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Fleischerei in Markwerben Fleischerei in Markwerben: Ostpakete für den Westen

Von Holger Zimmer 02.11.2001, 18:44

Markwerben/MZ. - "Wir gucken nicht so weit voraus und hoffen nur, dass es auch im nächsten Jahr noch so läuft," sagt Uwe Machwirth. Er betreibt mit seiner Frau Anett eine Fleischerei im Markwerbener Turmweg und mittlerweile zwei Geschäfte in Weißenfels und Borau. Und auch sie betont, dass die Wünsche nicht zu groß werden sollten. Die habe man am Anfang gehabt, und dann seien die Rückschläge gekommen.

Die Machwirths arbeiteten in der damaligen "Banner"-Schuhfabrik. Sie als Sekretärin, ein Job, den sie nach der Wende verlor. Er hingegen am Ende in der Menü-Service GmbH, wo er auf Kurzarbeit gesetzt wurde. Wenig später kaufte man einen Imbisshänger, den der Onkel, der in den Altbundesländern eine Straßenbaufirma betreibt, vorfinanzierte. "Es war ein plötzlicher Einfall gewesen, eines Abends beim Gespräch," äußert er. Und sie: "Schließlich brauchten wir Arbeit." Und ohne Risiko gehe heutzutage ja ohnehin nichts mehr. Es sei anfangs auch ganz gut gelaufen, und Uwe Machwirth verweist auf Dinge, die es voher nicht zu kaufen gab und die sie nun in einem Freibad anboten. "Doch es war abzusehen, dass die Kinder nicht jeden Tag zehn Mark von zu Hause mitbekamen, und dass das Notwendigste mitgebracht wird."

Der Hänger jedenfalls wurde ein Jahr später wieder verkauft und damit die Fleischerei finanziert. Immerhin hatte Uwe Machwirth bereits seit 1980 Hausschlachtungen selbst in der Zeitzer Ecke, in Storkau und in Burgwerben durchgeführt. Bis zu 80 waren das im Jahr. Da hatte er schon einen Namen, da florierte das Geschäft schnell. Sieben, acht Schweine, die vom Schlachthof angeliefert wurden, verarbeitete er in der Woche. Doch dann gab es nach 1997 ein Tief, das mit Einbußen bis zu 30 Prozent verbunden war.

Zuerst wurde in der Straße vor dem Haus Abwasser verlegt, dann der untere Teil der Rodelbahn und schließlich die Hauptstraße saniert. Im Turmweg war man da mit dem Fahrzeug teilweise gar nicht mehr erreichbar. Und als sie in der Verwaltungsgemeinschaft wegen Ausfallgeld nachfragten, bekamen sie zur Antwort, dass Umwege zumutbar seien. Da habe man teilweise nur gearbeitet, um die Kosten zu erwirtschaften, ist zu hören. Und wäre da nicht jener Verkaufswagen gewesen, der an der Rodelbahn beladen werden musste, wer weiß, was geworden wäre.

Im Aufwind befindet sich das kleine Unternehmen erst wieder seit dem Vorjahr. Durch Zufall habe ihnen ein Geschäftsmann aus dem Ort die Übernahme eines Verkaufsstandes im Kaufland Borau angeboten. Dafür wurden im September 2000 die ersten zusätzlichen zwei Angestellten eingestellt.

Als die Produktionsgenossenschaft Weißenfelser Fleisch- und Wurstwaren pleite machte, sei ein weiteres Geschäft dazugekommen, nicht aber die Verarbeitungsstätte, wie Anett Machwirth betont. In dieser Zeit wurden auch rund 200 000 Mark investiert, wurde eine große Räucherkammer eingebaut, wurden Gaskessel, Speckschneider und Pökelautomat angeschafft. Und mit einem so genannten Kutter kann nun sogar Brühwurst von der Wiener bis zum Leberkäse, die vorher dazugekauft worden war, selbst hergestellt werden.

Uwe Machwirth betont, dass die Übernahme des Kaufland-Verkaufs ein absoluter Glücksgriff war. Allerdings einer, der mit viel Arbeit verbunden ist. Gegenüber den ersten Jahren werden heute drei-, vier-, ja sogar fünfmal so viele Schweine verarbeitet. Da fange er mitunter 6 Uhr an und höre 23 Uhr auf. Und auch am Wochenende gebe es immer etwas zu tun. Ohne Gesellen und einen Lehrling - sein Sohn Andy hat im September die Ausbildung begonnen - sei das nicht zu bewältigen. Dennoch mache es Spaß, wenn die Leute kommen und kaufen. Sogar welche aus den Altbundesländern zählen zum Kundenstamm. Von ihnen werden gerade in der Winterzeit Bestellungen abgegeben, schicke man gut und gerne zehn, fünfzehn Ostpakete auf die Reise in den Westen. "Dann ist es hier ganz so wie im Versandhaus."