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Mutiger Biss ins Kraftfutter

Von Hartmut Landes 04.01.2006, 17:43

Zeitz/MZ. - Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke (CDU) ließ sich ebenso wie einige ihrer Begleiter bei ihrem Betriebsrundgang in Europas modernster Bioethanolanlage am Mittwoch in Zeitz nicht zweimal bitten, als ihr Geschäftsführer Berthold Nolte Kraftfutterpellets als Kostprobe anbot. Das eiweißreiche Tierfuttermittel ist das zweite Produkt, das bei der Produktion von Bioethanol aus Weizen entsteht. Und daran konnte und wollte die Ministerin nicht vorbeigehen.

Mit leeren Händen war Wernicke jedoch nicht aus Magdeburg angereist. Sie hatte einen Millionen schweren Bewilligungsbescheid der Investitionsbank in der Tasche: Europäische Union, Bund und Land unterstützen das rund 200 Millionen Euro teure Werk der Südzucker AG mit 18,25 Millionen Euro. Von dieser Unterstützung kündet nun eine Tafel am Eingang des neuen Werkes, die die Ministerin gemeinsam mit Geschäftsführer Ernst Saueregger enthüllte.

Bei der Übergabe des Fördermittelbescheides an Südzucker-Vorstand Dr. Christoph Kirsch würdigte die Ministerin die mutige Investition der Südzucker AG. Sie sei sicher, dass das Werk beim Ersatz fossiler Rohstoffe eine wichtige Rolle spiele. "Wir gewinnen mit dem Werk in Sachsen-Anhalt einen Großabnehmer für Weizen und Zuckerrüben, in und außerhalb des Unternehmens entstehen Arbeitsplätze, und Bioethanol trägt zu einer Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen bei", äußerte Wernicke. Sie versicherte, die Landesregierung werde das Unternehmen auf diesem Feld weiter begleiten.

Worte des Dankes an die Politiker kamen auch von Unternehmensseite. Dennoch stellte Christoph Kirsch fest, dass es für die Südzucker AG eine "große und harte Entscheidung" war, das Werk in Zeitz zu bauen. Er nannte als Gründe für diese Feststellung, dass Südzucker bisher nur wenig Erfahrung mit der Herstellung von Bioethanol habe und in dieser Dimension erstmals aktiv werde. Zudem habe es einen konzerninternen Wettbewerb zwischen den Standorten Zeitz und Ochsenfurt in Bayern gegeben. Zeitz habe das Rennen gemacht, auch weil die Unterstützung vom Land, die Nähe zum Energieträger Rohbraunkohle und der Rohstoff Weizen in reichem Maße vorhanden sind. Kirsch: "Wir sind als Südzucker hier gerne zu Hause."

Seit Beginn der steuerlichen Präferenzregelung für Biokraftstoffe im Jahr 2004 wird die Nachfrage immer größer. Dazu trägt auch bei, dass die Anwendung von Bioethanol als Kraftstoffkomponente durch die derzeit geltende Kraftstoffnorm geregelt ist. Danach kann es bis zu fünf Prozent Benzin beigemischt werden. Auch wenn die Mineralölindustrie der Beimischung noch skeptisch gegenüberstehe, so gebe es in der Autoindustrie schon deutliche Anzeichen der Befürwortung. Vertreter des Südzucker-Vorstandes baten die politisch Verantwortlichen um "langfristig flankierende Unterstützung auf dem weiteren Weg".