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Ein Pony ist dieses Mal nicht dabei

Von Heike Riedel 26.12.2004, 16:39

Meuchen/MZ. - Konrad Schickler hat vier seiner Kinder, Marco (22), Sandro (29), Nancy (18) und Nicole (24), noch bei sich. Zwei ziehen mit anderen Wohnwagen durch die Welt, um als Artisten und Dresseure Freude zu bringen. Konrad Schicklers Frau ist vor Jahren schon auf der Straße überfahren und getötet worden. Stolz ist das Familienoberhaupt auf die Enkelschar, von der ihm drei Jungen und ein Mädchen Nicole und einen Jungen Marco beschert haben. "Die Jüngsten stehen Heiligabend in der Familie im Mittelpunkt", betont er.

Aber nach dem Frühstück, das es für alle, auch die Tierpfleger, die extra wohnen, so gegen 10 Uhr gibt, geht es erst einmal mit Arbeit weiter. Da hat auch Sammy (6) seine Aufgabe, denn im vorigen Jahr bekam er zum Weihnachtsfest ein Pony geschenkt. "Um das muss er sich nun kümmern", erklärt sein Vater Carlo Elano, wie die Kinder in das Zirkusleben hineinwachsen.

Tiere stehen immer wieder auf der Wunschliste der Jungen und Mädchen. Doch können nicht alle Wünsche erfüllt werden, zudem im Dezember Silvano, der Jüngste (1), und Sammy schon Geburtstag hatten. Von Sozialhilfe leben, heißt auch Entbehrungen hinnehmen. Wenn es dem Zirkus im Sommer besser geht, können schließlich auch noch Wünsche erfüllt werden.

In diesem Jahr lassen sich die Geschenke alle gut verpacken und in einen großen Sack stecken. Erst nach dem Mittagsimbiss ist aber Zeit für Weihnachtsvorbereitungen. Jetzt werden in jedem der drei Küchenwagen liebevoll die Bäumchen für die Bescherung geschmückt. Auf das lila Kugelset steht Nicole, lieber richtig bunt möchte es Nancy.

Das größte Augenmerk muss auf des Großvaters Wohnwagen gelenkt werden. Denn in ihm treffen sich am Nachmittag alle drei Familien. Die Zeit rückt heran. Marco hat sich kurz nach 16 Uhr schon umgezogen, auch Sandro und Carlo verschwinden in ihre Kleiderkammern. Da baut sich bei Sidney (4) langsam die Erwartungshaltung auf und sie fragt nach dem Weihnachtsmann. Als es dunkel wird, zieht es sie dann unwiderstehlich zum Großvater. Dort nämlich kommt immer der Rotrock mit den Geschenken vorbei. Es wird mit der Zeit verflixt eng in dem Wagen. "Das spart Heizöl", scherzt Marco. Plötzlich flucht draußen jemand über den Schlamm in diesem Jahr. Sollte nicht die Glocke den Weihnachtsmann ankündigen?

Da klingt sie endlich. Und Sammy stößt die Tür auf. Die Rute lässt ihn kurz zweifeln, ob das richtig war. Als die Pakete verteilt werden, ist aber auch eines für ihn dabei. Nur verflixt lange muss er darauf warten. Denn ständig klingelt noch das Handy. Da erzählt nun Silvia erst einmal, wie es ihr und der Familie in Kanada ergeht. In aller Welt scheinen die Schicklers und Elanos zu Hause zu sein. Die Feiertage werden zu Familientreffen, nach Hamburg und Hannover zieht es die Meuchener in diesem Jahr.

Bald spielen nicht nur die Kinder mit dem ferngesteuerten Auto, Marco kann der Technik auch nicht widerstehen.

Auch muss man mal zwischendurch hinüber zur Tante in die Küche, weil sie doch garantiert auch etwas Leckeres bereit hält. Sammy mag das Herzhafte, Santino steht auf die Butterkekse. Weihnachten gibt es scheinbar in jeder Ecke etwas Besonderes zu entdecken. Die Krippenfiguren erzählen die Geschichte des Festes. Erst sehr spät wird es ruhig in den Schlafwagen.

Der Zirkus Schickler ist in Meuchen am Ende der Thomas-Müntzer-Straße im Winterquartier. Er bittet um Futter und Einstreu für die Tiere und bietet die Besichtigung seiner Tiere an, zu denen zum Beispiel Kamele, Lamas, Pferde und Wasserbüffel gehören.