1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Geplante Schließungen im SRH-Klinikum Zeitz: Fehlende Kinderärzte sind auch in Zeitz das Problem

Geplante Schließungen im SRH-Klinikum Zeitz Fehlende Kinderärzte sind auch in Zeitz das Problem

Zeitzer diskutieren über Hintergründe geplanter Schließungen. Wo die Ursachen liegen.

Von Angelika Andräs Aktualisiert: 23.03.2023, 20:10
Rund 1.000 Zeitzer protestierten am Montag auf dem Altmarkt gegen die geplante Schließung von Geburtshilfe und Kinderstation im Zeitzer SRH-Klinikum.  Es fehlen Kinderärzte.
Rund 1.000 Zeitzer protestierten am Montag auf dem Altmarkt gegen die geplante Schließung von Geburtshilfe und Kinderstation im Zeitzer SRH-Klinikum. Es fehlen Kinderärzte. Foto: Angelika Andräs

Zeitz/MZ - „Geburtshilfe und Gynäkologie sind nicht das Hauptproblem, sowohl in Zeitz, als auch landes- und bundesweit“, schreibt Dr. Jürgen Wieland, ein ehemaliger Kinderarzt, der die Berichte in der MZ verfolgt, zu den Schließungsabsichten im Zeitzer SRH-Klinikum.

„Es geht vielmehr darum, dass Kinderärzte fehlen.“ Da man es zusätzlich zu diesem Problem für das Zeitzer Klinikum auch noch verpasst – oder unterlassen habe – Ärzte zu suchen, sieht er keine Möglichkeit für den Bestand der Stationen.

Das Problem sei allerdings nicht neu, schon vor zwei Jahren sei bekannt gewesen, dass 25 bis 30 Prozent der Kinderärzte in Sachsen-Anhalt über 60 Jahre alt seien. „Über ein Drittel aller Kinderärzte in Deutschland wird bis 2025/26 in Rente gehen“, schreibt er. Was Zeitz angehe, verweist er auf die „zutreffende, sehr gute Analyse des Zeitzer Kardiologen Dr. Jörn Röhler“, der das Problem konkret für Zeitz sehr treffend angesprochen habe: Der nahe Ruhestand des Chefarztes der Pädiatrie im Zeitzer Klinikum war seit Jahren bekannt!

„So gut für die Zukunft die Idee eines Geburtshauses oder hebammengeführten Kreißsaales klingt, um zumindest Entbindungen in Zeitz überhaupt noch möglich zu machen, ohne Kinderarzt ist das Risiko sehr, sehr hoch.“ Zu diesem Schluss kommt auch das Aktionsbündnis Zeitz: „Leider geht die Idee eines von Hebammen geführten Kreißsaales in die falsche Richtung. Nicht die Geburtenstation ist personell das Problem, sondern die dazugehörigen Kinderärzte fehlen schlichtweg. Ein von Hebammen geführter Kreißsaal ist nur dann verantwortungsvoll zu betreiben, wenn auch ein adäquater Zugriff auf entsprechende Kinderärzte in Notfallsituationen möglich ist.“

Somit müsse also die Forderung im Vordergrund stehen, für eine personelle Sicherstellung im Bereich der Pädiatrie zu sorgen. Das kommentierte auch Tom Fischer im sozialen Netzwerk Facebook. „Die Idee eines hebammengeführten Kreißsaales, sprich Geburtshaus, ist die einzige Möglichkeit, um eine Geburt in Zeitz zu ermöglichen, auch wenn das natürlich mit gewissen Risiken verbunden ist“, meint er, „die Forderung nach Kinderärzten hingegen ist sinnlos. In den letzten Monaten gab es keine Bewerbung und die Klinik wurde mit Leihärzten irgendwie halbwegs arbeitsfähig gehalten.“

Doch Fischer denkt dabei auch weiter. „Warum aber auch sollten sich junge Pädiater in Zeitz bewerben? Es gibt eine schlechte Verkehrsanbindung an die großen Städte, vor allem mit dem ÖPNV. Zeitz ist als Wohnort wenig attraktiv, gerade wenn man als Student Städte wie Leipzig, Halle oder Jena gewohnt ist. Und zuletzt gibt es in unserem Krankenhaus, einfach aufgrund der Größe, nur selten Fälle, welche für Kinderärzte in Weiterbildung interessant sind.“

Die würden lieber in einer großen Klinik arbeiten, wo es spezielle Abteilungen – Kinder-Orthopädie, Kinder-ITS usw. – gibt, was natürlich nachvollziehbar sei. „Und spätestens mit Umsetzung der Krankenhausreform dürfen Kliniken der Stufe 1, was alle drei im Burgenlandkreis sind, sowieso keine Geburtshilfe mehr betreiben“, führt Fischer aus. „In Sachsen-Anhalt blieben fünf Kliniken übrig, in denen man dann noch entbinden könnte.“