Wohnungen in Ossig werden nicht saniert Gemeinderäten ist das Finanz-Risiko zu hoch
Warum sich Bürgermeister damit nicht zufrieden gibt.

Ossig/MZ - Die Wohnungen in der Untermühle in Ossig werden erstmal nicht saniert. Der Rat der Gemeinde Gutenborn, der das Objekt inklusive Bauhof und Werkstätte gehört, lehnte das in seiner jüngsten Sitzung knapp ab. Bei zwei Ja-Stimmen gab es jeweils drei Gegenstimmen und Enthaltungen. Befürworter der Angelegenheit war neben Matthias Rauh (Bürgervereinigung) vor allem Bürgermeister Stefan Leier (CDU), der den Beschluss auch eingebracht hatte. „Es geht darum, wie wir das Objekt neben dem Bauhof und der Unterkunft für unsere Gemeindehandwerker perspektivisch nutzen wollen. Die Wohnungen sind in einem sehr schlechten Zustand und aktuell nicht vermietbar. Ja, das ganze Haus verfällt langsam“, warb er für eine Kreditaufnahme.
So eine würde aktuell die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit ihrem Programm „IKK - Investitionskredit für Kommunen“ anbieten. „Wir könnten bei entsprechend energetischer Sanierung einen maximal 45-prozentigen Tilgungszuschuss bekommen, müssten also nur 55 Prozent zurückzahlen“, meinte Leier. Der Bürgermeister bezifferte zudem den gesamten Aufwand mit rund 500.000 Euro. Wenn das sehr aufwendig zu sanierende Dachgeschoss hinzukommen würde, liege man bei 900.000 Euro. Das Bauamt habe die erste Variante vorgeschlagen, so Leier. „Bei der Lage finden wir garantiert schnell neue Mieter“, war er von der Attraktivität des Objektes und Lage in Ossig überzeugt.
Wir können uns doch nicht noch was ans Bein binden
Ralf Steinbach, Gemeinderat
„Dennoch fehlt uns eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Bei geschätzt 12.000 Euro Mieteinnahmen jährlich für die vier Wohnungen und eher überschaubaren Abschreibungsmöglichkeiten würden wir die ersten Jahre ja kräftig draufzahlen“, hatte Steffen Kühn seine Bauchschmerzen mit der ganzen Angelegenheit. Ralf Steinbach (beide CDU) fragte sich, ob die Gemeinde Gutenborn so eine Sanierung überhaupt aktuell leisten könne. „Bei dem Sanierungsstau, den wir in unseren Wohnungen haben, können wir uns doch nicht noch was ans Bein binden. Und nicht, dass das aufgrund steigender Baupreise ein Fass ohne Boden wird“, meinte er.
Erst Wohnblock sanieren
Zudem fand Steinbach, „dass unser Bauamt doch jetzt schon voll ausgelastet ist.“ Seiner Meinung nach solle man erstmal den 24-Wohneinheiten-Block in Droßdorf angehen und sich nicht ins nächste Abenteuer stürzen. Für das Gebäude hat die Gemeinde Gutenborn in diesem Jahr eine sechsstellige Summe in den Haushalt eingestellt, die Ausschreibung für die Sanierung mehrerer Wohnungen soll noch in diesem Jahr geschehen. „Unser Bauamt wird in den nächsten Jahren aber vor allem mit dem Droyßiger Schloss genug zu tun haben“, so Steffen Kühn. Matthias Rauh entgegnete, dass sich daran in der nächsten Zeit wohl nichts ändern werde und das Amt dafür ja auch da sei.
Stefan Leier versuchte die Gegner im Rat noch umzustimmen, in dem er auch die mäßigen Zustände der Aufenthaltsräumlichkeiten der Gemeindearbeiter und das neue Archiv der Gemeinde ins Spiel brachte. Außerdem seien die Zinsen aktuell noch recht niedrig. „Und wenn wir wie bei unserer Turnhalle argumentieren, wird auch die Kommunalaufsicht dem Vorhaben zustimmen“, so der Bürgermeister. Doch an der Abstimmung konnte er nichts ändern. Trotzdem wollte er es auch danach nicht dabei belassen. „Vielleicht können wir in einem halben Jahr noch einmal über das Thema reden. Bis dahin sollte auch eine Wirtschaftlichkeitsstudie vorliegen“, schloss er das Thema dann aber doch.