Karsdorf im Burgenlandkreis Karsdorf im Burgenlandkreis: Kinderskelette auf Ritualplatz aus der Steinzeit entdeckt

Karsdorf - Archäologen haben im Süden Sachsen-Anhalts ein weiteres rund 6000 Jahre altes Grabensystem mit steinzeitlichen Gräbern entdeckt. Es liegt in Karsdorf im Burgenlandkreis. „Bislang wurden zwölf Gräber freigelegt, es werden aber noch mehr sein“, sagte Archäologin und Grabungsleiterin Susanne Friederich am Donnerstag. „Dies sind einerseits einfache Erdbestattungen, zum anderen Doppelbestattungen und vor allem in Siedlungsgruben niedergelegte Kinderskelette.“
Ein fünfköpfiges Team hatte seit Juni auf der zwei Hektar großen Fläche die Befunde der Anlage dokumentiert. Das Rondell hat einen Durchmesser von rund 150 Metern. Es wurde vor der Erschließung eines Kiesabbaufeldes gesichert. Auch bei Libehna im Landkreis Anhalt-Bitterfeld untersuchen Archäologen noch bis Jahresende ein 6000 Jahre altes Grabensystem aus der Jungsteinzeit.
Das Areal in Karsdorf ist von einem mehrgliedrigen Grabenwerk eingefasst. „Das Grabensystem besteht aus mehreren Kreisen mit zwei Toren, sogenannten Hakentoren“, sagte Friederich. Im Grab eines erwachsenen Mannes lagen zwei unbenutzte Pfeilspitzen neben dem Körper. Sie wurden ihm wahrscheinlich als Gabe auf dem Weg ins Jenseits mitgegeben. In einem anderen männlichen Skelett steckte noch eine abgenutzte Pfeilspitze. „Sie war tief in das Weichgewebe eingedrungen und tödlich“, erläuterte die Archäologin.
„Bei den Ritualen spielte Feuer eine große Rolle“, sagte Friederich. „Wir können davon ausgehen, dass das Wertvollste geopfert wurde.“ Das sind zum einen Rinder, die die Nahrungsversorgung absichern sowie Frauen und Kinder, die den Fortbestand der Gemeinschaft garantieren. „Allerdings konnten bislang nur geopferte Rinder nachgewiesen werden“, sagte die Archäologin. Nach den umfangreichen Feuer-Zeremonien seien die Kadaver in Gruben niedergelegt worden.
Unklar ist nach den Worten der Archäologin, welcher steinzeitlichen Kultur die Kinderbestattungen zuzurechnen sind. Die Kinder waren in nicht mehr als Speichergruben genutzten Erdkellern niedergelegt worden. Fest steht, dass Karsdorf ein uralter Toten-und Ritualplatz war, der bis vor rund 3000 Jahren genutzt wurde. (dpa)

