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Kommunalwahl Kommunalwahl: Landratskandidaten stellen sich im MZ-Forum vor

Von claudia petasch 16.05.2014, 08:57
Die Kandidaten von links: Manuela Hartung, André Poggenburg, Jochen Dreetz, Moderator Birger Zentner, Ruth Müller, Götz Ulrich und Günther Weiße stellen sich im Zeitzer Friedensaal den Fragen der MZ und des Publikums.
Die Kandidaten von links: Manuela Hartung, André Poggenburg, Jochen Dreetz, Moderator Birger Zentner, Ruth Müller, Götz Ulrich und Günther Weiße stellen sich im Zeitzer Friedensaal den Fragen der MZ und des Publikums. hartmut krimmer Lizenz

zeitz/MZ - Die Landratskandidaten Jochen Dreetz (Bündnis 90/Die Grünen), Manuela Hartung (SPD), Ruth Müller (parteilos), André Poggenburg (Alternative für Deutschland), Götz Ulrich (CDU) und Günther Weiße (Freie Wähler Burgenlandkreis) haben sich am Dienstagabend rund 70 Interessierten im Zeitzer Friedenssaal vorgestellt. Die MZ hatte zu dem Wahlforum eingeladen. Es wurde von Birger Zentner, Leiter der MZ-Lokalredaktion Zeitz/Weißenfels, moderiert.

Ein Thema, das starke Wellen geschlagen hatte und auch noch tut, ist der Konflikt um den Zeitzer Forst. Militärische kontra zivile Nutzung, Schießplatz kontra Spaziergänge. Eine Debatte, in die der Landkreis stark involviert ist. Deswegen wollte Zentner von den Kandidaten wissen, wie sie als Landrat mit dem Konflikt und der Forderung nach einer zivilen Nutzung umgehen würden.

Zivile Nutzung des Forstes

Jochen Dreetz von den Bündnisgrünen sagte, dass seine Partei eine der Mitorganisatoren der Ostermärsche durch den Zeitzer Forst ist: „Wir sehen eine militärische Nutzung nicht mehr ein.“ Er fordert daher, den Zeitzer Forst für alle zu öffnen. Einzelbewerberin Ruth Müller ist der Ansicht, dass die Vorhaben, die im Forst seitens der Bundeswehr geplant sind, nicht abgesagt werden können. Dennoch würde sie sich dafür einsetzen, den Forst auch für eine zivile Nutzung freizugeben, wenn das möglich ist. Der Christdemokrat Götz Ulrich würde sich als Landrat als gerechter Vermittler zwischen den nachvollziehbaren Wünschen der Bevölkerung nach einer zivilen Nutzung und der Bundeswehr sehen. „Mit dem Ziel, möglichst viel für die Bevölkerung herauszuholen“, so Ulrich.

Günther Weiße sagt, dass es ein laufendes Verfahren sei, welches man natürlich übernehmen würde. Als Landrat würde er sich als Mann des Ausgleichs sehen und alle Interessen der Bürger und der Bundeswehr abwägen. Er sei zudem als freier Wähler froh, dass es die Bürgerinitiative „Kein Schuss im Zeitzer Forst“ gibt. Die Sozialdemokratin Manuela Hartung bekennt, dass in ihrer Brust zwei Herzen schlagen. Sie wisse, dass der Wald in den Herzen der Menschen als deren Wald verankert sei.

Sie erinnert daran, dass es schon einmal eine Vereinbarung mit der Bundeswehr zur Nutzung von Wegen gab, die einseitig gekündigt worden sei. Sie würde sich als Landrätin nochmals für eine Diskussion mit der Bundeswehr einsetzen: „Wir müssen auf einen Ausgleich drängen.“André Poggenburg macht deutlich, dass auch er als Landrat das Verfahren übernehmen würde. Für ihn sei klar, dass man immer beide Seiten abwägen müsste. Zum einen den Landschaftsschutz und die Bürgerinteressen, zum anderen die der Bundeswehr. Obwohl er nicht militärisch orientiert sei, würde er einer weiteren militärischen Nutzung des Forstes keine generelle Absage erteilen.

„Ich werde für Recht und Gerechtigkeit eintreten. Wer arbeiten geht, muss entsprechend vergütet werden.“ Wer heute Hartz IV beantrage, müsse laut Müller nur sagen, er könne nichts und mache nichts und bekomme Rente auf Lebenszeit. Und andere, die arbeiten gehen, würden im Alter mit einer geringen Rente abgespeist.

Götz Ulrich sagte, er bringe viele Jahre Erfahrung in der Arbeit im Kreistag mit und sei in dessen Bereiche eingearbeitet. Er wolle als Landrat daran festhalten, dass die Parteien möglichst gemeinsam an einem Ziel arbeiten, so wie es bei Harri Reiche der Fall ist. „Daran möchte ich ausdrücklich anknüpfen“, so Ulrich. Getreu dem Motto seiner Wahlwerbung „Das Miteinander zählt“, wie er hervorhob, denn nur so komme man auch voran.

Günther Weiße sagte: „Wenn sie nicht von SPD und CDU von Berlin bis Naumburg durchregiert werden wollen, geben sie mir ihre Stimme.“ Seit 30 Jahren kämpfe er schon als Rechtsanwalt für seine Mandanten, setze sich für sie hartnäckig ein. Und das wolle er auch für den Burgenlandkreis als Landrat tun. „Ich würde ihn nicht nur besser verwalten, auch besser gestalten“, so Weiße.

Manuela Hartung möchte als Landrätin den Landkreis weiterentwicklen. Sie möchte ihn gestalten und nicht nur verwalten und dazu gäbe es viele Pläne, die sie gern umsetzen möchte. „Ich bin froh, dass der Landkreis bunt ist, und er sollte frei und bunt bleiben“, so Hartung.

André Poggenburg sagte, dass es an der Zeit für Veränderungen in Deutschland sei. Mit ihm uns seiner Partei, für die er antritt, möchte er diese Veränderungen angehen. Er will eine transparentere Bürgernähe und Politik angehen, wenn er Landrat des Burgenlandkreises werden sollte.

Jochen Dreetz will Veränderungen. „Der Burgenlandkreis hat in letzter Zeit seine Chancen nicht genutzt und immer nur nach den Großen geschaut“, sagt er. Mit ihm als Landrat solle eine Zeit anbrechen, in der auch nach den Kleinen, also nach den Menschen, die hier leben, geschaut werden soll.  (clp)

Welche Prioritäten in der infrastrukturellen Entwicklung würden die Kandidaten als Landrat setzen? Ruth Müller, die oft Zug fahre, sei mit den Verkehrsanbindungen sehr zufrieden. Sie plädiert dafür, wenn sich etwas nicht mehr lohnt, sollte man es auch nicht aufrechterhalten. Oft genug würde sie morgens Busse sehen, die ohne Fahrgäste unterwegs seien. Götz Ulrich will mehrere Prioritäten setzen. Zum einen ist ihm der Ausbau der digitalen Infrastruktur sehr wichtig. Schnelles Internet, flächendeckend. Vor allem in ländlichen Regionen sieht er Nachholbedarf im Kreis. Davon könnten nicht nur Privatleute, sondern auch Firmen profitieren. Zum Schienennetz sagt er: „Ich spreche mich klar für eine S-Bahn-Anbindung an die Oberzentren aus.“ Als Landrat wolle er sich im Mitteldeutschen Verkehrsverbund dafür stark machen. Mit Blick auf die Zustände vieler Straßen fordert er zudem ein klares Bekenntnis der Landesregierung auch zum Süden des Landes.

Burgenlandbahn gehört zum Kreis

Günther Weiße macht deutlich, dass die Burgenlandbahn zum Burgenlandkreis gehört wie der Dom zu Naumburg. Er würde sich dafür einsetzen, dass sie wieder durchgängig im Kreis verkehrt und nicht, wie jetzt, nur auf einzelnen Abschnitten. Er würde auch Lösungsansätze suchen, dass mehr Verkehr von der Straße auf die Bahn verlegt wird, denn seiner Ansicht nach komme man nie mit den Straßenreparaturen hinterher. Schon gar nicht bei gleichbleibendem oder weiter zunehmendem Verkehr. Für ein flächendeckend schnelles Internet werben die Freien Wähler schon seit dem Bundestagswahlkampf. Auch Manuela Hartung findet einen Anschluss an die Metropolregion wichtig. Das könnte Zuzüge oder Verbleib der Menschen in den hiesigen Regionen bedeuten, weil sie wissen, dass sie per Bahn schnell in die großen Städte auf Arbeit oder zum Studium kommen. Sie plädiert dafür, den öffentlichen Nahverkehr trotz steigender Kosten und weniger Nutzer aufrecht zu erhalten. Sie ist ebenso für flächendeckend schnelles Internet. Sie würde sich dafür stark machen, dass Kommunen an Fördermittel kommen, um die digitale Infrastruktur auszubauen.

Ausbau digitaler Infrastruktur

Für flächendeckend schnelles Internet würde sich auch André Poggenburg einsetzen. Er wisse als Selbstständiger, wie wichtig eine gute digitale Infrastruktur sei. Den öffentlichen Nahverkehr würde er immer im wirtschaftlichen Kontext betrachten. Er sagt aber auch, dass dieser gebraucht wird und zur Gesellschaft dazu gehört. Er plädiert zudem wie einige Vorredner dafür, dass die Burgenlandbahn wieder den ganzen Kreis abdecken soll. Deutliche Worte findet Jochen Dreetz: „Es wäre fatal, den öffentlichen Nahverkehr einzuschränken oder ganz einzustellen, das wäre eine Strafe für die Alten und die Jungen würde es wegziehen.“ Er würde sich als Landrat mindestens für den Erhalt des bestehenden Nahverkehrs einsetzen. Ebenso wie für den Erhalt der Burgenlandbahn. Auch die ärztliche Versorgung müsste verbessert werden, er spricht von Kreiskrankenhaus und regionalen Ärztehäusern.