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Lukas hat ihr ganzes Leben verändert

Von Bärbel Schmuck 14.06.2005, 17:29

Weißenfels/MZ. - "Es ist nicht leicht, keinen Schulabschluss zu haben und dabei schon Verantwortung für ein kleines Kind zu übernehmen", bekennt die junge Frau. "Als ich nach der ärztlichen Untersuchung von meiner Schwangerschaft erfuhr, war ich zunächst ziemlich geschockt, blickt sie zurück. "Es war schon ein komisches Gefühl, weil ich ja noch so jung bin. Aber für mich stand dennoch fest, dass ich das Baby unbedingt zur Welt bringen und auch behalten wollte", fügt sie hinzu.

"Micha", wie sie von ihren Freunden genannt wird, weiß ihren Freund Marko Klauß (21) und eine große Familie hinter sich. Eine ungewöhnliche Familie, denn die Bewohner und das Erzieherteam des Kinder- und Jugendhauses "Wilhelmshöhe" in Weißenfels-West sind ihre Familie, beteuert Michaela Kalb. Petra Schmidt kann das nur bestätigen. "Ich kenne die Michaela seit ihrer Geburt", sagt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, die sich in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Hohenmölsen befindet. Seit dem frühen Tod von Michaelas Mutter, einer damaligen Kollegin, fühlt sich die 42-Jährige - inzwischen selbst längst Mutter und bereits Großmutter - als Pflegemutter, als Vertrauensperson und engste Ansprechpartnerin von Michaela Kalb, deren Vater in Regensburg lebt. "Ich war auch die erste, die von Michas Schwangerschaft erfuhr", ergänzt Petra Schmidt. Und sie verweist auf die Ausnahmeregelung, die in Absprache mit dem Jugendamt des Landkreises getroffen worden sei, dass die junge Mutti mit ihrem Kind im Jugendhaus wohnen darf.

Inzwischen ist Lukas der Liebling aller, die hier in der so genannten elterngelösten Einrichtung ihr Zuhause gefunden haben. Und der Knirps ist auch für Marko Klauß "der Größte". "Obwohl ich nicht der Vater des Jungen bin, sehe ich unseren Lukas als mein eigenes Kind an", hebt der junge Mann hervor, der mit seiner Freundin seit ihrer Schwangerschaft zusammen ist. "Wir lieben uns und sind eine Familie. Wir wollen zusammenbleiben", bekräftigt der Weißenfelser der in Osterfeld als gelernter Fleischer in Schichten arbeitet. Erst vor kurzem sind die jungen Leute mit ihrem Sprößling aus Österreich zurückgekehrt. "Der einwöchige Urlaub mit dem Baby war unser erster gemeinsamer und ein sehr schöner", lässt Marko Klauß die Ferientage Revue passieren. Dabei streift er Mutter und Kind mit einem spitzbübischen Lächeln. "Manchmal zoffen wir uns, wenn Micha zickig ist", ulkt ihr Freund. Doch im Wesentlichen verstehe man sich. "Auch mit Markos Eltern komme ich sehr gut klar", erklärt die minderjährige Mutter.

"Seit das Kind ihr Leben bestimmt, hat sie an Reife gewonnen, beherrscht ihren Tagesablauf und den Haushalt mit Kochen, Waschen, versorgt den Kleinen liebevoll und verantwortungsbewusst", zollt Petra Schmidt ihrem Schützling Anerkennung. Außerdem spart Michaela Kalb für die eigenen vier Wände. "Wenn ich volljährig bin, möchte ich eine richtige Wohnung", unterstreicht sie, die Altenpflegerin werden will. Vorher werde der Schulabschluss nachgeholt. "Im September geht's los, Marko hilft mir", sagt "Micha" glücklich.