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Hehlerei in 70 Fällen? Hehlerei in 70 Fällen?: Angeklagter lässt Deal vor Gericht platzen

Von Matthias Voss 19.06.2019, 10:30
Das Gebäude  des Landgerichts am Hansering in Halle (Saale)
Das Gebäude  des Landgerichts am Hansering in Halle (Saale) dpa

Zeitz/Halle (Saale) - Gleich zu Beginn der Verhandlung gegen einen 40-jährigen Zeitzer wegen gewerbsmäßiger Hehlerei in 70 Fällen am vergangenen Freitag hatte der Angeklagte das Angebot vom Gericht bekommen, bei einem Geständnis genau zwischen drei und vier Jahren Gefängnis verurteilt zu werden. Diesen Deal hat der Zeitzer aber am dritten Verhandlungstag am Dienstag platzen lassen.

„Er ist der Meinung, dass er unschuldig ist, weil er nicht gewusst haben will, dass die Sachen, die er verkauft hat, geklaut gewesen waren. Dabei ist die Gefahr da, dass es auch fünf oder sechs Jahre Haft werden könnten. Ich habe versucht, auf ihn einzureden, aber er will die Sache jetzt durchziehen“, erklärte sein Verteidiger Thomas Jauch gegenüber der MZ.

Gericht und Staatsanwaltschaft muss einige Nerven mit vier aggressiven Zeugen lassen

Durchziehen bedeutet in diesem Fall eine enorme Belastung für alle Beteiligten. Denn zu den bisher anberaumten sieben Verhandlungstagen kommen nun erstmal sechs weitere bis in den August hinzu. „Und das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn nun müssen alle 70 Fälle einzeln aufgeklärt werden“, sagte Jauch weiter.

Einen ersten Eindruck, wie zähflüssig die ganze Angelegenheit werden kann, haben der zweite und dritte Verhandlungstag erbracht. Am Montag mussten Gericht und Staatsanwaltschaft einige Nerven mit vier aggressiven Zeugen lassen, die den Angeklagten nicht belasten wollten. Und das, obwohl sie für die Diebestouren im Zusammenhang mit dem Angeklagten in Frage kommen. Denn dafür wurden sie allesamt schon verurteilt und mussten in Hand- und Fußfesseln aus dem Gefängnis vorgeführt werden.

Geklaut wurde ab 2013 in Zeitz, Gera, aber auch in den Gemeinden Elsteraue und Kretzschau

Und am Dienstag waren es nicht weniger als zehn Zeugen, die vor allem als Opfer von Diebstählen ihr Eigentum auf Fotos, welche in dem Lager des Angeklagten in der ehemaligen Scharnierfabrik in Zeitz-Rasberg erstellt worden sind, identifizieren konnten. Geklaut wurde ab 2013 in Zeitz, Gera, aber auch in den Gemeinden Elsteraue und Kretzschau. Ein weiterer Zeuge war dagegen unmittelbarer Nachbar des 40-Jährigen und berichtete von einem regelmäßigen Verkehr auf dem Hof. „So ab 23 Uhr wurden nahezu täglich die verschiedensten Dinge angeliefert. Wenn keiner da war, haben sie die Fahrräder, Mopeds oder Werkzeuge einfach so abgestellt“, so der 59-Jährige. Einmal habe dann ein mit Kupfer vollgepackter Anhänger den Hof wieder verlassen.

Ein anderer Nachbar, der aber auch Opfer eines Diebstahl-Einbruchs wurde, kannte den Angeklagten seit Kindeszeiten. „Ich war entsetzt, als ich seinen Namen in der Zeugen-Ladung las. Denn ich habe ihn bis 1998 als anständigen Jungen kennengelernt. Nach vielen Jahren habe ich ihn dann mit einem Riesen-Mercedes wiedergesehen“, so der Zeuge. Beim Rausgehen würdigte er den Angeklagten keines Blickes. (mz)