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Kadaverfund in Zeitz Geköpfte Rehe am Waldrand Zeitz: Polizei ermittelt nach Kadaverfund

Von Angelika Andräs und Torsten Gerbank 11.04.2017, 06:00
Harald Lenk hat beim Spaziergang mit dem Hund zwei Rehe ohne Kopf unweit der Naumburger Straße zwischen Zeitz und Grana gefunden.
Harald Lenk hat beim Spaziergang mit dem Hund zwei Rehe ohne Kopf unweit der Naumburger Straße zwischen Zeitz und Grana gefunden. Hartmut Krimmer

Zeitz - Nachdem am Wochenende zwischen Zeitz und Grana der Kadaver eines Rehs, dessen Kopf abgetrennt war, gefunden worden ist, ermittelt nun die Polizei. Eine Sprecherin des Polizeireviers Burgenlandkreis bestätigte auf Nachfrage der MZ, dass nach dem Auffinden des Kadavers Anzeige erstattet worden ist. Nun werde wegen des Verdachts der Jagdwilderei ermittelt, hieß es.

Geköpfte Rehe am Waldrand: War es Trophäenjagd? Tier sterben oft am Raps

Der Fall an sich bleibt nebulös. Auch der zuständige Jagdpächter Werner Fiebig steht vor einem Rätsel. Er selbst habe die Reste des Tieres nicht gesehen, so dass er sich kein Urteil bilden könne, woran das Tier möglicherweise gestorben ist. Nicht unmöglich sei die bereits von anderen gemutmaßte Trophäenjagd.

Zwar könne auch jemand von einem tot aufgefunden Tier den Kopf abtrennen. Aber, fragt Fiebig, wer fasse schon ein in der Flur entdecktes totes Tier an?

Gleichzeitig erinnert er daran, dass jährlich an der Zeitzer Ortsumfahrung zwischen den Orten Grana und Theißen zehn bis zwölf Rehe totgefahren werden. Und er sagt für die kommenden Wochen den Tod vieler weiterer Rehe voraus. Der Raps, der in Kürze wieder blühe und oftmals gefressen werde, sei Gift für die Tiere.

Rehe ohne Kopf: Augenzeuge berichtet von weiteren geköpften Tieren

Inzwischen meldeten sich Augenzeugen, die auch anderswo solche Rehe ohne Kopf gesehen haben wollen. Bei Luckenau zum Beispiel, aber auch an besagten Spazierweg zwischen Zeitz und Grana. Ein Anrufer, der sich nicht namentlich vorstellte, erzählte, dass er gesehen habe, wie ein Reh vor etwa einer Woche in den frühen Morgenstunden von der Naumburger Straße weggeschafft worden sei. „Wahrscheinlich ein Wildunfall. Dann hat man es wohl ein Stück oberhalb der Straße entsorgt“, sagte er.

Peter Jakob, Biologe und Veterinär, bestätigt eher eine der Vermutungen des Zeitzer Stadtjägers Sven Hornig. Jakob kenne aus seiner bayrischen Heimat mehrere Fälle von toten Rehen. Die hatten nach dem Spritzen von Feldern und Grasflächen dort gefressen. „Geht jemand auf Trophäenjagd aus, dann muss er das Tier zumindest betäuben“, so Jakob, „und sei es mit einem Betäubungspfeil, wenn er keinen Lärm machen will mit einem Schuss.“

Bei zwei oder gar drei Tieren hält er die Annahme aber für eher unwahrscheinlich. „Das käme dann ja schon einer organisierten Trophäenjagd sehr nahe, und das kann ich mir schwer vorstellen“, so Jakob.

Rehe ohne Kopf in Zeitz: Polizei, Jäger und Biologen stehen vor einem Rätsel

Auch der Zeitzer Stadtjäger Sven Hornig hat solche Vorfälle noch nicht beobachtet. Er hatte den Gedanken eingebracht, dass die Tiere Spritzmittel nicht vertragen haben könnten, gestorben seien und dass dann eventuell jemand den Kopf abgetrennt haben könnte.

Ansonsten gebe es keinen Grund, den Körper eines Tieres liegenzulassen und nur den Kopf mitzunehmen. Außer bei reinen Trophäenjägern.

Allerdings kennt er es aus seiner Erfahrung als Jäger, dass sich zum Beispiel Damwild an Drahtzäunen einklemmt, verletzt und sich dabei im schlimmsten Fall den Kopf abtrennen kann. Das erklärt aber nicht die Fälle in Zeitz. Einen Zaun gibt es hier nicht, nicht einmal Blut.

Diplombiologin Kathleen Nietz, Vorsitzende der Zeitzer Gruppe vom Bund für Umwelt und Naturschutz , ist entsetzt. „Nein, Derartiges haben wir bis heute weder gesehen, noch davon gehört“, sagt sie auf MZ-Anfrage, „und ja, so etwas muss geahndet werden.“

Dabei geht es ihr auch um mindestens zwei Fälle von Wildfrevel, die im Tiergarten zwischen Zeitz und Zangenberg entdeckt worden seien. So hat Sylvia Lenk, die Frau von Harald Lenk, der jetzt die geköpften Rehe gefunden hat, bereits ähnlich grausige Beobachtungen dort gemacht.

Schonzeit bis Ende April: Damwild, Rotwild und Rehwild darf nicht geschossen werden

„Das ist leider nicht unser erster Fund. Vor circa vier Wochen hab ich einen abgehackten Vorderlauf von einem Reh im Tiergarten gefunden“, erzählt Sylvia Lenk. Allerdings war sie so geschockt, dass sie kein Foto gemacht habe und auch keine Anzeige erstattet wurde. „Es war auch kein Reh, das vom Zug erfasst worden war“, meint sie, „das haben wir dort auch schon gesehen, und das sieht man.“

Ein MZ-Leser hatte vor etwa fünf Wochen ebenfalls Teile eines Rehs im Tiergarten gesehen. Vorderläufe, Fell, ein Teil vom Becken mit einem Hinterlauf. Er hatte gedacht, dass das Tier bei irgendwelchen Arbeiten getötet worden sei. Ein Jäger hätte es auf keinen Fall erschießen dürfen. Denn in Sachsen-Anhalt gilt von 1. Februar bis 30. April für Damwild, Rotwild und Rehwild Schonzeit. Für Kitze und Ricken sogar bis Ende August. (mz)