunft hängt im Büro von Andreas Schüppel fast ein wenig versteckt an der Stirnseite einer langen Schrankwand: ein wenige Wochen altes Schreiben von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Darin kündigt sie ihre Unterstützung für das neueste Vorhaben des US-Unternehmens Puraglobe aus der Nähe von Zeitz (Burgenlandkreis) an. Was für Außenstehende wie eine unverbindliche Minister-Floskel klingen mag, kommt für Geschäftsführer Schüppel einem Ritterschlag gleich, wie er selbst sagt.
Umdenken im Ministerium
Dazu muss man wissen, Puraglobe stellt seit Jahren aus Altöl hochwertige Basisöle her, die später insbesondere für die Produktion von Motorölen verwendet werden. Doch das Altöl, für das Unternehmen ein wertvoller Rohstoff, ist für den Gesetzgeber bisher noch immer nur eines: Abfall, der zu großen Teilen verbrannt wird. Nun aber scheint, so hofft Schüppel, auch im Umweltbundesamt und im Ministerium ein Umdenken einzusetzen. Denn der Geschäftsführer verspricht nicht nur eine weitere Verbesserung der Produkte, sondern vor allem auch eine deutliche Entlastung der Umwelt.
Aus Altölen entstehen Basisöle höchster Güte
Bereits seit 2008 laufen in Zeitz zwei Anlagen, die jeweils 75.000 Tonnen Altöl pro Jahr verarbeiten können. Daraus entstehen am Ende insgesamt 100.000 Tonnen Basisöle, deren Qualität schon heute fast die höchste der drei Güteklassen erreicht. In einem ersten Schritt soll nun eine der beiden Anlagen umgerüstet werden und ab Mai 2017 die Kriterien für die höchste Güteklasse drei erfüllen. „Das wäre die erste Anlage weltweit, in der Basisöle der höchsten Qualitätsstufe auf der Grundlage von Altöl hergestellt werden“, betont Schüppel. Doch er denkt bereits weiter. Sein Ziel ist es, auch die zweite Anlage bis Ende 2018 umzurüsten und von da an in Zeitz nur noch die höchste Qualität zu produzieren. Der Effekt für die Umwelt wäre enorm. „So kann eine Ersparnis von 130.000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr erzielt werden“, erklärt der Geschäftsführer. Das heißt, pro Tonne Basisöl würden 1,3 Tonnen weniger Treibhausgas ausgestoßen als bei der üblichen Produktion auf Rohölbasis. Eine Aussicht, die offenbar auch die Umweltministerin überzeugt.
Gemisch wird von einigen Verunreinigungen befreit
Die Produktion in Zeitz läuft in mehreren Schritten ab. Zunächst wird das Altöl mit fast 500 Grad heißem Wasserstoff vermischt und verdampft kurz darauf. Schon in dieser Phase wird das Gemisch von einigen Verunreinigungen befreit. Später werden in einem mehrstufigen Prozess unter einem Druck von 800 bar Metallverbindungen und die verbliebenen Verunreinigungen abgetrennt. Das gereinigte Kohlenwasserstoffgemisch wird dann in einer 50 Meter hohen Vakuumkolonne in drei Typen Basisöl zerlegt.
„Die weltweit erste Anlage mit dieser Technologie wurde 2004 auch hier in Zeitz errichtet“, sagt Schüppel. Und 2017 soll nun die nächste Weltpremiere folgen, in die 15 Millionen Euro investiert werden. „Dafür haben wir unser Verfahren weiter verbessert und können nicht nur Vorreiter für unsere Industrie werden, sondern auch manch einem Politiker die Tür öffnen.“ Denn die bisherige Sicht auf Altöl als Abfall ist für den Geschäftsführer angesichts der neuen Chancen „schizophren“.
Unter neuem Namen
Das Unternehmen, das sich international noch besser positionieren will und daher seinen alten Namen Puralube abgelegt hat, sieht Schüppel gut aufgestellt. So stiegen mit der Qualität der Motoröle auch die Anforderungen an die Basisöle. Allerdings sei ein spürbares Wachstum nur noch im Segment der höchsten Güteklasse zu erwarten, in das die Zeitzer vordringen möchten. Und der Geschäftsführer ist sicher, dass sich das Unternehmen dort behaupten wird - auch wegen der Preise. Denn hochwertige synthetische Öle seien meist zwei bis drei Mal so teuer wie die Produkte der Güteklasse drei.
Ein hartes Geschäft bleibt es dennoch - und das liegt auch an der Verfügbarkeit des Rohstoffes Altöl. So werden jährlich 120.000 Tonnen eingekauft - aber immer noch mehr als 30.000 Tonnen per Lkw in insgesamt 15 Ländern eingesammelt. (mz)