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Nonnenkapelle in Michaeliskirche Nonnenkapelle in Michaeliskirche: Größte private Spende für ein Denkmal in Zeitz

Von Petrik Wittwika 16.12.2017, 14:00
Ein seltenes Bild ist die Kreuzigungsdarstellung von 1469 in der Nonnenkapelle von St. Michael.
Ein seltenes Bild ist die Kreuzigungsdarstellung von 1469 in der Nonnenkapelle von St. Michael. Petrik Wittwika

Zeitz - Wie kein anderes Gebäude der Zeitzer Oberstadt repräsentiert die Michaeliskirche den langen Atem der Stadtgeschichte. Ihre Mauern, Türme und die Innenausstattung haben sich über die Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert, überformt und auf bestimmte Weise die verschiedenen Baustile seit der Romanik aufgenommen. Ihre herausragende Stellung als Hauptpfarrkirche der Stadt verdeutlichen nicht zuletzt mehrere Anbauten wie die imposante Vorhalle, die Sakristei oder der Nonnenchor.

Längst verschwunden sind indes die „Allerheiligenkapelle“ oder das sogenannte „Beinhaus“, das zur Aufbewahrung von Totenschädeln und Skeletten diente. Die „Nonnenkapelle“ , wie der Nonnenchor auch genannt wird, ist nun wieder ein Schmuckstück. Möglich wurde ihre Instandsetzung nur durch die überaus großzügige Privatspende von Gloria-Maria Holzhey, geborene Naether, die die für die Restaurierung und Aufwertung benötigten 100.000 Euro kurzerhand in einer Summe zur Verfügung stellte.

Als Rumpelkammer in die Bedeutungslosigkeit gesunken

Gleichzeitig würdigte sie damit das Engagement der Vereinigten Domstifter und ihres Bruders, des Domherrn Ernst-Albert Naether, und vor allem die enge Verbundenheit zu ihrer Vaterstadt, in der sie 1944 geboren wurde und bis 1950 gelebt hat.

Überhaupt ist es die größte private Spende, die Zeitz für den Erhalt eines seiner wichtigsten Kulturgüter zuteil wurde und die weit über das allgemein Wünschenswerte hinausgeht.

Als Rumpelkammer in die Bedeutungslosigkeit gesunken, fristete die spätmittelalterliche Nonnenempore in der Nordwestecke der Zeitzer Michaeliskirche als vermeintlich unspektakulärer Nebenraum über Jahrhunderte ein undankbares Schattendasein. Ungeachtet dessen lebte die überlieferte Geschichte der Äbtissinnen und Nonnen des einstigen Stephansklosters, die dort bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zum Gottesdienst weilten, fort.

Schmuckstück am Übergang zur Ritterstraße

Einen weiten Weg mussten sie ohnehin nicht zurücklegen, denn ihre Empore in St. Michael war über einen hölzernen, brückenartigen Verbindungsgang mit den gegenüberliegenden Klosterbauten am Michaeliskirchhof verbunden. Jene Klausurgebäude standen dort, wo heute das Haus Michaeliskirchhof 10 steht, das sich inzwischen als saniertes altstädtisches Schmuckstück am Übergang zur Ritterstraße zeigt.

Nachdem das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst wurde, verlor die Nonnenempore rasch an Bedeutung und wurde zugemauert. Genutzt wurde der Raum trotzdem, nämlich zur Unterbringung des Blasebalgs der Orgel und als Abstellraum. Das Schatzkästchen war versteckt, der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Untergeschoss des Nonnenchores, das einst als Grablege der Äbtissinnen des Klosters diente, wurde in weiser Voraussicht bereits 1643 ein Archivgewölbe eingerichtet, um dort „Kanzleisachen“ aus dem Bischofsschloss sicher zu verwahren, denn die Schweden hatten in der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges die Stadt belagert.

Zerstörung des Zeitzer Schlosses durch schwedische Truppen

Im Jahr darauf kam es bekanntlich zur Zerstörung des Zeitzer Schlosses durch schwedische Truppen.

Dank Gloria-Maria Holzhey ist der Nonnenchor wieder ein gutes Stück Zeitz. Ihrer Geburtsstadt blieb sie verbunden. Als Sechsjährige war sie allerdings gemeinsam mit ihrem Vater Walter Naether, der bis Juli 1945 als Generaldirektor an der Spitze der E.A. Naether GmbH stand, bei Nacht und Nebel über die „Grüne Grenze“ in die BRD geflüchtet, nachdem sich die staatlichen Repressionen in der DDR ins Unerträgliche gesteigert hatten und der Familie in Zeitz systematisch die Existenzgrundlage genommen wurde. Heute lebt Gloria-Maria Holzhey zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Georg Holzhey im Berchtesgadener Land. (mz)

So sah die Nonnenkapelle, der Anbau, um 1900 aus.
So sah die Nonnenkapelle, der Anbau, um 1900 aus.
Konrad Braun
Gloria-Maria Holzhey
Gloria-Maria Holzhey
Domstifter