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Hydrierwerker wecken Geschichte(n)

Von Hartmut Landes 01.09.2006, 16:13

Alttröglitz/MZ. - "Wo bleibt denn nur der Peter?" Diese Frage und ein suchender Blick in Richtung Hauptgebäude im Industriepark Zeitz waren der einzige Hinweis darauf, dass einer der Hauptdarsteller eines ganz besonderen Treffens noch vermisst wurde. Doch die anderen Damen und Herren "um die 65", die allesamt ihren Ruhestand genießen, blieben gelassen. "Fangen wir ohne ihn an, der ist bestimmt im Terminstress", schallte es aus der Runde.

25 Jahre nach ihrem letzten Lehrlingstreffen und sogar ein halbes Jahrhundert nach dem Start ihrer Lehrzeit, fanden sich die Hydrierwerker an ihrem einstigen Lehrlabor ein. 20 waren gekommen. "Eine gute Resonanz", sagt Margot Oestreicher, die gemeinsam mit Helga Wandel und Peter Schwarz das Treffen vorbereitet hat. Während die eine mit Fotoapparat hin und her hastet, fallen sich andere in die Arme. Wiedersehensfreude.

Mittendrin ist auch Heinz Hebestreit. Der 87-Jährige war mehr als drei Jahrzehnte Ausbildungsleiter im Hydrierwerk und hat auch den Lehrlingsjahrgang 1956 betreut. "Es ist schön, wenn man zu solchen Treffen eingeladen wird", sagt Hebestreit. Er spricht von einer guten Truppe, aus allen sei was geworden. An Einzelheiten aus der Zeit vor 50 Jahren könne er sich nicht mehr erinnern. "Nur die Untaten bleiben im Gedächtnis", meint Hebestreit. Die Geschichten dazu hebt er sich für später auf. Der Unterrichtsraum, in dem die Ehemaligen Platz nehmen, liegt nur wenige Meter von ihrer alten Wirkungsstätte entfernt. Auf den Plätzen liegen kleine Präsente. Eines davon sind Kopien der Betriebszeitung "Einheit" mit Beiträgen über die Lehrlinge von einst. Selbst dass Waltraud Förster am Tag des Treffens Geburtstag hat, haben die Organisatoren nicht vergessen. Diskussionen darüber, wo denn nun der Mädchenwaschraum war, kommen auf. Auch Vorfreude darauf, das ehemalige Lehrlabor zu sehen, in dem heute Dr. Kläre Drahn mit ihrem Team arbeitet.

Dann kommt er doch - zwischen Pressekonferenz und Ministertreffen - der "Mann im Terminstress". Dr. Peter Schwarz. Er ist einer von ihnen und doch als Betriebsleiter mit dem Hydrierwerk und heute als Chef des Industrieparks und der Zeitzer Standortgesellschaft mit dem Standort mehr verbunden als viele andere. Schwarz weckt Erinnerungen: An die Ausbilder. An die Erdölverarbeitung. An den Umbruch. Aus seinen Worten klingt Respekt vor den Leistungen der Hydrierwerker. Zu jeder Zeit. Und sie klingen nach Zuversicht. Nicht für seine Generation, wohl auch nicht für die Kinder, aber für die Enkel habe man wieder Möglichkeiten am Standort geschaffen.