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Geschäftsjubiläum Geschäftsjubiläum: Wurstpakete auf Westkurs

Von Maria Barsi 10.01.2003, 20:42

Profen/MZ. - Das Geschäft hat sich seit der Wende verändert. Keine Lehrlinge mehr, keine Gesellen - die Petersohns bieten das an, was sie zu zweit schaffen können mit Hilfe von Jürgen Petersohns Frau Rosel und Doreen Haertel, die vormittags im Laden in Profen steht. Und die Filiale im NP-Markt in Hohenmölsen muss man dazurechnen, sagt Petersohn, seine Frau verschwindet in die Küche, weil sie noch einen Topf Soljanka für die Hohenmölsener fertig machen muss, und Sohn Gerd stürzt los, damit die Räucherwürste nicht platzen.

Geschlachtet wird bei Petersohns nicht. Ihre frischen Schweinehälften und das Rindfleisch beziehen sie von einem Schlachtbetrieb in Sachsen-Anhalt, der ihnen garantiert, dass die Tiere in der Region aufgezogen wurden. Und weil es Frischfleisch ist, kommt es schon morgens gegen fünf. Das sei eben so, wenn man Wurst nach guter alter Hausmacherart machen will, nach Familienrezepten und mit "den guten Gewürzen aus Thüringen". In der Weihnachtszeit war sie besonders gefragt, auch für die Westpakete. Die kämen nicht mehr hierher, sondern gingen voller Wurst in die umgekehrte Richtung.

"Aber die Platten legt die Chefin selbst. Wir Männer bringen den Kunden nur alles ins Haus", sagt der Chef. Das ist natürlich tiefgestapelt. Denn Spanferkel, Mutz- und andere Braten sind ja doch die Sache der Meister in der Familie. Und vor allem das hausgemachte Sauerkraut zu den diversen Braten. Das sei ein Herausforderung für sich, der sich Petersohn hinter geschlossener Tür stellt. Der Konzentration wegen. Er habe eben seinen Ehrgeiz und findet es auch nicht so toll, wenn größere Bestellungen für den Platten- und Partyservice bloß übers Telefon gehen.

Viele vor allem jüngere Kunden hätten oft keine rechte Vorstellung davon, wie viel zum Beispiel ein halbes Pfund ist, welchen Unterschied ein Spanferkel mit oder ohne Knochen macht. Und ob man sich wirklich in der weißen Spitzenbluse hinstellen und vor der versammelten Großfamilie den Braten aufschneiden will. "Wir verkaufen ja gern das Doppelte, aber was für einen Sinn macht es, wenn die Leute nachher wochenlang Rester essen müssen. Neenee, ich ziehe die individuelle Beratung im Laden vor. Da kann man zeigen, was wie viel ist und wie es angerichtet aussieht. Und wir können den Leuten bestimmte Vorräte auch gleich hier im Laden in die Vakuumbeutel einschweißen", sagt er.

Für die Zukunft ist den Petersohns nicht bange. Rühren müsse man sich freilich, muss die Verbindung zu den "Profener Seilschaften", zu alten und neuen Kunden, zu Vereinen und und Jagdpächtern halten. Zwei Wildschweine vom Profener Jäger gingen so zu den Feiertagen über Petersohns Theke. Und wenn Staates Peter, der ehemalige Profener, in seiner Gaststätte an der B 2 in Reuden den Gästen einen Tipp gibt, dann rutschen die nicht selten auch mal noch nach Profen zu Petersohns rein. Weil sie neugierig sind auf die Wurst nach alter Familientradition.