Fünftes Sommerfest im Herrmannschacht Fünftes Sommerfest im Herrmannschacht: Kumpel geben sich ein Stelldichein
Zeitz/MZ. - "Wer heizt denn heute noch mit Kohle?" Heinz Grüneberg, der sich mit einigen alten Kollegen die Ausstellung über die einstigen Kohlefabriken im Zeitz-Weißenfelser Raum ansah, ist sich sicher: In wenigen Jahren gehören auch die zwei noch funktionstüchtigen, die Brikettfabrik Phoenix bei Mumsdorf und die Deubener Brikettfabrik zu den Denkmalen der Industriegeschichte.
Grüneberg nutzte das Sommerfest des Rings deutscher Bergingenieure, um ehemalige Kollegen zu treffen. Mit Lothar Röhler vor den Schautafeln stehend, die die Geschichte der Brikettfabriken auflisten, erinnerte sich Grüneberg an die gemeinsame Zeit in der Deubener Brikettfabrik "v. Voß". "Von 1976 bis 1992 war ich dort, 16 Jahre lang", sagte Grüneberg. Nach der Wende hat Grüneberg als Chef der Fabrik selbige abgerissen. "Mit dreißig Mann", erklärt er, mit den Fingern auf eine Fotografie zeigend, die die imposanten Schlote und das Kesselhaus bei Deuben zeigt. "Ich war damals um die fünfzig. Wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre jemand anderes gekommen."
So wie den beiden Kumpeln ging es am Sonnabend vielen, die ihr Geld einst mit der Förderung des schwarzen Goldes verdienten. Mehrere hundert Gäste und fast alle der 150 Mitglieder des Rings deutscher Bergbauingenieure hatten am Sonnabend den Weg zum Herrmannschacht gefunden. Andreas Ohse, Chef des Mitteldeutschen Umwelt- und Technologieparkes (Mut) nutzte seine Begrüßungsworte, um seine Gäste auf die Veränderungen auf dem Gelände aufmerksam zu machen. "Die Fassade ist fertig und im August stellen wir die Masten für die Seilbahn auf. Noch in dieser Woche holen wir die Seilbahnantriebsstation in Eschenlohe. Eine Seilbahnbetriebsstation - wer hat das schon?"
Bis 2004 will der Mut den vorderen Bereich des Herrmannschachtes mit dem Zechenhaus zu einem "Haus des Gastes" aufpolieren. Das Sommerfest im Herrmannschacht, es ist mittlerweile selbst eine Tradition. Für Harald Meyer, Chef der Mitteldeutschen Sektion des Rings der Bergbauingenieure stellt der Herrmannschacht den optimalen Platz für ein Sommerfest dar: "Wir brauchen Tradition. Und im Herrmannschacht kann man gemütlich zusammensitzen und miteinander reden." Gerade Bergleute aus den alten Ländern, so aus Bochum und Wanne-Eickel, die das mitteldeutsche Revier besuchten, seien angetan von dem Standort.
Doch nicht nur die Historie des Bergbaus kam ausgiebig zur Sprache. Auch die Chefs von Mibrag, Mueg, Romonta und Zemag tranken ihr Bierchen beim Sommerfest. Das gehöre ganz einfach dazu, meinte Erich Schulz, Chef der Zemag 01, des traditionsreichen Produzenten von Anlagen für die Kohleförderung.
Zu den Klängen des Neukiritzsch-Regiser Musikvereins ließ es sich auch der Weißenfelser Landrat Rüdiger Erben gut gehen. "Ich bin zwar von Hause aus Bergmann, doch im Herrmannschacht bin ich heute das erste Mal", zeigte sich Erben beeindruckt von dem was die Mannen um Ohse aus der alten Fabrik gemacht haben. "Hier ist es ja richtig vorwärts gegangen", bemerkte der Weißenfelser Landrat, das sei er ansonsten von der Stadt Zeitz ja gar nicht gewöhnt . . .