Flurfahrt Flurfahrt : Weizen ist ertrunken

Rehmsdorf/MZ - Auto an Auto parkt in Rehmsdorf an der Straße, Hunderte Gäste strömen am Sonnabend zum 10. Flur- und Hoftag der Agricola GmbH. Geschäftsführer Christian Mülker begrüßt alle Gäste. Ruckzuck sind alle Plätze in den zwei Bussen besetzt und los geht die Flurfahrt.
Pflanzenbauer Stefan Oehler fasst die Lage zusammen: Der Winter war zu lang, das Frühjahr 2013 einfach zu kalt und zu feucht. Besonders schlimm hat es die Felder in der Elsteraue getroffen. Rund 50 Hektar Raps sind ebenso dahin wie 40 Hektar Weizen, 40 Hektar Mais und 250 Hektar Grünland. „Wir hatten unsere Wiesen gut in Schuss. Doch jetzt nach der Flut finden wir darauf jede Menge Sand und Treibgut. Als Futter sind die Wiesen nicht mehr brauchbar“, erklärt der Fachmann. Die Fahrt geht in Richtung Krimmitzschen über Staschwitz nach Langendorf. Und selbst der Laie erkennt, der Weizen auf verschiedenen Schlägen wird schon gelb. Kein gutes Zeichen. „Der Weizen ist ertrunken. Durch das viele Wasser bekam er keinen Sauerstoff und ist quasi erstickt“, sagt Oehler. Normalerweise wäre jetzt die Zeit der Ährenbildung, doch soweit sind die Pflanzen noch nicht. Sie brauchen endlich Sonne.
Auf der Tagesordnung stehen im Juni eigentlich Pflanzenschutz und Düngung. Tief eingegraben haben sich die Fahrzeugspuren auf dem Feld bei Döbitzschen. Am Ende blieb die Technik schließlich im Schlamm stecken. Eine normale Arbeit ist für die Landwirte in diesen Tagen nicht möglich, viele Schläge sind einfach immer noch zu nass. Weiter geht es mit dem Bus direkt in den Rinderstall nach Langendorf. Aussteigen ist aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. Doch hier keimt Hoffnung. Süße Kälbchen stehen in Iglu-ähnlichen Boxen. Über 1 000 Rinder hat die Genossenschaft, die Mehrzahl davon Milchkühe. Sie stehen je nach Milchleistung in fünf verschiedenen Gruppen eingeteilt im Stall. Die Genossenschaft produziert rund 12 000 Liter Milch am Tag und über vier Millionen Liter Milch im Jahr für die Molkerei in Bad Bibra. Dabei besitzt die Milch einen Anteil von vier Prozent Fett und 3,3 Prozent Eiweiß.
Die Genossenschaft ist gut aufgestellt. Gleich neben dem Rinderstall steht eine Biogasanlage. Sie wird zum Beispiel mit Futterresten, aber auch mit Pressschnitzel und Abprodukten aus der Brauerei gespeist. Die Abwärme wiederum geht zurück in den Stall, in den Melkstand und in die sanitären Anlagen. Stillstand gibt es für die Bauern nicht, denn nur ein paar Kilometer weiter wächst in Alttröglitz eine Biogasanlage der Moderne. Ihr Wirkungsgrad liegt mit über 70 Prozent fast doppelt so hoch wie jener in Langendorf. Die Anlage auf dem ehemaligen Recyclinghof ging erst vor wenigen Monaten in Betrieb. Hier sollen rund 45 000 Tonnen Substrat im Jahr verarbeitet werden.
Der Bus kehrt auf den Hof nach Rehmsdorf zurück. Hier treffen sich Verpächter und Bauern, interessierte Einwohner und Gäste. „Wir freuen uns immer über die Einladung zum Hoffest“, sagen Herlinde und Bodo Sandner aus Profen. Denn Frau Sandner hat früher hier gearbeitet. „Ich finde es schön, dass wir ehemaligen Beschäftigten nicht vergessen werden. Großes Wiedersehen feierten Ehemalige. Kurt Gentzsch aus Langendorf war zum Beispiel 30 Jahre lang in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Roland Seydel war bis zur Wende viele Jahre technischer Leiter. Und Heinz Bunzel führte 40 Jahre den Betrieb mit und nach der Wende sogar als Geschäftsführer. Sie alle schwelgten in Erinnerungen und sind gern gesehene Stammgäste beim Hoftag.