Gewalt Nach Angriff in der Schwarzbiernacht: Wie geht es für Rollstuhlfahrer aus Zeitz weiter?
In der Schwarzbiernacht ist ein Rollstuhlfahrer verletzt worden und musste danach operiert werden. Der junge Mann und sein Begleiter berichten von dem Vorfall.

Zeitz/MZ - Die Flugreise nach Ägypten im September ist schon gebucht, im August will Marcel Schrimpf eigentlich zum Dresdner Stadtfest. Doch dann kam die Schwarzbiernacht auf dem Zeitzer Altmarkt. Eigentlich wollte sich der Rollstuhlfahrer an jenem 11. Juni gemeinsam mit seinen Freunden nur etwas amüsieren. Am Ende der Nacht wird der junge Mann bei einer Auseinandersetzung verletzt, muss operiert werden und ist dadurch wieder ans Bett gefesselt.
„So etwas ist mir noch nie passiert“, sagt Marcel Schrimpf, der seit einem Autounfall vor mehr als zehn Jahren im Rollstuhl sitzt. Im Alltag seien die Menschen eher hilfsbereit ihm gegenüber. Doch seit dem Vorfall kommt er nicht mehr raus. Der Zeitzer verlässt das Haus nur, um Arzttermine wahrzunehmen. Bei dem Sturz aus dem Rollstuhl ist seine Hüfte gebrochen. „Eigentlich wollte er nicht ins Krankenhaus“, sagt sein Freund Dirk Tannewitz, der bei dem Vorfall dabei war. Denn bei einem anderen Sturz, der schon eine Weile her sei, habe er nur Prellungen davon getragen, erzählt Schrimpf. Der 35-Jährige ahnte nicht, dass es dieses Mal schlimmer sein würde. Im Krankenhaus wurde er gleich einen Tag nach dem Vorfall operiert, die Hüfte sei mit einer Platte und zwei Schrauben stabilisiert worden. Trotz der Querschnittslähmung im Lendenwirbelbereich spüre er die Schmerzen im Bein. „Ich kann deshalb nicht lange im Rollstuhl sitzen“, sagt der junge Mann. Die Tage verbringe er daher liegend im Bett. Der Vorfall hat ihn zurückgeworfen. „Bisher konnte ich alles allein machen“, erzählt Schrimpf. Nun sei er auf die Hilfe seiner Mutter und seiner Freunde angewiesen.
Rollstuhlfahrer war mit Freunden bei der Schwarzbiernacht in Zeitz
Marcel Schrimpf unternimmt oft etwas mit seinen Freunden. Mit ihnen war der Zeitzer auch zur Schwarzbiernacht auf dem Altmarkt gekommen. „Wir waren eine Gruppe von etwa acht Leuten“, erzählt Dirk Tannewitz. Für die Freunde war die Nacht nach dem Event noch nicht zu Ende, sie wollten weiterziehen zum Club R1 im Ratskeller. „Wir zwei sind schon mal vorgegangen“, schildert Tannwitz die Situation. Da der direkte Weg vom Altmarkt über die Treppen hoch zum Rathaus mit dem Rollstuhl nicht in Frage kam, haben sie „den Weg außen herum“ vorbei am Gewandhaus und der benachbarten Bankfiliale gewählt. Dort sei es dann geschehen.
Es war etwa ein Uhr nachts, als ein entgegenkommender Mann Rollstuhlfahrer Schrimpf beschimpfte. „Du Behinderter, musst hier mit deinem Rollstuhl langfahren“, habe der Mann gesagt, erinnert sich Begleiter Tannewitz. Letzterer habe verbal zurückgeschlagen, woraufhin der Unbekannte zuschlug. Doch dann landete plötzlich Rollstuhlfahrer Marcel Schrimpf auf dem Boden. Wie das genau passiert ist, das wissen die beiden nicht. „Ich habe nur gemerkt, dass ich etwas von rechts abgekriegt habe“, sagt Schrimpf. Es habe sich angefühlt, als hätte ihn jemand aus dem Rollstuhl gekippt, so schildert es der junge Mann. Sein Begleiter Dirk Tannewitz habe nur gesehen, wie Schrimpf bereits am Boden lag. Daraufhin sei er auf den Angreifer losgegangen, bis dazugekommene Mitarbeiter der Security eingegriffen und Tannewitz festgehalten hätten. Der Angreifer konnte, ohne dass er identifiziert wurde, den Ort des Geschehens verlassen. Um Schrimpf kümmerte sich währenddessen der wegen der Veranstaltung bereits anwesende Rettungsdienst. Die Sanitäter haben ihn in den Rollstuhl gesetzt und dann zusammen mit seinem Freund ins Krankenhaus gebracht. Letzterer hatte Prellungen an Jochbein, Nase und Knie davon getragen. Im Laufe des Tages habe er bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Bislang gibt es keine Zeugen
Auch nach Zeugenaufrufen habe sich bislang niemand gemeldet, antwortet Gesine Kerwien vom Polizeirevier Burgenlandkreis auf eine Anfrage der MZ. „Die Ermittlungen wurden aufgenommen, bei denen auch mögliche Videoaufzeichnungen eine Rolle spielen“, heißt es in der schriftlichen Antwort. „Neue Erkenntnisse können zum jetzigen Zeitpunkt nicht vermeldet werden.“ Marcel Schrimpf und Dirk Tannewitz hoffen weiterhin, dass der Mann gefunden und zur Verantwortung gezogen wird.
Hinweise nimmt die Polizei entgegen unter 03441/63 40