Flüchtlingsheim in der Albrechtstraße Flüchtlingsheim in der Albrechtstraße in Zeitz: Burgenlandkreis schlägt 300.000 Euro aus

Zeitz - Bleibt das Asylbewerberheim in der Zeitzer Albrechtstraße doch weitere fünf Jahre erhalten? Karl Wiesemann, Unternehmer und Eigentümer des Objekts, kämpft jedenfalls darum und will die vom Burgenlandkreis zur Jahresmitte ausgesprochene Kündigung nicht hinnehmen. Zumindest nicht, ohne Versuche unternommen zu haben, das Haus zu retten.
Dabei geht es natürlich um unternehmerische Interessen. Wiesemann sagt aber auch, dass mit der Kündigung sieben Mitarbeiter entlassen werden müssten. Und er ist der Auffassung, dass die vom Landkreis geplante dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge am Ende mehr Geld kosten würde als die Einmietung in das Haus Nummer 39 in der Albrechtstraße. Dort waren laut Kreisverwaltung am Monatsanfang 130 Asylsuchende untergebracht gewesen. Aufnehmen kann das Haus 200, im Notfall auch 220 Menschen.
Flüchtlingsheim in der Albrechtstraße Zeitz: Objektbetreiber unterbreitet dem Burgenlandkreis ein Angebot
Damit die zum 30. Juni ausgesprochene Kündigung vielleicht doch noch im Papierkorb landet, hat Wiesemann dem Burgenlandkreis ein Angebot unterbreitet. Das wird selbst von der Kreisverwaltung als „sehr weitreichend“ eingestuft und ist laut eines Schreibens aus dem Landratsamt geprüft worden. Laut Wiesemann geht es dabei im Kern darum, dass dem Landkreis bei einer Fortsetzung des Mietverhältnisses über einen Zeitraum von 62 Monaten hinweg dem 30 Monatsmieten erlassen würden - das wären immerhin 300.000 Euro.
Zudem, da sind Wiesemann und Hausleiter Frank Macht überzeugt, würden mit der Unterbringung in der Albrechtstraße Nebenkosen gespart. Weil es eben oft so sei, dass die Menschen, die vorübergehend im Haus leben, Licht unnötig brennen ließen und auch aus Wasserhähnen oder Duschen Wasser liefe, wenn es gar nicht notwendig sei. In einem Heim sei das zu kontrollieren und man könne reagieren. Bei einer separaten Unterbringung in kleineren Einheiten sei das nicht möglich, so Wiesemann und Macht.
Burgenlandkreis hält Entwicklung des Flüchtlingsstroms für nicht absehbar
Der Kreis, so teilt Sprecher Ronny Just aus MZ-Anfrage mit, werde seine Kündigung aber nicht zurückziehen, weil das den Integrationszielen des Burgenlandkreises widersprechen würde. „Einer Vertragsverlängerung stehen das Ziel einer regionalen Ausgewogenheit und die damit verbundene Kündigung weiterer drei bis vier Gemeinschaftsunterkünfte entgegen“, sagt Just. Nicht zu vernachlässigen sei zudem, dass die Entwicklung des Flüchtlingsstroms nicht absehbar sei. Deshalb erscheine eine Vertragsbindung bis 2022 nicht sinnvoll. Schließlich bestünde die Gefahr, dass nach Ablauf der mietfreien Zeit Monatsmieten zu zahlen wären, auch wenn die Einrichtung leer stehen würde.
Landrat Götz Ulrich (CDU), der bereits seit seines Amtsantritts 2014 das Ziel verfolgt, große Gemeinschaftsunterkünfte zur Unterbringung von Flüchtlingen zugunsten von kleineren Einrichtungen und Wohnungen aufzugeben und dabei eine Verteilung über den gesamten Landkreis vorzunehmen, sieht zudem die Gefahr, dass große Einrichtungen einer Integration von Flüchtlingen entgegenwirke. „Zu große Einrichtugen entwickeln ein Eigenleben“, so Ulrich. Aus Kreissicht sei der Bedarf an großen Einrichtungen auch deshalb nicht mehr gegeben, weil die Unterbringung von Asylbewerbern „ohne Bleibeperspektive“ immer mehr in Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder erfolgt.
Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Albrechtstraße in Zeitz gibt es seit etwa 20 Jahren
Die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Albrechtstraße gibt es seit etwa 20 Jahren. Seither gab es in dem Haus laut Hochrechnungen etwa eine Million Übernachtungen. Das Haus war in der Vergangenheit auch in die Schlagzeilen gekommen. Bei einer unangekündigten Kontrolle hatten Inspekteure des Landesverwaltungsamtes im August 2013 kritikwürdige hygienische Zustände vorgefunden. Es folgten Auflagen. Der Betreiber investierte, so dass ein Referent des LVA Ende des gleichen Jahres feststellte: „Ich habe kein schlechtes Gefühl, wenn ich das Haus verlasse.“ (mz)