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Die verbotene Straße Die verbotene Straße: Erst will sie keiner haben, nun gibt es Ärger wegen Schließung

Von Yvette Meinhardt 31.10.2018, 07:00
Von Tröglitz aus ist die Straße an der ehemaligen Schweinemästerei geschlossen. Sie wurde verkauft.
Von Tröglitz aus ist die Straße an der ehemaligen Schweinemästerei geschlossen. Sie wurde verkauft. René Weimer

Zeitz - „Dass ich mal die Straße vor meiner Tür kaufen müsste, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht“, sagt Ines Theuermeister. Doch ihr und ihrem Mann blieb offenbar keine Wahl. Die Stadt Zeitz wollte sie nicht, die Gemeinde Elsteraue auch nicht.

„Die Treuhand wollte das Flurstück komplett abriegeln und schließen, so dass wir Angst hatten, dass wir nicht mehr zu unserem Haus kommen“, erzählt Ines Theuermeister weiter. Es geht um jene, etwa einen Kilometer lange Verbindung unterhalb des Obsthofes Martin bei Zeitz, vorbei an der verfallenen Schweinemästerei in Richtung Tröglitz. Jetzt gehört jene Buckelpiste der Familie Theuermeister. Und die hat die Straße abgeriegelt.,

Durchfahrt verboten: Die Schilder wurden einfach abgerissen

„Ja es ist richtig, wir haben dort die Erde anfahren lassen, denn bloße Schilder mit dem Hinweis ,Privatstraße’ hindern niemanden am Durchfahren. Im Gegenteil. Die Schilder wurden einfach abgerissen“, erzählt Ines Theuermeister weiter. Die Familie will sich nur schützen. Denn wenn es eine öffentliche Straße wäre, dann müssten sie die Fahrbahn und Nebenanlagen in Ordnung halten. Doch die Straße ist seit vielen Jahren in einem schrecklichen Zustand. Hier klafft Loch an Loch und an den Rändern wachsen wilde Mülldeponien. „Wenn hier etwas passieren würde, haben wir Angst, dass wir zur Verantwortung gezogen werden“, so Theuermeister.

In Tröglitz sorgt die Kappung der Verbindung allerdings für reichlich Unmut. Die erlaubte Route führt über die L193, ist zirka zwei, drei Kilometer länger. „Ich bin wütend, dass ich aus der Gemeindezeitung erfahren habe, dass die Straße gesperrt ist. Die Gemeinde Elsteraue hätte die Straße kaufen können, tat es aber nicht“, sagt Hans-Jürgen Malitte. Und Andreas Buchheim (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue, blieb bei der jüngsten Einwohnerversammlung eine Antwort schuldig.

Der Weg unterhalb von Kloster Posa in Richtung Tröglitz war nie in Besitz der Stadt Zeitz.

Auch die Stadt Zeitz hebt die Hände. „Der Weg unterhalb von Kloster Posa in Richtung Tröglitz war nie in Besitz der Stadt Zeitz. Der Weg gehörte der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft BVVG und war keine öffentliche Straße“, teilt Sprecherin Kathrin Nerling mit.

Die MZ fragte bei der BVVG in Magdeburg nach. „Es ist richtig, dass das Grundstück Gemarkung Zeitz, Flur 28, Flurstück 48/2 in unserer Verfügung stand. Es war zu keinem Zeitpunkt als Straße gewidmet, obwohl es als Straße geteert war und von der örtlichen Bevölkerung gewohnheitsmäßig genutzt wurde“, teilt BVVG-Niederlassungsleiter Hans-Egbert von Arnim mit. Das Flurstück erstreckt sich von Westen in Richtung Osten, von der L 193 nördlich des Obsthofes bis zum Beginn der Kleingartenanlage in Tröglitz. Die BVVG habe mehrere Versuche unternommen, der Stadt Zeitz und/oder der Gemeinde Elsteraue das Flurstück unentgeltlich zu übertragen.

Grundstück wurde im März 2017 öffentlich ausgeschrieben

Danach wurde das Grundstück im März 2017 öffentlich ausgeschrieben, so zum Beispiel auch im Zeitzer Amtsblatt und im November auf einer Auktion angeboten. Es fand sich jedoch kein Käufer. Im Mai 2017 gab es wieder ein Angebot an die Stadt, diese lehnte im Juni 2017 erneut ab. Der Zustand der Straße wurde immer schlechter. Im Januar gab es einen Schriftwechsel, in dem die BVVG die Sperrung der Straße „wegen der nicht mehr haltbaren Verkehrssituation“ angedroht hat.

Aus dem Rathaus kam laut BVVG die Antwort, von Seiten der Stadt Zeitz bestünden „keine Bedenken gegen die Sperrung, da die Straße keinerlei Bedeutung für den öffentlichen Verkehr der Stadt Zeitz besitzt.“ So wurde die Straße am 8. August an die privaten Anlieger verkauft. „Wir haben das Flurstück nicht kostenlos bekommen, sondern mussten eine vierstellige Summe bezahlen“, sagt Ines Theuermeister. (mz)