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Die Frau auf dem Dach Maya Smid hat zwei Jahre nach einer Lehrstelle in ihrem Traumberuf gesucht

Warum die 18-jährige Oelsenerin sich für einen schweren Handwerksberuf entschieden hat.

Von Iris Richter 07.11.2021, 09:00
Maya Smid kann zupacken, sie wird seit September bei der Stößener Firma Dach-Helm zur Dachdeckerin ausgebildet.
Maya Smid kann zupacken, sie wird seit September bei der Stößener Firma Dach-Helm zur Dachdeckerin ausgebildet. Foto: Iris Richter

Goldschau/MZ - Dem alten Dach des Gemeindehauses im Osterfelder Ortsteil Goldschau rücken derzeit Dachdecker zu Leibe. Denn das Haus mit seinen fünf Mietwohnungen wird gegenwärtig neu eingedeckt.

Seit Wochenbeginn sind Mitarbeiter der Stößener Firma Dach-Helm dabei, die alten Ziegel vom Dach zu holen. Zwischen den Dachziegeln und dem Gerüst fällt ein Anblick dabei besonders ins Auge - ein roter Haarschopf mit einem langen Zopf. Der gehört zu Maya Smid.

„Kein Betrieb wollte mich, weil ich eine Frau bin“

Die 18-Jährige startete Anfang September in dem Stößener Unternehmen ihre Ausbildung. „Ich habe zwei Jahre lang nach einer Lehrstelle als Dachdecker gesucht, kein Betrieb wollte mich, weil ich eine Frau bin“, berichtet Maya Smid, die in Oelsen bei Zeitz zu Hause ist. Etliche Bewerbungen habe sie geschrieben und das nicht nur an Betriebe in der Region. Erst die Stößener Firma habe ihr eine Chance gegeben.

Dabei steht die junge Frau ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Sie kann Balken tragen, Dachziegel stemmen und auf dem Dach fühlt sie sich auch sicher. Über ihren Ausbildungsbetrieb ist sie jedenfalls voll des Lobes, fühlt sich hier voll akzeptiert. „Mir macht es großen Spaß. Die Kollegen und mein Chef sind alle nett und sympathisch. Bei Fragen kann ich immer zu ihnen kommen“, schwärmt die gebürtige Auricherin, die mit ihren Eltern vor rund 15 Jahren von der Nordsee in die Zeitzer Region zog.

Typischer Mädchenberuf sollte es nie werden

Doch wie kommt es, dass sich eine junge Frau für einen so schweren Beruf entscheidet? „Ich liebe das Handwerk, ich wollte schon immer gerne etwas Handwerkliches machen, etwas mit meinen Händen tun“, sagt Maya Smid, die ihren Realschulabschluss an der Schule in Meuselwitz abgelegt und danach ein Berufsvorbereitungsjahr in einer Bauklasse angeschlossen hat. Den Dachdeckerberuf habe sie durch einen Bekannten kennengelernt und ein Praktikum bei einer Dachdeckerfirma habe sie dann gänzlich von ihrer Berufswahl überzeugt.

Eine typischer Mädchenberuf kam für Maya Smid jedenfalls nie infrage, denn sie hat schon immer gerne zugepackt. Auch jetzt unterstützt sie einen Bekannten oft in dessen Schafstall, ist auch dabei, wenn Zaunpfosten für die Weide eingeschlagen werden müssen. Und auch auf dem Schrottplatz, wo ihr Freund arbeitet, hilft sie gerne mal mit. Hätte es mit dem Dachdecker nicht geklappt, wäre ihr Plan B Berufskraftfahrer gewesen. „Das lernt jetzt mein Bruder, aber ich war nach der 10. Klasse zu jung für den Führerschein“, sagt sie.

Auch wenn Maya Smid erst vor gut zwei Monaten mit der Ausbildung begonnen hat, ist sie schon jetzt begeistert. „Ich bin so stolz auf mich, dass es geklappt hat und ich hoffe, dass ich die Lehre schaffe und im Betrieb bleiben kann“, sagt sie. In ihrer Berufsschulklasse in Halle-Neustadt ist Maya Smid übrigens eine von zwei weiblichen Dachdecker-Lehrlingen. Auch von ihren männlichen Mitschülern würden die beiden voll anerkannt, freut sich Maya Smid.