Ernst-Ortlepp-Gesellschaft Ernst-Ortlepp-Gesellschaft: Tot, aber nicht vergessen

Zeitz/Droyssig - Ein Vortrag, ein Buch, eine kleine Sensation - der Ortlepp-Tag steht am Wochenende in Droyßig bevor. Und wenn sich die Ortleppianer treffen, dann darf man auch als Besucher gespannt sein. Zum Beispiel auf den Vortrag des Nachmittags.
Manfred Neuhaus hat mehrere Bücher über Ernst Ortlepp und die Zensur veröffentlicht. Die Bibliografie zu Leben und Werk des Droyßiger Dichters, „Dem Guten muss das Gute doch gelingen“, ist ein grundlegendes Nachschlagewerk. Das Thema seines Vortrages: „Überwachen, bespitzeln, Zensur. Fürst von Metternichs Furcht vor Ideen wie Freiheit, Volkssouveränität, Nation und Verfassung. Konsequenzen für Ernst Ortlepp.“ Ortlepps Schaffen fällt ja in die Restaurationsperiode, in die Zeit, in der Europas Fürstenhäuser mit geballter Kraft versuchten, die Errungenschaften der Revolution von 1789 zu revidieren.
Zensur und Verfolgung der Intellektuellen führten zu tiefen Enttäuschungen, zu Resignation und Rückzug. Im Anschluss an diesen Vortrag wollen Mitglieder der Ortlepp-Gesellschaft bei Kaffee und Kuchen darüber plaudern, wie sie vor Jahren auf den Dichter gestoßen sind, wie sie Briefe, Handschriften und äußerst seltene Bücher gefunden haben, heißt es in der Presseinformation.
Roland Rittig stellt Bücher vor
Roland Rittig stellt zwei neue Publikationen vor. Zum einen das im Mitteldeutschen Verlag Halle erschienene Buch „Der alte Ortlepp ist übrigens todt … aber nicht vergessen“, das nicht nur die Beiträge des literarischen Kolloquiums von 2014 aufgenommen hat, sondern auch Auskunft gibt über weitere Aktivitäten der Ortlepp-Gesellschaft zum 150. Todestag des Dichters. Besonders hinzuweisen wäre auf den Erstdruck einer sehr aufschlussreichen, bislang ungedruckten Handschrift Ernst Ortlepps in diesem Buch, die „Erinnerungen an Schulpforte von einem alten Portenser“. Hierbei handelt es sich um einen Rückblick des alten Ortlepp auf die „Knabenjahre“, in denen er „noch auf das Leben wie auf ein Paradies voll lachender Auen … hinausblickte.“
Diese Handschrift, um 1853 verfasst, schlummerte bislang im Archiv der Landesschule Pforte. Der Nachdruck wurde ermöglicht durch die Zusammenarbeit mit der Bibliothekarin Petra Mücke und dem ehemaligen Lehrer in Pforta Dr. Manfred Simon, Jena, der die schwierigen Übersetzungen aus dem Altgriechischen übernahm. Dieser Erstdruck ist ein besonders wertvoller Beitrag zur Ortlepp-Forschung, weil er eine Quelle erschließt, die nicht nur Ortlepps Jahre in Schulpforte auf lebendige Weise dokumentiert, sondern darüber hinaus auch einen Einblick in das ganz alltägliche Leben in dieser Schule gibt.
Eine weitere herausragende Publikation wird an diesem Tag präsentiert. Anne Usadel, Leipzig, hat alle bislang bekannten Briefe Ernst Ortlepps chronologisch geordnet, kommentiert und mit Namens- und Ortsregistern versehen. Noch gibt es viele weiße Flecken in der Biografie und dem umfangreichen literarischen Nachlass Ortlepps. Die Briefe, welche bisher nur vereinzelt veröffentlicht wurden, vervollständigen nun das Bild vom Droyßiger Dichter. Die „Briefe Ernst Ortlepps“ sind im Akademiker Verlag erschienen als Band Nr. 10 der Schriften der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft zu Zeitz: Es ist ein Jubiläumsbuch. (mz)
Programm
Die Ernst-Ortlepp-Gesellschaft lädt ein zum Ortlepp-Tag 2015 am Sonnabend, dem 12. September 2015, um 14 Uhr in die Räumlichkeiten des Heimatvereins Droyßig im Kavaliershaus des Schlosses zu Droyßig. Die Besucher erwartet gegen 14.30 zunächst ein Vortrag von Manfred Neuhaus, Dortmund, aus Anlass des Wiener Kongresses von 1815 – vor 200 Jahren. Birgit Ladig, Bibliothekarin der Ernst-Ortlepp-Bibliothek, wird einige der europaweit nur noch schwer zu findenden Exemplare präsentieren. Raluka Denecke berichtet über eine Inszenierung der Jugendtheatergruppe „Karambolage“, „Die Höllenmaschine“, szenische Splitter nach Ernst Ortlepps „Fieschi“. Dann folgt die Buchpremiere.
