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Kampf ums Klinikum Zeitz Kampf ums Klinikum Zeitz: Was ist eigentlich passiert? Und wann?

Von Angelika Andräs 25.10.2019, 05:00
Mitarbeiter der Klinikum Burgenlandkreis GmbH am Standort Naumburg haben dem Aufsichtsrat der kreiseigenen Gesellschaft einen offenen Brief übergeben.
Mitarbeiter der Klinikum Burgenlandkreis GmbH am Standort Naumburg haben dem Aufsichtsrat der kreiseigenen Gesellschaft einen offenen Brief übergeben. Hartmut Krimmer

Zeitz - Vor 223 Jahren wurde in Zeitz das erste Krankenhaus am Lindenplatz gebaut. Im Bewusstsein der Zeitzer ist es vor allem, seit es den ersten Neubau an der Röntgenstraße gab, das heutige Ärztehaus. Doch noch nie in der langen Geschichte der Gesundheitsvorsorge und Pflege in Zeitz überschlugen sich die Ereignisse so, wie in den letzten fünf Wochen. Was ist eigentlich passiert? Und wann?

1890: Am 20. Oktober wird das Krankenhaus eingeweiht.

Den stattlichen Bau an der Röntgenstraße, der heute das Ärztehaus samt Café beherbergt, kennen die Zeitzer. Schließlich wurde er noch bis nach der Wende als Krankenhaus genutzt. Vergessen wird aber oft, dass das erste Zeitzer Krankenhaus bereits 1796 am Lindenplatz gebaut wurde.

2000: Am 27. Februar wird der Neubau eröffnet.

Schon 1991 wird der Neubau eines Krankenhauses in Zeitz beschlossen. Dennoch wird in den 1990er Jahren, bis 1994, um genau zu sein, noch saniert und ausgebaut. 1995 beginnt der Bau des Georgius-Agricola-Klinikums an der Lindenallee. Bis 1999 entsteht hier ein moderner Neubau mit günstiger Anfahrt, im Grünen gelegen und sogar mit Erweiterungsmöglichkeit im Umfeld. Am 27. Februar 2000 ist es soweit: Das Krankenhaus am Rande der Stadt wird offiziell übergeben. „Tausende Zeitzer kamen, die Völkerwanderung legte den Verkehr lahm“, heißt es in der MZ.

2004: Klinikum Burgenlandkreis GmbH wird gegründet.

Im Jahr 2004 kommt es zur Gründung der Klinikum Burgenlandkreis GmbH mit den Krankenhäusern in Zeitz und Naumburg. Mit einem Überschuss von drei Millionen Euro hat das Krankenhaus Zeitz bei der Zusammenlegung die Pleite des Naumburger Krankenhauses, das ein Minus von 1,9 Millionen Euro mitbrachte, abgewendet. 2005 erfolgt der Umzug der Verwaltung nach Naumburg. Im April 2006 wird dann die Burgenlandkreis Servicegesellschaft mbH als Tochterunternehmen gegründet.

2019: Am 17. September wird Insolvenz beantragt.

Seit 2017 ist die finanzielle Schieflage der Klinikum Burgenlandkreis GmbH immer wieder Thema. Doch erst zwei Jahre später, als sich die finanzielle Situation dramatisch zuspitzt, beantragt die Geschäftsleitung - nachdem der Kreistag dem zugestimmt hat - am 17. September Insolvenz in Eigenverantwortung. Lucas Flöther wird zum Sachwalter bestellt. Arne Berndt, Restrukturierungsmanager und Partner in der Firma WMC Healthcare, wird Sanierungsgeschäftsführer. Am 6. Oktober wird bekannt, dass auch die Servicegesellschaft und das ambulante Zentrum Naumburg insolvent sind.

2019: Ab 1. Oktober startet Petition zum Erhalt des Klinikum.

Im Auftrag und mit Unterstützung der Stadtratsfraktion ALL/FDP/FWZ startet der Zeitzer Udo Lange eine Onlinepetition. In Geschäften und Einrichtungen liegen Listen zum Unterschreiben aus. Über 11 000 Unterschriften für den Erhalt des Zeitzer Klinikums mit allen Stationen kommen zusammen.

2019: Am 15. Oktober wird die Petition übergeben.

Über 11.000 Unterschriften werden am 15. Oktober an Landrat Götz Ulrich (CDU) übergeben. Klare Forderung: „Hände weg von unserem Krankenhaus in Zeitz, Erhalt aller Bereiche.“ Es gibt die erste Protestveranstaltung mit einigen Hundert Bürgern vor dem Klinikum.

2019: Am 17. Oktober wird Aus für die Frauenklinik verkündet.

Gerüchte gab es schon, dass Bereiche aus dem Zeitzer Georgius-Agricola-Klinikum nach Naumburg verlegt werden sollen. Am 17. Oktober werden die Mitarbeiter in einer Versammlung informiert: Frauenklinik mit Geburtenstation und Kinderklinik schließen in Zeitz zum 31. Dezember und ziehen nach Naumburg. Ein Sturm der Empörung bricht los. Das Aktionsbündnis Zeitz wird gegründet.

2019: Proteste der Zeitzer am 21. Oktober am Klinikum.

2.000 Zeitzer empfangen am 21. Oktober die Sozialministerin des Landes Sachsen-Anhalt Petra Grimm-Benne (SPD) vor dem Klinikum. Sie wollen ihrer Forderung nach dem Erhalt des Zeitzer Krankenhauses Nachdruck verleihen. Die große Kundgebung ist am nächsten Tag in der Innenstadt geplant.

2019: Am 22. Oktober sind Schließungen aus der Welt.

Gut 4.000 Menschen kommen am 22. Oktober auf den Altmarkt, um erneut zu protestieren. Sie erleben, wie Landrat Götz Ulrich verkündet, dass Frauenklinik und Kinderklinik an beiden Standorten, in Zeitz und Naumburg erhalten bleiben. (mz)