1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Schmied erobert als Schauspieler die Leinwand

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schmied erobert als Schauspieler die Leinwand

Von YVETTE MEINHARDT 02.02.2011, 18:11

WÜRCHWITZ/MZ. - WÜRCHWITZ / MZ- Kräftige Hammerschläge erklingen aus der alten Schmiede in Würchwitz. Hier kann man traditionelles Handwerk noch erleben. Andreas Schaller schweißt und lötet, sägt und bohrt.

An diesem Tag fertigt er ein wunderschönes Tor für ein neu gebautes Einfamilienhaus in Zeitz. Es misst 3,50 Meter in der Breite und 1,80 Meter in der Höhe. Der Schmied setzt es aus Stäben, Spitzen und zahlreichen schmiedeeisernen Verzierungen zusammen. "Zäune und Tore, Geländer und Treppenläufe. Gelegentlich auch mal die Reparatur eines Getriebes - kurzum Metallarbeiten aller Art gehören heute zu meinen Aufträgen", sagt der Hausherr.

Der 55-Jährige lernte das Handwerk von der Pike auf. "Meine Schlosser-Lehre machte ich in der PGH Neuer Weg in Zeitz, habe später unter fünf verschiedenen Bezeichnungen in ein und demselben Betrieb gearbeitet", erzählt Schaller. Schon als Kind verbrachte der Zeitzer nahezu jedes Wochenende auf dem Land. Seine Großmutter lebte in Steinbrüchen, und so führte ihn sein Weg immer wieder nach Würchwitz. "Hier lernte ich meine spätere Frau kennen und heiratete 1978 in die Schmiede ein", lässt er sein Leben Revue passieren. Seinem Schwiegervater habe er viel zu verdanken. Nach Feierabend stand er mit ihm am Schmiedefeuer und lernte das alte Handwerk.

Die Schmiede atmet Geschichte. Vor dem Haus steht eine kleine Säulenhalle, wo einst Pferde beschlagen wurden. Die Jahreszahl 1749 ist in Stein gehauen, an der alten Herdplatte steht sogar 1743 geschrieben. "Früher war hier sogar mal eine alte und über die Region hinaus bekannte Waffenschmiede. Irgendwann will ich mit Ortschronisten Volker Thurm der Geschichte intensiver nachgehen", erzählt der 55-Jährige. Vermutlich die vierte Generation betreibt jetzt die Schmiede. Alte Handwerkstechniken bleibt man bis heute treu. "Erst neulich habe ich historische Holzräder wieder bereift, eine Arbeit, die wohl nicht mehr viele können", sagt Schaller. Das Metall wird gleichmäßig zum Glühen gebracht, darf aber auch nicht zu heiß sein, sonst fängt das Holz Feuer. Wird jener Metallreifen auf das Holz gezogen, so zieht er sich beim Abkühlen so eng zusammen, dass er ohne Nägel oder Schrauben haften bleibt. Je nach Größe eines solchen Wagenrades brauche er zwei bis vier Helfer für diese Arbeit.

"Über Aufträge kann ich mich nicht beklagen. Seitdem ich bei der Olsenband mitspiele, kennen viele mein Gesicht", plaudert er lachend. So pendelt er auch an diesen Tagen zwischen Schmiede und Filmstudio. Denn derzeit wird am vierten Teil gedreht. "Wir waren für die neue Olsenbande schon in der Mibrag, in Naumburg und Freyburg und natürlich in der Küche von Humus", verrät Schaller. Wie er zum Film kam?

"Das war eigentlich eine richtige Schnapsidee. Humus sprach mich in der Bockwitzer Kneipe an, ob er mal in der Schmiede drehen kann. Ich nahm das nicht so ganz ernst, und habe einfach ja gesagt", fährt er fort. Drei Monate später stand Humus mit seinem Filmteam vor der Tür und es ging los. Egon und Benni waren gesetzt, aber die Rolle von Kjeld war noch nicht vergeben. "Da klopfte mir Humus auf die Schulter, mach mal. .und ab sofort gehörte ich zur Olsenbande", erinnert sich Schaller. Auch er liebt diese dänische Krimi-Komödie, die ganz ohne Mord und Totschlag auskommt, dafür auf Humor setzt. "Die Filme der Olsenbande sind die beste Werbung für mich", freut sich der Würchwitzer und kann nicht über mangelnde Aufträge klagen.

Der neue Streifen der Würchwitzer Olsenbande feiert am 3. Dezember im Hyzet-Kuk Premiere.