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Geschichts-Aufarbeitung Geschichts-Aufarbeitung: Historie der Askanier kommt ans Tageslicht

Von Rolf Kern 24.06.2002, 13:55

Burgwerben/MZ. - Verschüttete Geschichte, die jetzt durch Zufall Schritt für Schritt ans Tageslicht gerät, ist ab dem 23. August in Burgwerben zu sehen. Gezeigt wird die Ausstellung "Die frühen Askanier" im ehemaligen Rittergut. Schirmherr ist Ministerpräsident Wolfgang Böhmer. Erwartet werden Gäste aus ganz Deutschland. Die Schau mit Exponaten mehrhundertjähriger Geschichte ist jetzt in Bernburg zu sehen, und wird später als Dauerausstellung in Ballenstedt untergebracht. Bislang wurde sie gut besucht.

Eine Begleitbroschüre soll demnächst herausgegeben werden. Der kurzlebige Zweig der Grafen von Werben ist über den gemeinsamen "Stammherren" Albrecht dem Bären mit den späteren Fürsten und Herzöge von Anhalt verwandt. Letzter lebender Nachfahre ist Prinz Eduard von Anhalt. Er soll als Mitglied für den Wirbinaburgverein für kulturhistorische Heimatpflege gewonnen werden, dessen Gründung im August vorgesehen ist.

Die Vergangenheit dieses Adelsgeschlechtes liegt weitgehend im Dunkeln. Als gesichert gelten Verbindungen zu den Welfen, Billungern und zur Sippe des Markgrafen Gero. Die Mutter Albrechts des Bären, Eilika Billung, heiratete um das Jahr 1100 Otto von Ballenstedt. Vermutlich fand die Eheschließung in Burgwerben statt. Albrecht der Bär wurde nacheinander Markgraf der Lausitz, später der Nordmark, die er nach 1150 zur Mark Brandenburg umwandelte. Er muss seine Ansprüche brutal durchgesetzt haben.

Gräfin Eilika verbrachte Strecken ihres Lebens in Bernburg und in Burgwerben. Sie brachte die Vogtei des Klosters Goseck an sich. Streitigkeiten veranlassten sie wahrscheinlich, den Schutz des Papstes Innocenz II. anzufordern, der ihr den Schutz des apostolischen Stuhls gewährt hat.

Ins Rollen gekommen war das Interesse an den Askaniern im Dorf durch die ABM-Kraft Sven Köpsel. Er und Sigrid Schmidt hatten ein Buch über Burgwerben verfasst. Dabei war Köpsel bei den Recherchen auf das Adelsgeschlecht gestoßen. Bei seinen Ermittlungen fragte er bei Winfried Korf aus Quedlinburg nach. Der Experte war in diesen Tagen im Dorf und erläuterte dem Gemeinderat das Vorhaben. Der Landesheimatbund hatte Anfang der 90-er Jahre eine Ausstellung über die Wettiner zusammengestellt. Zu diesem Zeitpunkt kam die Idee auf, auch eine Schau über die Askanier zu zeigen. Mit dieser Aufgabe wurde Korf betraut. "Ich habe nicht geglaubt, was mich da erwartet. Es war reizvoll, aber es nervte auch", meinte Korf.

Es gab keine Bilder, kaum Überlieferungen oder andere Dokumente aus dieser Zeit. "Bei den Wettinern und Welfen ist vieles geklärt, aber bei den Askaniern liegt vieles im Dunkeln", so Korf. Selbst in der Spezial-Literatur würden die Zahlen und Daten abweichen. Also mussten Nachbildungen und Grafiken erstellt werden, die auf Vermutungen basierten. Für Korf war es erfreulich, dass Köpsel ihm zuarbeiten konnte. Denn der Quedlinburger war noch nicht soweit mit seinen Studien. Er hätte Burgwerben niemals mit den Askaniern in Verbindung gebracht.

Ihre damaligen Territorien haben zeitweilig von Cuxhaven bis Kulmbach am Main und als rheinische Pfalzgrafen sogar bis in die Eifel gereicht. Die Grenzen der Grafschaften seien nicht zu erfassen. Die geschichtliche Bedeutung Burgwerbens sei zu dieser Zeit wesentlich größer gewesen als die von Wei-

ßenfels. Auf Anregung von Köpsel ist auch eine Schautafel über Burgwerben in der Ausstellung zu sehen.

Im ehemaligen Rittergut hat sich in den letzten Monaten einiges getan, denn die Schau soll in einem würdigen Rahmen stattfinden. Der chaotisch aussehende Saal wurde auf Vordermann gebracht, und der Außenbereich verschönert. Zur Eröffnung soll es einen mittelalterlichen Markt mit kleinen Attraktionen geben. Auch die Freie Evangelische Schule will sich beteiligen.