Firma im Kinderzimmer Firma im Kinderzimmer: Tröglitzer ist der jüngste Unternehmer im Land

Tröglitz - Hans Eckardt ist gerade einmal 17 Jahre alt und weiß schon ganz genau, was er will. „Ich möchte ein eigene Firma führen und bin derzeit der jüngste Unternehmer in Sachsen-Anhalt, denn ich bin noch nicht einmal volljährig“, sagt Eckardt. Er besucht die 11. Klasse des CJD Christophorusgymnasiums in Droyßig. „Für mich steht fest, dass ich in Zukunft selbstständig sein möchte und ich finde, man kann nicht früh genug damit anfangen“, sagt er selbstbewusst. Der Abiturient möchte für Firmen die Internetauftritt gestalten. Dazu gehören für ihn auch Logos, Fotos und Duckprodukte wie Visitenkarten und Flyer. Erste Kunden hat er bereits wie zum Beispiel das Lauflabor in Zeitz und die Gaststätte Dorfkrug in Rehmsdorf. Doch um sich mit 17 Jahren selbstständig zu machen, ist es ein sehr langer Weg.
Zeitzer Amtsgericht war zunächst von seinem Vorhaben nicht überzeugt
„Als Minderjähriger musste ich erst einmal meine Eignung nachweisen, und das war ein ganz schöner Aufwand“, erzählt der Gymnasiast. So musste er eine Beurteilung der Schule vorlegen, einen Existenzgründerkurs bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) belegen, natürlich das Einverständnis der Eltern nachweisen. Die Rechtspflegerin des Zeitzer Amtsgerichtes sei zunächst von seinem Vorhaben nicht überzeugt gewesen. Er musste einen fünfseitigen Fragebogen ausfüllen und mehrfach habe sie ihn gefragt, ob er das wirklich durchziehen will. So hat sich die Gründung von September bis zum Januar hingezogen.
Denn Hans Eckardt ist noch minderjährig. Um eine eigene Firma zu gründen und eigenständige Rechtsgeschäfte durchzuführen, brauchte er zahlreiche amtliche Genehmigungen. Jetzt hat er endlich alle erforderlichen Unterlagen zusammen und konnte am 18. Januar in der Gemeinde Elsteraue sein Gewerbe anmelden. „Die Anmeldung wiederum war vollkommen problemlos. Ab 1. Februar bin ich jetzt Unternehmer“, sagt Eckardt. Er war gerade im Rahmen eines Schüleraustauschs zwei Wochen in Amerika. „Dort ist es ein Kinderspiel, eine Firma zu gründen. Jeder kann sich selbstständig machen, egal wie alt er ist. Das ist kein Vergleich mit Deutschland. Hier gibt es viele bürokratische Hürden“, sagt der Elftklässler.
Seine Firma führt er im Moment vor allem neben der Schule
Als nächstes muss er nämlich beispielsweise mit der Krankenkasse verhandeln. Wenn er eigenes Geld verdient, kann er nicht mehr über seine Eltern familienversichert sein. Doch eine eigene Mitgliedschaft in der Krankenkasse setzt wiederum regelmäßiges Einkommen voraus, weil Hans Eckardt dann jeden Monat einen eigenen Beitrag bezahlen muss. Doch seine Firma führt er im Moment vor allem neben der Schule, denn im nächsten Jahr will er erst einmal sein Abitur machen und danach Betriebswirtschaft studieren. „Über meine Firma möchte ich mir auch mein Studium finanzieren“, sagt er. Denn wenn er eigenes Einkommen besitzt, kommt er auch nicht mehr für Bafög in Frage.
Seine Eltern stehen dabei voll hinter ihm. Denn der Elftklässler macht in der Schule seine Sache gut bis sehr gut. „Meine Mutter war einige Jahre als Fotografin selbstständig und schon als Kind habe ich sie öfter begleitet“, sagt der frischgebackene Unternehmer. Große Investitionen braucht er für seine Existenzgründung nicht. Sein Büro ist quasi im Kinderzimmer. „Ich brauche nur meinen Kopf und einen guten Rechner“, sagt er. Einen guten Rechner hat er längst, darüber zahlreiche Kontakte zu Fotografen und anderen Mediengestaltern. „Allerdings haben wir ein unglaublich langsames Internet. Das ist nahezu schon geschäftsschädigend“, sagt Eckardt. Seit Jahren werde versprochen, dass sich daran etwas ändert. Doch bislang habe sich nicht wirklich etwas getan. Gute Unterstützung bekommt Eckardt von seinem Droyßiger Gymnasiums. „Ich belege zum Beispiel das Fach Wirtschaft und das sogar in Englisch. Da ist unsere Schule wirklich Vorreiter“, sagt Eckardt. (mz)