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Gedenken an Oskar Brüsewitz Glockenläuten und Blumengestecke 49 Jahre nach Selbstverbrennung in Zeitz

18.08.2025, 14:08
Rund 70 Anwesende nahmen an der gedenkveranstaltung teil.
Rund 70 Anwesende nahmen an der gedenkveranstaltung teil. (Foto: Margit Herrmann)

Pünktlich 11.55 Uhr läuteten am Montag die Glocken der Michaeliskirche in Zeitz. An diesem Tag vor 49 Jahren setzte sich Pfarrer Oskar Brüsewitz im Stadtzentrum selbst in Brand. Mit seiner Tat wollte er ein Zeichen setzen gegen die SED-Diktatur und die Unterdrückung der Kirchen in der DDR.

Pfarrerin Claudia Romisch
Pfarrerin Claudia Romisch
Foto: Margit Herrmann

Die Stadt Zeitz lud zusammen mit der Evangelischen Kirchgemeinde zum Gedenken vor Ort ein. Rund 70 Anwesende waren erschienen. Pfarrerin Claudia Romisch eröffnete die Gedenkveranstaltung. Brüsewitz’ jüngste Tochter, Pastorin Esther Fröbel, sprach zu den Gästen und legte, wie auch Oberbürgermeister Christian Thieme, Blumen nieder.

Oberbürgermeister Christian Thieme
Oberbürgermeister Christian Thieme
(Foto: Margit Herrmann)

Oskar Brüsewitz’ symbolische Protestaktionen zogen sowohl positive Resonanz als auch rigide staatliche Repression nach sich. 1976 legte die Kirchenleitung Brüsewitz nahe, einem Pfarrstellenwechsel zuzustimmen oder in den Westen überzusiedeln.

Brüsewitz’ jüngste Tochter: Pastorin Esther Fröbel
Brüsewitz’ jüngste Tochter: Pastorin Esther Fröbel
(Foto: Margit Herrmann)

Am 18. August 1976 stellte Oskar Brüsewitz vor der Michaeliskirche in Zeitz zwei Plakate auf das Dach seines Autos. Auf einem stand: „Funkspruch an alle – Wir klagen den Kommunismus an wegen Unterdrückung der Kirchen in Schulen an Kindern und Jugendlichen“.

Anschließend übergoss er sich mit Benzin und zündete sich an. Schnell wurden die Plakate von Mitarbeitern der Staatssicherheit weggerissen und der schwer verletzte Brüsewitz abtransportiert. Vier Tage später erlag er den Verbrennungen im Bezirkskrankenhaus Halle-Dölau. Die DDR stellte die Selbstverbrennung als Tat eines krankhaft veranlagten Menschen dar. Brüsewitz selbst teilte in einem Abschiedsbrief mit, dass dies kein Selbstmord sondern eine politische Aktion gewesen sei.