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Neuerscheinung Neuerscheinung: Mondnacht in Szene gesetzt

Von Helga Heilig 23.06.2004, 15:54

Naumburg. - Zuschauerraum und Bühne der Kleine Bühne waren dunkel, nur ein Scheinwerfer war auf eine Puppe gerichtet. Zu diesem Bild erklang das Lied Mondnacht von Robert Schumann gesungen von Thomas Quasthoff. Nachdem die letzten Töne verklungen waren, wurde das Licht langsam heller, zu sehen war nun Heinrich Görl. Das war der Beginn einer Premiere der besondern Art. Heinrich Görl stellte Dienstagabend in der Kleinen Bühne sein Buch "Mondnacht" einem geladenen Publikum vor. Dabei handelte es sich nicht um eine Lesung schlechthin, sondern um eine Inszenierung, die außer den Ohren auch den Augen etwas bot. "Das Buch handelt von den Irrungen und Wirrungen des Lebens und von dem mangelnden Verständnis, das wir unseren Mitmenschen entgegenbringen, sei es aus Nachlässigkeit oder weil wir den anderen nicht verstehen", so Görl.

Es beinhaltet drei Erzählungen. "Man kann sie einzeln lesen, sie bilden aber ein Ganzes. Und das nicht nur, weil die Hautperson in allen drei Teilen die gleiche bleibt, sondern weil die Geschichte sich vom Kleinen über das Besondere zum Allgemeinen hin entwickelt", erläuterte der Autor. Er hat dieses Buch seinem Vorbild, Kollegen und Freund Herbert Rosendorfer gewidmet. Die Hauptfigur in den drei Erzählung ist ein Mann namens Matthias Krämer, dessen Leben er in drei verschiedenen Lebensabschnitten beleuchtet. In der zweiten Erzählung hat der Jurist und Schriftsteller die Ich-Form gewählt. Er distanziere sich jedoch entschieden von dem Ich-Erzähler, denn er sei "unsensibel und zumindest anfangs der typische westdeutsche Mann, der nach der Wende in den Osten kommt", so die Erläuterung des ehemaligen Leitenden Oberstaatsanwalts.

Görl las aus den drei Geschichten geschickt ausgewählte Abschnitte vor, die die potentiellen Leser neugierig auf die gesamten Erzählungen werden ließen. Obwohl der Autor betonte, dass die Ich-Erzählung keine autobiographischen Details enthalte und schon gar keine Autobiographie sei, zeigt sich besonders in den Schilderungen von Details, dass Heinrich Görl sehr wohl wusste, über und von was er schreibt.

Heinrich Görl: Mondnacht. Drei Erzählungen. Basiliken Presse Marburg. ISBN 3-925347-71-2. 9,60 Euro. Erhältlich auch in der Galerie Görl, Naumburg, Domplatz 21.