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Film in Goseck Film in Goseck: Der große Dreh im Dorf der Komparsen

Von Holger Zimmer 22.11.2001, 17:23

Goseck/MZ. - 40 Jahre muss es her sein, da wurde Goseck für den Film entdeckt. Damals kam Karl Schauers Cousin Herbert zu Besuch in den beschaulichen Ort über dem Saaletal, und fortan war es mehrfach um die Ruhe dort geschehen. Der Buchautor fand Gefallen an den sich bietenden Kulissen und Defa und Fernsehen mehrfach auch an der Landschaft. In "Wege übers Land" gewannen die Russen noch einmal den Zweiten Weltkrieg und nahmen die Gosecker Schlosskirche im Handstreich. In "Schatten über Notre Dame" (1966) kam man just in besagtem Schloss einer faschistischen Geheimorganisation im Vorkriegsfrankreich auf die Spur. Und 1973 ging es auf dem Igelsberg um Liebe und Ehebruch zu Zeiten Napoleons. "Wahlverwandtschaften" war ein Defa-Streifen frei nach Goethes gleichnamigem Roman.

Am Freitag erzählt Doris Heinemann, wie sie und andere Gosecker sieben Jahre zuvor auf dem Weg unterhalb des Schlosses stundenlang gestanden hatten, nur um mal Herbert Köfer in "Schatten über Notre Dame" zu sehen. Da sei es schon etwas Besonderes gewesen, als sie bei "Wahlverwandtschaften" selbst als Komparsin dabei sein durfte. Anfangs habe sie gar nicht gewollt, doch als dann immer mehr Leute aus dem Dorf dabei waren, ging auch sie in den Kindergarten, wo in einem Raum die Kostüme hingen. Gut sechsmal war sie bei den Dreharbeiten dabei. Ihr Sohn Marco war damals ein Jahr alt, und immer wenn ihre Mutter keine Schicht hatte und auf den Jungen aufpassen konnte, ging sie zu den Filmarbeiten. "40 Mark für einen Drehtag von zwei oder auch von vier Stunden waren ja damals ein schöner Pfennig Geld."

In bäuerliche Kleidung wurde sie damals gesteckt, sollte mit den anderen für Festtrubel auf dem Markt sorgen, den es anlässlich eines Richtfestes gab. Buden mit bunten Bändern und Spielzeug bildeten die Kulisse für das Volkstreiben, zu dem Musikanten aufspielten. Eine Einstellung zeigt, wie die Dörfler mit Pechfackeln einen Hang hinaufrennen. Selbst einen Ochsen am Spieß gab es, und der inzwischen verstorbene Erich Germann musste nachts Wache halten, damit sich nicht Raben und Eulen ihren Fraß holten. "Als ich das hörte, habe ich nichts gegessen." Später wurde der Film an einem Tag dreimal im "Bergschlösschen" gezeigt. "Alle drei Vorstellungen waren mittags, nachmittags und abends ausverkauft." Und eingebildet waren die Schauspieler keineswegs. Einer von den bekannteren musste sogar mal zur Ausnüchterung in einen Filmwagen, weil er mit den Zimmerleuten einen über den Durst getrunken hatte.Bitte lesen Sie hier weiter