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Engagement Im Burgenlandkreis Lobaser betreut Gäste

Mitarbeiter im Unterirdischen Zeitz, Drechsler, Autor und Chronist – wie Klaus Rehm auch im Alter aktiv bleibt.

Von Margit Herrmann 06.07.2024, 18:00
Der 81-jährige Klaus Rehm präsentiert stolz sein Insektenhotel in seinem idyllischen Gärtchen im Würchwitzer Ortsteil Lobas.
Der 81-jährige Klaus Rehm präsentiert stolz sein Insektenhotel in seinem idyllischen Gärtchen im Würchwitzer Ortsteil Lobas. Foto: Margit Herrmann

Lobas/MZ. - Seit einem dreiviertel Jahr ist Klaus Rehm Gästeführer im Unterirdischen Zeitz am Altmarkt 21.

„Das war purer Zufall“, erzählt der Rentner. „Als ich mit meiner Enkeltochter aus Amsterdam das Gangsystem anschaute, teilte mir Andreas Wilke vom Verein Unterirdisches Zeitz mit, dass Gästeführer gesucht werden.“

Sofort willigte Klaus Rehm ein, schaute sich zwei Führungen an und gehört seitdem zum Team. Er habe viel Spaß den Besucher das historische Zeitzer Kleinod zu zeigen.

Zuhause ist der 81-Jährige mit seiner Frau Karin seit 1999 in Lobas, einem Ortsteil von Würchwitz. Vorher wohnten sie in Zeitz Ost. „Als die Mieter nach der Wende wechselten, suchten wir ein neues Zuhause“, erklärt der rüstige Rentner.

„Wir haben uns viele Wohnungen angeschaut, auch in anderen Dörfern. Dann sind wir durch eine Annonce ins 1896 erbaute Pfarrhaus nach Lobas gekommen.“ Und es war Liebe auf den ersten Blick. Das Ehepaar wohnt seitdem im ausgebauten Dachgeschoss. Den Garten haben sie sich erst urbar machen müssen; die Brennnesseln standen fast mannshoch.

In seinem selbst ernannten Paradies kann der Hobby-Handwerker seiner Leidenschaft, dem Drechseln, nachgehen. Im Gewölbekeller des Mehrfamilienhauses steht eine Drechselbank, daneben befinden sich einige Holzstücke, vor allem Linde und Esche haben es ihm angetan.

Zu diesem Hobby ist Klaus Rehm bereits zu DDR-Zeiten gekommen. „Meine Frau wollte unbedingt eine Weihnachtspyramide haben“, verrät der gelernte Chemiker, der im Hydrierwerk gearbeitet hat. „In den 1980er Jahren gar nicht so einfach. Also habe ich ihr selbst eine Dreietagige mit Spitzdach, in dem eine Katze einer Maus hinterherrennt, gebaut. Dieses erste Werk erhielt sogar den 1. Platz bei einem Mitarbeiter-Wettbewerb.“ Das Schmuckstück dreht immer noch zur Weihnachtszeit seine Runden in der gemütlichen Stube der Rehms.

Zu seinen jüngsten Werken gehören ein Bergmann als Lichterfigur, ein Engel und ein 1,50 Meter großer Osterhase. Das Insektenhotel, das hinter einem selbst angelegten Bächlein im Garten steht und viele sechsbeinige Gäste empfängt, hat Klaus Rehm 2020 gebaut.

Viele Naturmaterialien, wie Tannenzapfen, Äste und Schilfrohr, aber auch Ziegelsteine hat er verarbeitet. Das kleine Häuschen ist eine wunderbare Möglichkeit, wichtigen kleinen Nützlingen im Garten Unterschlupf zu bieten. So können von der Sitzecke sogar Blaue Holzbienen und bunte Schmetterlinge beobachtet werden.

Auffällig ist die Ruhe, die in dem kleinen Gärtchen herrscht. Außer dem Summen der Bienen und sanften Rauschen der Blätter im Wind ist nichts zu hören. „Wir denken manchmal, dass unser Dorf evakuiert wurde und wir vergessen wurden – so eine Stille ist bei uns“, bebildert der Naturliebhaber die Stimmung.

Wenn Klaus Rehm grad nicht in seinem Garten oder im Werkelkeller zu tun hat, hält er Vorträge über die Geschichte der umliegenden Dörfer. Selbst ein Buch über die Kirchfahrt Lobas hat er geschrieben.

Zurzeit beschäftigt sich der Rentner mit einer Broschüre über die Geschichte der Schulen in den Orten Lobas, Loitsch und Würchwitz von 1642 bis 2007, als die letzte Schule schloss. Dafür blättert er durch Kirchenbücher, geht im Naumburger Archiv auf Spurensuche und sichtet alte Dokumente. Für die jüngere Geschichte führt er Gespräche mit Einwohnern. Von ihnen erhält er oftmals auch noch alte Fotos aus dem Familienbesitz.

„Man muss sich immer etwas suchen, sonst wird man noch schneller alt“, begründet Klaus Rehm sein großes Engagement und verabschiedet sich. Gleich fängt seine nächste Führung im Unterirdischen Zeitz an.