1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Hohes Gras sorgt für Ärger

Hohes Gras sorgt für Ärger

Von UTA KUNICK 09.06.2010, 16:46

PÖTEWITZ/MZ. - Am Dienstag haben sich Karin und Roland Karsch noch über den Friedhof in Pötewitz geärgert. Mittwochmittag war das Problem fast gelöst. Als das Ehepaar in der MZ-Redaktion seinen Herzen Luft machte, hatte das Gras um die Gräber schon so eine Höhe erreicht, dass die Grabsteine nur noch zur Hälfte zu sehen waren.

"Wir haben den Pfarrer schon mehrmals daraufhin angesprochen. Immer wieder versprach er, sich der Sache anzunehmen und Abhilfe zu schaffen. Bis heute ist nichts geschehen", erklärte Karin Karsch. Karschs fragen sich, wofür die Friedhofsgebühren verwendet werden, die sie jährlich zahlen. Man könnte Hausmeisterdiensten die Rasenmahd übertragen und das Ganze über die Friedhofsgebühren finanzieren, so ihr Vorschlag.

Die Mitteldeutsche Zeitung setzte sich sofort nach dem Besuch der Karschs mit dem zuständigen Pfarrer Christoph Rossdeutscher in Verbindung. Der schlug für den nächsten Tag einen Termin vor Ort vor. Und siehe da: Genau zu diesem Zeitpunkt war auf einer großen Fläche das Gras gerade gehauen worden. Auch um die Gräber herum sah es ordentlich aus. "Zwei Mitglieder aus dem Gemeindekirchenrat haben sich der Sache angenommen", sagte Rossdeutscher. Steffen Kanis kümmerte sich am Dienstagabend, als er von Arbeit nach Hause kam, um die kleineren Flächen. Martin Kröber haute die Wiese. Jedes Mal wenn der 73-Jährige auf den Friedhof kam, hatten die Leute darüber geschimpft, wie unmöglich es hier aussieht. Irgendwann wurde es Kröber zu viel, so dass er die Initiative ergriff. Obwohl er selber Felder bewirtschaftet und im Augenblick voll zu tun hat. Dass der Friedhof in Pötewitz in diesem Jahr vernachlässigt wurde, hängt mit den Ein-Euro-Jobbern zusammen, erklärt Rossdeutscher. Im grünen Bereich werden kaum noch Maßnahmen bewilligt. Für regelmäßig anstehende Pflegearbeiten - dazu zählt die Rasenmahd - gibt es keine Genehmigungen. "Seit 1999 haben wir im Pfarrbereich Droyßig ständig ABM-Leute und Ein-Euro-Jobber über das Christliche Jugenddorfwerk Zeitz auf den Friedhöfen im Einsatz gehabt. Die Zahl wurde drastisch reduziert", so der Pfarrer. Von zehn Beschäftigten auf vier. Bis Anfang der Woche sei Rossdeutscher davon ausgegangen, dass die Ein-Euro-Jobber - wie die Jahre zuvor - auf den Friedhöfen vom Pfarrbereich Droyßig zum Einsatz kommen. "Deshalb habe ich den Leuten auch immer gesagt, Pötewitz kommt noch dran." Was er nicht wusste: Die Maßnahme schließt lediglich die Friedhöfe im Kirchspiel Droyßig ein. Pötewitz gehört nicht dazu.

Dass Martin Kröber und Steffen Kanis jetzt aus Eigeninitiative Ordnung geschaffen haben, schätzt Rossdeutscher hoch ein. Das kann aber nicht die Regel werden. "Wir müssen uns etwas einfallen lassen", erklärt er. Der Pfarrer hat schon eine Rechnung aufgemacht. Wenn die Pflegearbeiten an einen Hausmeisterdienst vergeben werden, müssten die Leute mehr Friedhofsgebühren zahlen. Statt 15 Euro im Jahr, 25 bis 30 Euro. Rossdeutscher befürchtet, dass dann einige Hinterbliebene sagen, sie lösen das Grab auf. Damit kämen auf die verbleibenden Friedhofgebührenzahler höhere Gebühren zu.

Die Friedhofsunterhaltungsgebühren werden jährlich errechnet. Das Geld wird für Pflegearbeiten im grünen Bereich, dazu zählen die Wege und der Baumschnitt, verwendet. Auch die Kosten für die Grabüberprüfung und das Wassergeld werden damit beglichen. Die Gebühren sind laut Rossdeutscher so kalkuliert, dass die Rechnung genau aufgeht.