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Modell in Kretzschau Modell in Kretzschau: Arbeitslose wieder eingliedern

Von Yvette Meinhardt 01.03.2015, 15:15
Stefan Heinold (Mitte) ist froh. Nachdem er viele Jahre zu Hause war, fand er jetzt bei Akif Salmanow einen Job und bereitet in Kretzschau Autos auf. Möglich wurde dies durch das Projekt Familien stärken - Perspektiven eröffnen - Coach Enrico Wagner-Büttner schaut regelmäßig vorbei.
Stefan Heinold (Mitte) ist froh. Nachdem er viele Jahre zu Hause war, fand er jetzt bei Akif Salmanow einen Job und bereitet in Kretzschau Autos auf. Möglich wurde dies durch das Projekt Familien stärken - Perspektiven eröffnen - Coach Enrico Wagner-Büttner schaut regelmäßig vorbei. Hartmut Krimmer Lizenz

Kretzschau - Mit ölverschmierten Händen betritt Stefan Heinold das Büro seines Chefs Akif Salmanow. Heinold arbeitet in der Halle des Kfz-Handels in Kretzschau, bereitet Fahrzeuge auf, füllt zum Beispiel Flüssigkeiten auf, wechselt Räder und saugt die Autos aus. „Die Arbeit macht mir großen Spaß“, sagt der 28-Jährige. Eigentlich hat er einmal Maler gelernt, arbeitete zuletzt in Osterfeld und ist seit drei Jahren zu Hause. Doch das Geld für seine kleine Familie reicht nicht, denn gerade erst vor vier Wochen ist der 28-Jährige zum zweiten Mal Vater geworden. Aus diesem Grund ist er doppelt froh, jetzt für ein Jahr einen Job in Kretzschau gefunden zu haben. Im Rahmen des Modellprojektes Familien stärken kam er dort unter.

„Stefan gibt sich sehr viel Mühe, arbeitet mit vollem Einsatz, dabei muss man bedenken, dass er nicht aus der Kfz-Branche kommt“, sagt Salmanow. An diesem Tag schauen ihm Christel Nägler und Enrico Wagner-Büttner über die Schulter. Es sind die Familienintegrationscoaches des Projektes. Die dritte im Bunde ist Katja Berger, die für die Region Weißenfels zuständig ist. Seit Projektbeginn im September 2012 haben sie gemeinsam ein komplettes Netzwerk von Ansprechpartnern aufgebaut, das fängt beim Jobcenter des Burgenlandkreises an, reicht über Sozial- und Jugendamt, Kindertagesstätten und Schulen bis zu den Arbeitgebern.

Ziel des Projektes ist es, vor allem Alleinerziehenden wieder den Weg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Alleinerziehend mit einem sechsjährigen Kind ist beispielsweise auch Zinowi Klawonn. „Ich war fünf Jahre lang zu Hause“, sagt der 45-Jährige. Seit September arbeitet er bei Akif Salmanow im Imbiss in Kretzschau. Hier macht er alles, was anfällt, schneidet Salat und serviert Speisen, räumt Tische ab und wäscht Geschirr auf. „Meine Arbeitszeit ist wunderbar mit der Kindertagesstätte in Zeitz abgestimmt. Ich arbeite bis 16 Uhr und kann dann Jonathan aus der Kita abholen“, erzählt er. Früher war er viele Jahre lang auf Montage, als alleinerziehender Vater ist dies undenkbar.

Zumal sein Sohn im September in die Schule kommt. „Ich freue mich über meinen neuen Job, vor allem auch, weil ich damit von Hartz IV weg bin“, sagt Klawonn. Akif Salmanow hört dies gern. „Natürlich besitzt Herr Klawonn keine Ausbildung im gastronomischen Bereich, aber er gibt sich viel Mühe“, lobt Salmanow.

Auf elf Monate ist der Arbeitsplatz erst einmal befristet. Es handelt sich um die genannte Erprobungszeit, um das Potenzial der Arbeitnehmer zu testen. Die Chancen auf eine Übernahme stehen gut. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit, das heißt, in drei Viertel aller Fälle mündete die Maßnahme in einem festen Arbeitsplatz für die Beschäftigten“, sagt Christel Nägler. In Sachsen-Anhalt ist der Burgenlandkreis mit dieser Vermittlungsquote führend im Projekt. Die Coaches verstehen sich dabei rund um die Uhr als Ansprechpartner. „Nicht selten klingelt das Telefon auch am Wochenende, manchmal wollen unsere Teilnehmer einfach nur einen Rat oder jemanden zum Zuhören“, sagt Wagner-Büttner. (mz)

Zinowi Klawonn ist alleinerziehender Vater und seit Jahren zu Hause. Er fand im Imbiss in Kretzschau einen Job. Tomer Kama schaut ihm über die Schulter.
Zinowi Klawonn ist alleinerziehender Vater und seit Jahren zu Hause. Er fand im Imbiss in Kretzschau einen Job. Tomer Kama schaut ihm über die Schulter.
Hartmut Krimmer Lizenz