Klangerlebnis mit Weinkelch
Weißenfels/MZ. - Man nehme Weinkelche verschiedenen Durchmessers und entlocke ihnen Töne durch unterschiedlich starkes Reiben mit nassen Fingern am oberen Rand. Was den Ungeübten vermutlich schier zur Verzweiflung bringen würde, beherrschen Bruno Kliegl und Sascha Reckert mit bewundernswerter Perfektion. Die beiden Glasinstrumenten-Spieler sorgten im Rahmen der Landesliteraturtage für einen außergewöhnlichen Tupfer. Nach einem gemeinsamen Konzert mit Anja Rabsilber (Sopran) am Freitagabend stellte das Trio am Sonnabendvormittag in einer Matinee im Heinrich-Schütz-Haus noch einmal die eigenwilligen Instrumente und deren sanften, mitunter mystisch anmutenden Klang vor.
Gewürzt wurde das Ganze mit Informationen und zeitgenössischen Texten rund um die Geschichte der Glasinstrumente. Und so erfuhren die rund 25 interessierten Besucher unter anderem, dass es der spätere amerikanische Präsident Benjamin Franklin war, der als noch gänzlich Unbekannter 1761 die Glasharmonika erfand. 240 Jahre später brachte Bruno Kliegl im Schütz-Haus mit Pedaltritten ein solches Instrument, bestehend aus horizontal angeordneten Glasschalen, zum Rotieren. Nicht minder beeindruckend jene Tonvielfalt, die die Musiker aus einem so genannten Verrophon herausholten, einer Anordnung senkrecht stehender Glasröhren verschiedener Längen. Und wer bei alledem Sorge um das zerbrechlich wirkende Material hatte, den konnte Reckert beruhigen: "Die Gläser gehen beim Spielen nie kaputt, höchstens mal beim Transport oder Aufbau der Instrumente."
Erstaunlich für die Zuhörer das breite Repertoire der Musiker. Es reichte von Mozart über den Walzer von Edvard Grieg bis hin zum Kriminal Tango, gespielt auf Klavier und Glasinstrumenten. Als krönenden Abschluss entlockten Reckert und Kliegl mit ihren flinken Fingern den gläsernen Körpern sogar eine chinesische Weise. Reichlich Beifall war der verdiente Lohn für ein nicht alltägliches Konzerterlebnis.