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Heimatgeschichte im Burgenlandkreis Die Haynsburg bei Zeitz ist um eine Attraktion reicher: Plättstube wird zum Ratsherrenzimmer

Ein Nebenraum auf der Haynsburg wurde jetzt zu einem historischen Ratsherrenzimmer umgebaut. Wer alles daran beteiligt war.

Von Matthias Voss Aktualisiert: 07.04.2024, 09:31
Michael Altendorf, Klaus Tuchscherer, Christiane Hansen und Frank Jacob (v.li.) im Ratsherrenzimmer auf der Haynsburg. Foto: René Weimer
Michael Altendorf, Klaus Tuchscherer, Christiane Hansen und Frank Jacob (v.li.) im Ratsherrenzimmer auf der Haynsburg. Foto: René Weimer René Weimer

Haynsburg/MZ. - Und wieder ist die Haynsburg um ein kleines Puzzlestück attraktiver geworden. Wenn auch nur bedingt für die Öffentlichkeit. Denn aus dem Versammlungsraum der Gemeinde Wetterzeube ist ein edles Ratsherrenzimmer geworden. „Das war ganz früher hier die sogenannte Plättstube, also der Raum, in dem die Wäsche von nebenan gebügelt wurde“, erklärt der Haynsburger Historiker Klaus Tuchscherer. Er selber hat als Landwirt, auf der immer als landwirtschaftliche Domäne genutzten Burg, den Raum noch als Clubraum für die Auszubildenen zu Schweine- oder Rinderzüchtern erlebt.

Ein glücklicher Zufall

Nach der Wende wurde das heutige Zimmer als Abstellraum für Pressgarn und Besenstiele genutzt, ehe es für Versammlungen der kommunalen Ratsgremien umgebaut wurde. Vor zwanzig Jahren war das, als drei kaum mehr zu erkennende Wandbilder aus DDR-Zeiten endgültig unter dem Putz verschwanden und Herbert Mähler aus Kleinosida ein neues großflächiges Bild von der Haynsburg an die größte Wand brachte. Dieses blieb, aber die in die Jahre gekommenen Möbel sind jetzt verschwunden. Im Januar hatte der Förderverein der Burg in einen Arbeitseinsatz den Raum renoviert, Firmen erledigten bereits 2023 Maler- und Elektroarbeiten. „Wir haben das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Die neuen Möbel werten den Raum mit altertümlichem Flair auf“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Altendorf.

Das Ratsherrenzimmer auf der Haynsburg
Das Ratsherrenzimmer auf der Haynsburg
(Foto: Renè Weimer)

Er freut sich, dass Wetterzeubes Bürgermeister Frank Jacob (Die Linke) diese alten Tische, Stühle, Sessel, Vitrinen, einen alten Sekretär und eine Standuhr besorgen konnte. Aber das war eher einem glücklichen Zufall zu verdanken. „Wir hatten in der Coronazeit Besuch von einem älteren Ehepaar aus dem thüringischen Meusebach hier. Zwar waren unsere Museen geschlossen, aber die haben sich so interessiert gezeigt, dass ich ihnen eine private Führung gegeben habe“, erzählt er. Darüber waren die zufälligen Gäste so dankbar, dass sie Jacob zunächst ein seltenes ES 150-Motorrad für das Zweirad-Museum gespendet hatten.

„Später hieß es dann, dass die beiden zu ihren Kindern nach Coburg umziehen wollten, aber nicht alles mitnehmen konnten, was sich die Jahre über so angesammelt hatte. Vor allem die alten Möbel von der Mutter aus Halle brauchten eine neue Bestimmung. Und die wurden uns angeboten“, freut sich Frank Jacob noch immer. In dem Augenblick hatte er zusammen mit Altendorf die Idee von dem Ratsherrenzimmer. Viele Stühlen passen zu dem Sekretär oder der Vitrine, denn alle haben die gleichen Intarsien, also geschnitzte Merkmale. „Das war natürlich eine ganz schön schwere Arbeit, die Sachen nach Haynsburg zu bekommen. Denn die Möbel sind edel und schwer, hatten früher ein gutbürgerliches Herrenzimmer gebildet“, erzählt Jacob weiter.

Ende Februar konnte das neue Ratsherrenzimmer stilgerecht mit einer Gemeinderatssitzung und großer öffentlicher Beteiligung eingeweiht werden. Und genau dafür ist es auch vornehmlich vorgesehen. „Private Feiern werden wir hier nicht mehr anbieten“, so der Bürgermeister. Klaus Tuchscherer aber will den Raum zumindest bei seinen Burgführungen mit ins Programm aufnehmen. „Ich denke, er eignet sich aber auch für Ehrungen, wenn mal jemand mit dem Bundesverdienstkreuz oder so ausgezeichnet wird“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Bald nächste Erweiterung?

Der Historiker verweist noch einmal darauf, dass die Burg seit dem 15. Jahrhundert nur als landwirtschaftliche Domäne genutzt wurde und niemals einen Fürsten oder Herzog als Burgherrn gesehen hat. „Ein paar alte Sachen und Möbel haben wir aber auch noch selber, deswegen denkt der Heimatverein über eine Erweiterung der Heimatstube nach. Dafür müssten wir weitere Räume ertüchtigen“, so Frank Jacob. Und da würde der Förderverein wieder ins Spiel kommen. Denn neben den regelmäßigen Arbeitseinsätzen für die Verschönerung unterstützt dieser die Vorhaben auf der Haynsburg auch finanziell. „Wir akquirieren Spenden zum Beispiel für kleinere Reparaturen und Anschaffungen“, erklärt Michael Altendorf.