Insolvenz des Burgenlandklinikums Insolvenz des Burgenlandklinikums: Was bewegt Menschen aus Zeitz und Umgebung?

Zeitz - Der Schreck sitzt tief. Die Sorgen sind groß. Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass die Klinikum Burgenlandkreis GmbH mit ihren Kliniken in Zeitz und Naumburg beim Amtsgericht Halle Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hat, fürchten viele Zeitzer um die Zukunft des Agricolaklinikums am Rande der Stadt. „Als ich etwas von Insolvenz gehört habe, dachte ich im ersten Moment, jetzt schließt das Klinikum“, sagte Götz Dusi aus Zeitz am Donnerstag.
Der 66-Jährige gehörte in der Zeitzer Innenstadt zu den Menschen, die sich im Rahmen einer Umfrage gegenüber der MZ zum Thema äußerten. Doch der erste Gedanke, so Dusi, sei zum Glück falsch gewesen. Dennoch mache er sich Gedanken um die Zukunft des Hauses. „Ich habe Angst, dass es am Ende doch so weit kommt und das Haus in Zeitz geschlossen wird. Und ich hoffe, dass es bleibt“, sagte der Rentner.
„Man kann nicht immer nur investieren“
Genau diese Hoffnung äußerte auch Gudrun Baumann aus Zeitz. Es sei schon zu viel nach Naumburg gegangen. Sie hoffe, dass es am Ende der Krise auch in Zeitz noch ein Krankenhaus gibt. Vielleicht, überlegt sie, wäre es sogar besser, wenn das Zeitzer Haus eigenständig geführt würde. Die entstandene Situation sei schon ein schwerwiegendes Problem. Die Rentnerin überlegt, ob nicht am Ende die Summe der Investitionen eine gehörige Portion Schuld an den Geldschwierigkeiten hat.
„Man kann nicht immer nur investieren“, sagt sie. Drastischer formulierte es eine Mitarbeiterin des Hauses (der Name ist der Redaktion bekannt), die allerdings ihren Namen aus Sorge vor Angriffen nicht öffentlich nennen möchte. Sie spricht von einem Bauwahn der Geschäftsführung, der die Politik vielleicht hätte Einhalt gebieten sollen. Das Klinikunternehmen sei in eine Schieflage manövriert worden, das sei aufmerksamen Mitarbeitern längst klar gewesen.
„Es ist schlimm, dass es so weit kommen konnte.“
Wenn am Ende das Klinikum in Zeitz aufgegeben würde, wäre das eine Katastrophe für die Stadt und die Region, sagte Dirk Scherling (49) aus Minkwitz. „Es ist schlimm, dass es so weit kommen konnte.“ Er erwarte, dass sich alle, die Einfluss haben und etwas bewegen können, dahinter klemmen, dass das Klinikum in Zeitz erhalten bleibt. „Wenn es hier kein Krankenhaus mehr gibt, hieße das, dass viele Menschen längere Wege haben“, sagte er.
„Ich habe beide Kinder im Zeitzer Klinikum geboren und selbst mal als Vertretung dort gearbeitet. Es wäre traurig, wenn das Klinikum schließen würde“, sagte Nadine Faust. Die 38-jährige Pflegehelferin meint: „Zu Zeitz gehört ein Klinikum.“ Annemarie Klein ist optimistisch. Die 31-jährige Kosmetikerin aus Zeitz ist überzeugt davon, dass die Situation mit Hilfe des nun laufenden Verfahrens gerettet wird. Bei anderen Firmen, auch einer aus dem Raum Zeitz, habe es doch auch geklappt.
Gehälter der Mitarbeiter werden über drei Monate hinweg von der Agentur für Arbeit gezahlt
Der Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung war aufgrund von Liquiditätsproblemen des Klinikums gestellt worden. Während der Verfahrens steht das Klinikum unter speziellem gesetzlichen Schutz. Damit kann die Geschäftsführung Liquidität aufbauen und Restrukturierungsmaßnahmen schneller realisieren. Die Gehälter der Mitarbeiter werden über drei Monate hinweg von der Agentur für Arbeit gezahlt. Der Klinikbetrieb geht ohne Einschränkungen weiter.
Drei Standorte sind angemessen:
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) versicherte, dass das Land den nun anstehenden Prozess positiv begleiten und alles dafür tun wird, dass das Klinikum eine Zukunft hat. Das teilte das Ministerium am Donnerstag auf Anfrage mit. Vor dem Hintergrund der zu erstellenden Sanierungskonzeption werde zu prüfen sein, ob und wie die Landesregierung unterstützen kann.
Laut Ministerium sind allgemein die Rahmenbedingungen für Krankenhäuser insgesamt schwieriger geworden. „Das hat auch mit beabsichtigten bundesgesetzlichen Änderungen zu tun“, heißt es in der Antwort aus Magdeburg.
Das Land Sachsen-Anhalt arbeite derzeit an der neuen Krankenhausplanung. Drei Standorte für den Burgenlandkreis würden dabei als bedarfsgerecht angesehen, heißt es. Grimm-Benne sagt: „Wir brauchen eine gute Versorgung im ländlichen Raum. Dazu gehören auch abgestimmte Angebote beider Standorte des Burgenlandklinikums.“ (mz)