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Deutschland-Stipendium Deutschland-Stipendium: Ein Peruaner im Tagebau Profen

Von Anja Melior 02.02.2016, 09:46
Vor dem Absetzer im Tagebau Profen-Süd können die Studenten sich genauer mit dem Erdreich befassen und dieses erkunden.
Vor dem Absetzer im Tagebau Profen-Süd können die Studenten sich genauer mit dem Erdreich befassen und dieses erkunden. Hartmut Krimmer Lizenz

Theissen/Profen - Mit einem Helm und Schutzbrille ausgerüstet, steht er im Tagebau neben einem Absetzer. Der Wind weht ihm um die Nase und unter den Schuhen ist es schlammig. „Das ist sehr beeindruckend“, meint Orlando Carrillo. Der 32-Jährige kommt ursprünglich aus Peru und hat das Glück, eines der begehrten Deutschland-Stipendien, das von der Mibrag unterstützt wird, zu erhalten. Er zückt sein Handy und bittet einen anderen Studenten, ein Foto von ihm zu machen - vor dem riesigen Absetzer, der gerade den Abraum in den Tagebau Profen-Süd hoch schüttet. „Ich schicke das jetzt an meine Freunde in der Heimat“, erklärt er. Immerhin habe er die schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen.

Seit 2015 studiert der Peruaner an der Handelshochschule in Leipzig. Diesen Schritt konnte er nur gehen, weil er ein Budget von 8.000 Euro vorweisen konnte. „Die müssen für zehn Monate reichen“, meint Carrillo und erklärt, dass das viel klingt, aber in der Realität nicht ausreicht. Umso mehr hat er sich über die Zusage des Deutschland-Stipendiums gefreut. „Die 300 Euro zusätzlich helfen mir sehr. Für Miete und das Leben“, meint er. Und genau deshalb folgte Carrillo der Einladung der Mibrag gern. „Natürlich möchte ich das Unternehmen kennenlernen, was mich so fördert. Ich kenne noch nicht viel in Deutschland und in einem Tagebau war ich sowieso noch nie“, meint der 32-Jährige. Schon allein der Aussichtspunkt des Tagebaus Schwerzau imponiert ihm.

„Das ist ja riesig“, staunt Carrillo. Mit dem Peruaner sind noch weitere fünf Studenten auf der Kennlern-Tour. Auch diese werden vom Unternehmen unterstützt und haben nun die Chance, sich einen groben Überblick über die Arbeitsabläufe und Aufgaben zu verschaffen. Während Besucherbetreuer Lothar Stahl erklärt, was und wie man im Tagebau arbeitet, zeigen sich die jungen Studenten sehr interessiert, stellen auch immer wieder Fragen. Carrillo versteht zwar nicht alles, da er noch nicht so gut Deutsch spricht, aber einen großen Teil kann er sich zusammenreimen. Besonders interessiert zeigt er sich am Absetzer, den er in der Ferne sieht.

„Wow, das ist imposant“, meint er und wenige Minuten später sitzt er bereits wieder mit allen anderen im Bus auf dem Weg in den Tagebau Profen-Süd auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort steht nämlich ein weiterer Absetzer, an dem man richtig nah herankommt. Carrillo fragt, was auf den Förderbändern ist und bekommt zur Antwort, dass das Abraum ist, der nun vom Absetzer hochgeschüttet wird. „Was von oben abgetragen wird, kommt auch wieder oben drauf“, erklärt Stahl den Studenten.

Julia Protciuk ist ebenfalls mit Helm und Schutzbrille ausgerüstet und stellt jede Menge Fragen, die ihr auf der Seele brennen. Seit zweieinhalb Jahren lebt die junge Frau in Deutschland - genauer gesagt in Draschwitz. Sie studiert im fünften Semester Betriebswirtschaftslehre in Merseburg und hatte sich im letzten Juli für ein Stipendium beworben.

„Im September kam dann schon die Zusage. Ich habe mich riesig gefreut und auch darüber, dass ich jetzt so eine Tour mitmachen kann. So nah kommt man ja sonst nicht ran“, meint die 27-Jährige. Wie es nach ihrem Studium weitergeht, steht noch nicht fest. Zunächst will sie noch ihren Master dranhängen und würde sich freuen, wenn sie hier in der Region eine Anstellung findet. „Selbstverständlich kommt die Mibrag als regionaler Arbeitgeber für mich in Frage. Das wäre schon ein Traum“, so Protciuk.

Für die Studenten war es ein interessanter Ausflug in die Welt des Kohleabbaus und eine gute Möglichkeit, ihren Sponsor und Förderer einmal näher kennenzulernen. (mz)

Orlando Carrillo kommt aus Peru.
Orlando Carrillo kommt aus Peru.
Hartmut Krimmer Lizenz
Im Abbaugebiet Schwerzau gibt es für die Studenten einiges zu sehen.
Im Abbaugebiet Schwerzau gibt es für die Studenten einiges zu sehen.
Hartmut Krimmer Lizenz
Mit dem Bus ging es sogar an dem riesigen Schaufelrad vorbei.
Mit dem Bus ging es sogar an dem riesigen Schaufelrad vorbei.
Hartmut Krimmer Lizenz
Lothar Stahl ist Besucherbetreuer.
Lothar Stahl ist Besucherbetreuer.
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